Aneignung von Lebensgrundlagen

Aus Nuevalandia
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In Altland wird die private Aneignung (=Eigentum) von Lebensgrundlagen anderer unterstützt. Dieser Trend wird immer intensiver und macht vor immer weniger halt (s.Trend zur Privatisierung).

Dies verstößt gegen das "Gesetz des eingeschränkten Wettbewerbes" und führt zu Abhängigkeiten mit gravierenden Problemen. Dabei stellt sich die Frage: Darf das Eigentumsrecht ein Verfügungsrecht über menschliche Schicksale beinhalten?

Entstehung von Abhängigkeiten durch monopolisierte Lebensgrundlagen

Die private Aneignung von Lebensgrundlagen ist noch relativ unkritisch solange:

  • eine genügende Anbieter-Vielfalt da ist (Konkurrenz unter Anbietern, keine Oligopole...) und die Anbieter auch auf Kunden angewiesen sind.
  • genügend Angebot da ist (Konsument hat Mitspracheoption und kann im Zweifel den Anbieter wechseln).


Umso weiter die Lebensgrundlagen jedoch monopolisiert oder begrenzt werden, umso problematischer wird es und führt zu "moderner Sklaverei". Da jeder auf Lebensgrundlagen angewiesen ist, bleibt den Abhängigen nichts anderes übrig als jeden geforderten Preis zu zahlen. Dafür muss oft auf Dinge verzichtet werden, wie z.B:

  • Verzicht auf die Tätigkeit, die Spaß macht bzw. sinnvoll erscheint. Stattdessen wird einer Arbeit nachgegangen, bei der genügend Geld verdient wird um die Ansprüche zu bedienen.
  • Verzicht auf Urlaub oder Kinder.
  • Verzicht auf Zeit, die man eigentlich mit seinen Kindern, Freunden oder seinem Hobby verbringen wollte.
  • Verzicht auf angemessene Altersvorsorge oder Sparen für eine "Auszeit".
  • Im Extremfall schafft man es nicht mehr die geforderten Preise zu zahlen, verliert sein Vermögen und verarmt bzw. kommt nicht mehr dazu sich etwas "aufzubauen".

Leistungslose Einkommen

Diese o.g. Abhängigkeit eröffnet für die Eigentümer der Lebensgrundlagen eine ganz neue Art des Einkommens: Leistungslose Einkommen ! Die hier gemeinten leistungslosen Einkommen werden auch als Knappheitsrente bezeichnet (andere leistungslose Einkommen z.B: Schenkung sind hier nicht gemeint).

Siehe hierzu auch: leistungslose Wirtschaft

Merkmale

Fehlende Gegenleistung

  • Im Gegensatz zum Dachdecker, der für seinen Lohn die (Gegen)Leistung der Dachreparatur vollbracht hat, fehlt bei leistungslosen Einkommen als Gegenwert zur Bezahlung eine reale Leistung.

Gegenwert "HABEN"

  • Anstelle einer realen Arbeitsleistung (Dachdecker) oder einem Gut (Brotverkauf), resultiert ein leistungsloses Einkommen nur aus der Tatsache des "Habens" (Eigentums).
  • Damit kann, wie durch Magie, lediglich aus dem Eigentum einer Sache (ohne Verkauf oder Leistung) ein ständiges Einkommen erzielt werden.
  • Die klassischsten Beispiele hierbei sind Pacht, Geldverleih gegen Zins und monopolisiertes Wissen (z.B.Pharma-Patente oder Softwarepatente).
  • Wobei z.B. bei dem zu zahlenden Bankzins die darin enthaltenen Verwaltungskosten der Bank, der Risikoausgleich und der Inflationsausgleich keine leistungslosen Einkommen sind! Lediglich der Teil des Zinssatzes, welchen die Bank an den Sparer weitergibt (= Urzins oder Liquiditätsfalle), gilt als leistungsloses Einkommen.

Goldeselfunktion & ständiges Wachstum

Durch diese Art von Einkommen ohne realen Gegenwert entsteht eine Goldeselfunktion:

  • Wer einmal genug Vermögen (HABEN) hat und von deren "Ertrag" gut Leben kann, hat einen Goldesel zu Hause.
  • Wer genug für sich arbeitendes Eigentum besitzt, kann sogar nicht nur ohne zu arbeiten gut davon leben, sondern sogar ohne zu tun immer reicher werden:

Ständiges Wachstum - Einkommen aus Eigentum zum Erwerb von noch mehr Eigentum

  • Was macht der Eigentümer der Lebensgrundlagen mit den daraus resultierenden Einnahmen, wenn er diese nicht komplett ausgeben will oder kann (z.B. da sie sehr hoch sind)?
  • Der Eigentümer wird den "Überschuß" wieder in Eigentum von Lebensgrundlagen investieren und daraus demnächst noch mehr leistungslose Einnahmen generieren.
  • Dieses Spiel kann immer weiter fortgeführt werden. Es liegt damit ein ständiges Wachstum der leistungslosen Einnahmen vor.

Anreiz & Vorteile

  • Diese "Notenpresse" aus leistungslosen Einkommen ist natürlich sehr bequem und daher für jeden sehr erstrebenswert. Man erhält ein Einkommen vom Nichtstun, welches sich sogar selbständig immer weiter vermehrt.
  • Jeder Bankberater erzählt dies seinen Kunden. Und auch in den Medien hört man immer wieder, daß man sein Geld (oder Vermögen) für sich arbeiten lassen muß !
  • Aufgrund dieser schlagenden Vorteile versucht nun jeder (Privatpersonen und Unternehmen), der den Vorteil kennt, solch ein bequemes Einkommen zu generieren.
  • Aufgrund des Nutzens durch die Monopolisierung geht der Trend in der Wirtschaft dahin. Das Kartellamt ist dabei allzu oft ein „zahnloser Tiger“ (siehe Lobbyismus). Außerdem sind Monopolabsprachen oft schwierig nachzuweisen (wie beim Preiskartell der Tankstellen)

Voraussetzungen

  • Man muß der Eigentümer von Lebensgrundlagen anderer sein. Um diese zu erwerben braucht man mehr Geld als man zum Leben verbraucht. Der "kleine Mann" ist damit praktisch ausgeschlossen.
  • Diese Lebensgrundlagen müssen begrenzt sein, damit eine Monopolstellung gegenüber den abhängigen Nutzern geschaffen werden kann.

Sonstige leistungslose Einkommen

  • Neben den leistungslosen Einkommen aufgrund der Aneignung von Lebensgrundlagen gibt es noch andere Arten von leistungslosen Einkommen (z.B. Erbe, betriebliche Abfindungen, Spekulationsgeschäfte usw.
  • Auf diese anderen Arten von leistungslosen Einkommen wird in diesem Artikel nicht weiter eingegangen, da sie eine andere Problematik darstellen.

Effekte auf die Gesellschaft

Das System der oben beschriebenen leistungslosen Einkommen durch die Aneignung von Lebensgrundlagen ist Auslöser für eine wachsende Ungleichheit und Nutzenminimierung für die Gesellschaft. Die gravierendsten Effekte dabei sind:

  • Sich selbst verstärkende Umverteilung von unten nach oben. Diese Umverteilung führt wiederum zu:
    • Verarmung der Bevölkerungsmehrheit
    • gesellschaftliche und wirtschaftliche Krisen.
  • Die Freiheit von Organisationen und Menschen wird immer enger durch die Markterfordernisse eingegrenzt. Kreativität, Innovation, Fortschritt und Selbsterfüllung gehen verloren.

Beispiel: Chancenungleichheit in den USA.

Umverteilung von unten nach oben

Umwandlung Gemeinvermögen in Privatvermögen schafft Abhängigkeiten

  • Aufgrund des lukrativen Geschäfts durch die Aneignung von Lebensgrundlagen werden global "freie" und käufliche Lebensgrundlagen gesucht und aufgekauft. Man bezeichnet dies auch als immer weitere "Einhegung der Gemeinressourcen".
  • Durch die private Aneignung wird immer mehr Menschen der Zugang zu lebenswichtigen Gütern verwehrt.
  • Selbst frühere Tabuthemen (wie Wasser und Luft) stehen schon auf der Agenda.
  • Dadurch wird Gemeinvermögen in Privatvermögen umgewandelt und die Abhängigkeit der Bevölkerung nimmt zu.

Da den Abhängigen keine Wahl bleibt und sie die leistungslosen Einkommen der Vermögenden bedienen müssen, kann dies auch als Moderne Sklaverei bezeichnet werden:

  • Die direkte Sklaverei wurde zwar abgeschafft, aber die Herren (oder diejenigen, welche zuerst da sind und den Kampf um die verbliebenen Lebensgrundlagen gewinnen) können sich nun die Lebensgrundlagen der Anderen aneignen.
  • Die Anderen müssen nun wie zu Sklavereizeiten für die Herren arbeiten (z.B. deren Kapital und leistungslose Einkommen bedienen). Da das meiste der Lebensgrundlagen (z.B. Grund & Boden) bereits verteilt ist, haben diese "Anderen" auch gar keine Chance sich auf Augenhöhe mit den Vermögenden zu messen. Es ist wie beim Monopoly-Spiel, bei dem alle Straßen schon an einen Mitspieler vergeben wurden.
  • Diese Bedienung der Vermögen ist nicht mehr direkt und offensichtlich wie bei der Sklaverei, sondern läuft automatisch im Hintergrund und indirekt ab. Oftmals wissen nicht einmal die Eigentümer (geschweige denn die Arbeitenden), welche Ungleichheit daraus entsteht und das es einen großen Unterschied zwischen Realwirtschaft und leistungsloser Wirtschaft gibt (s.Altland).

Abhängigkeiten erzeugen selbstverstärkende Umverteilung

Durch die entstandenen Abhängigkeiten und der damit verbundenen "Knappheitsrente" (s.leistungslose Wirtschaft) entsteht eine gigantische Umverteilung von Vermögen von der fleißigen Allgemeinheit zu den Vermögensten der Gesellschaft (in Deutschland mehr als 1 Milliarde € pro Tag!):

  • Dies wird auch als "Umverteilung von unten nach oben" oder Sozialhilfe für Reiche bezeichnet.
  • Diese Umverteilung ist der Grund weshalb die Schere zwischen Arm und Reich (trotz Gegenteiliger Umverteilung durch den Staat) immer weiter auseinandertriftet und sich Leistung immer weniger lohnt.
  • Ohne ein entsprechendes exponentielles Wirtschaftswachstum im selben Tempo (was langfristig nie möglich ist (s.Wirtschaftswachstum), verarmt der größte Teil der Bevölkerung (z.B. werden dadurch seit den 90er Jahren die Mehrheit der Deutschen trotz Wirtschaftswachstum ärmer):
    • Die leistungslosen Einkommen (z.B. Zins+Pacht) sind in den Verkaufspreisen der Leistungen eingerechnet. Z.B. bezahlt ein Bauer Pacht für seine Felder und Zinsen für den Kredit seines Traktors. Diese Kosten stecken in den Produkten des Bauers. Jeder der im Laden Brot und Butter kauft, bezahlt somit diese leistungslosen Einkommen mit.
    • Die wachsenden leistungslosen Einkommen müssen demnach in der Realwirtschaft verdient werden. Sie wirken damit wie eine Art Knebel, welcher der Realwirtschaft immer mehr die Luft abdrückt (s.Altland) bzw. einen ungesunden Wachstumsdruck erzeugt (siehe Wirtschaftswachstum).
    • In der Realwirtschaft arbeitet der "kleine Mann", welcher nicht genug Vermögen hat um davon leistungslos zu leben. Er erarbeitet die leistungslosen Einkommen der Vermögenden mit.
  • Die (real-)arbeitende Bevölkerung zahlt also nicht nur die Sozialhilfe für die Ärmsten mit ihren Steuern, sondern auch eine (vielfach höhere) Sozialhilfe an die Reichen (bzw. Vermögenden).
  • Durch diese Umverteilung von unten nach oben verarmen die Nicht-Reichen sobald die Wirtschaft weniger als der Anspruch des leistungslosen Einkommens wächst.

Diese jahrzehntelange Umverteilung von der Arbeit zu Vermögensinhabern, von den Löhnen zum Gewinn, von Arm zu Reich und von den Haushalten zu den Konzernen hat inzwischen schwerwiegende Auswirkungen. Auch deshalb, weil die Vermögenseigentümer und reichen Haushalte niedrigere Konsumquoten haben. Das angesammelte Geld wird also nicht ausgegeben (und käme dadurch der produzierenden Realwirtschaft zu gute), sondern wieder investiert. Dies führt zu einer immer grösser werdenden Umverteilung mit immer weniger Gewinnern und immer mehr Verlierern.

Diese Umverteilung ist selbstverstärkend, unmoralisch und ein gesellschaftliches Pulverfass. Sie stellt eine klare Übertretung des Gesetzes des eingeschränkten Wettbewerbes dar.

Krisen durch Umverteilung

Das System der selbstverstärkenden und immer weiter konzentrierten Umverteilung ist auf Dauer nicht überlebensfähig:

  • Da das Wirtschaftswachstum langfristig niemals Schritt halten kann, kommt es zu einer immer stärker werdenden Verarmung der Bevölkerungsmehrheit.
  • Die Kollabierung bzw. das "Luftholen" durch notwendige Krisen ist somit in der Struktur angelegt:
    • Entweder den Bürgern werden über staatliche Rückverteilung ihre notwendigen Bedürfnisse gesichert, dann kommt es zu Wirtschafts- oder Finanzkrisen
    • Oder die Wirtschaft wird auf Kosten der Menschen gerettet, dann kommt es langfristig zum gesellschaftlichen Umsturz
    • Oder die Wirtschaft wird auf Kosten der Umwelt gerettet (Wachstumssteigerung über erhöhte Ausbeutung des Planeten), dann kommt es langfristig zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenbruch, da die lebensnotwendigen Ressourcen zerstört werden.
  • Der Staat tritt dabei meist als "Erfüllungsgehilfe" der leistungslosen Einkommen auf. Grund ist hierbei oft der Lobbyismus sowie die Wachstumsgläubigkeit (s.Wirtschaftswachstum und Bruttoinlandsprodukt). Er sichert den Anspruch der Vermögenden auf die Lebensgrundlagen der Anderen und setzt diesen Notfalls mit Gewalt durch (s.Hausräumung Erfurt).
  • Auf der anderen Seite kann ein Staat seine Bevölkerung auch nicht verhungern lassen oder ehemals errungene Sozialleistungen immer weiter zurückfahren. Dies ließe sich die Bevölkerung nicht ewig gefallen (nicht einmal in einer Diktatur). Demokratische Regierungen wollen außerdem wieder gewählt werden!
  • Der einfachste (und fast immer gewählte) Ausweg aus diesem Dilemma ist:
    • Absicherung der leistungslosen Einkommen (einen großen Anteil zahlt der Staat sogar selbst, z.B. über seine Zinszahlungen).
    • Damit wird allerdings auch die Umverteilung von unten nach oben zementiert.
    • Gleichzeitig verschuldet sich der Staat immer mehr um den Sozialstaat aufrecht zu halten und die Wirtschaft zu stimulieren in der (irrsinnigen) Hoffnung auf eine "Selbstfinanzierung".
    • Die neuen Schulden führen dann allerdings zu einer zusätzlichen Umverteilung. Anstatt Wirtschaftswachstum an dem alle profitieren, konzentriert sich das Kapital nur noch weiter. -> Wieder muss der Staat einspringen usw.
    • Das Problem verstärkt sich also immer weiter.
    • Irgendwann sinkt dann die Bonität des Staates. Damit steigt die Verschuldung immer mehr. -> Die Bonität sinkt weiter usw.
    • Die letzte Konsequenz des Spiels ist dann der Staatsbankrott (s.auch Staatsverschuldung).

Beispiele aus der Geschichte

  • Das Problem der Umverteilung ist nicht neu. Karl Marx übertrieb es vielleicht, doch er hatte recht mit seiner Aussage, unbeschränkter Finanzkapitalismus und die Umverteilung von Einkommen und Vermögen von den Arbeitnehmern und "Mittelständlern" zum Kapital (Vermögenden) könnten zur Selbstzerstörung des Kapitalismus führen.
  • Unregulierter Kapitalismus kann zu Phasen von Überkapazitäten, Unterverbrauch und wiederholten, destruktiven Finanzkrisen führen.
  • Europas aufgeklärtes Bürgertum erkannte schon früh: Um revolutionen zu vermeiden, müssen die Rechte der Arbeitnehmer geschützt und ein Sozialstaat zur Rückverteilung von Vermögen und zur Finanzierung öffentlicher Güter geschaffen werden.
  • Dies verstärkte sich nach der Großen Depression, als der Staat die Verantwortung für die gesamtwirtschaftlcihe Stabilisierung übernahm, durch:
    • Aufrechterhaltung einer großen Mittelschicht
    • progressive Besteuerung der Einkommen und Vermögen
    • Förderung wirtschaftlicher Möglichkeiten für alle
  • Es folgten 30 Jahre sozialer und wirtschaftlicher Stabilität bis zur Mitte der 70er Jahre. In dieser Zeit nahm die Ungleichheit steil ab und die mittleren Einkommen wuchsen schnell.
  • Die Politik begang während diesem europäischen Wohlfahrtsmodell allerdings folgende Fehler:
    • Finanzierung über große Haushaltsdefizite
    • Überregulierung
    • Mangel an wirtschaftlicher Dynamik
  • Aufgrund dieser Fehler wurde das Wohlfahrtmodell gekippt und auf massive Deregulierung (angelsächsiches Modell) gesetzt. Einige wichtige Aspekte wurden sogar in ihr Gegentiel verkehrt. Beispielsweise zahlen die Eigentümer großer Vermögen inzwischen sogar einen bedeutend geringeren Steuersatz als der durchschnittliche Arbeitnehmer oder Mittelständler!
  • Heute sehen wir, dass die Deregulierung mindestens genauso gescheitert ist wie das Wohlfahrtsmodell. Die Staaten haben inzwischen sogar viel höhere Defizite. Und diese nicht um den Bürgern "gutes zu tun", sondern um die Wirtschaft und Vermögensinhaber zu "retten". Die Bürger müssen für alles haften und bezahlen.

Jedes Wirtschaftsmodell, das die Ungleichheit nicht in angemessener Weise in Angriff nimmt, gerät irgendwann in eine Legitimationskrise. Reagieren wir nicht, nehmen die Proteste sowie die gesellschaftliche und politische Instabilität an Schwere zu.

Konzentration von Macht & Geld

Die o.g. Umverteilung verursacht außer der Verarmung der breiten Masse eine immer weitere Konzentration von Macht und Geld an der Spitze der Vermögenspyramide. Beispiele:

  • Auf nur vier Firmen konzentrieren sich 49 Prozent des Saatgutmarktes.
  • Fünf Firmen beherrschen 90 Prozent der Rechteverwertung in der Musikindustrie.
  • Wenige Prozent der Bevölkerung halten den Großteil an Kapitalvermögen, Grundbesitz usw.

Diese Konzentrationsprozesse haben unmittelbare Auswirkungen:

Nutzenminimierung durch Einschränkung der Freiheit

Durch die Privatisierung von Lebensgrundlagen wird Produktivkraft & Innovation ausgebremst:

  • Durch die private Aneignung und Verknappung von Lebensgrundlagen werden vielen Menschen Entwicklungsmöglichkeiten vorenthalten oder sie müssen einen zu hohen Preis dafür bezahlen. Sie werden damit vieler natürlicher Freiheiten beraubt, welche eigentlich jedem Menschen gleich zustehen sollten.
  • Die Betroffenen können somit ihre Kreativität, Innovation und Ideen nicht in die Gesellschaft einbringen. Sie bleiben wie Bonsai-Bäume klein und verkümmert, obwohl ihr Samen aus einem der größten und stärksten Bäume stammt (frei zitiert nach Friedensnobelpreisträger & Wirtschaftsprofessor Mohammad Yunnus).
  • Aufgrund der fortschreitenden privaten Aneignung von Lebensgrundlagen werden immer mehr Menschen in dieses Korsett gezwängt und von einem Großteil gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen. Dieser Ausschluss gilt auch für die andere Richtung: Der ganzen Gesellschaft, also auch den (noch) Teilhabenden, geht die Kreativität, Kraft, Ideen und somit ein wichtiger gesellschaftlicher Nutzen der Ausgeschlossenen verloren.
  • Dieser Ausschluss gilt nicht nur für (finanziell schlecht gestellte) Menschen, sondern auch innerhalb der Wirtschaft. Auch hier werden viele Potentiale nicht genutzt, da jemand sich die Privatrechte auf wichtige Arbeitsgrundlagen (z.B. Wissen, Technologien...) angeeignet hat und andere von der Nutzung und Weiterentwicklung ausschließt.

Die hier angesprochene Nutzenminimierung bietet in der Praxis ein vielfältiges Spektrum. Hier einige Aspekte und Beispiele dazu:

Beispiel Drosselung von Fortschritt & Innovation in der Wirtschaft

  • Wenn die Aneignung der Lebensgrundlage nur erfolgte um sich unliebsame Konkurrenz vom Hals zu halten (z.B. Aufkauf von Patenten ohne eigene Nutzung), wird möglicher wichtiger Fortschritt und Innovation abgewürgt.
  • Selbst wenn die angeeigneten Lebensgrundlagen (z.B. Patente auf menschl. Genom) genutzt werden um daraus z.B. Medikamente zu entwickeln, werden alle anderen an der Entwicklung ausgeschlossen. Dadurch geht wertvolles Potential und Kreativität verloren.

Beispiel: Ausschluss durch Geld

  • Arme Menschen sind meist nicht schlechter oder unintelligenter als Reiche.
  • Ihnen werden aber durch das fehlende Geld enge Grenzen gesetzt sich zu entwickeln. Deshalb bleiben sie "klein" (=arm) wie ein Bonsai.
  • Reiche bekommen was sie brauchen (z.B. Kredit, Wissen, Technologien, Patente, Saatgut, Land, Kontakte... ) und dies zu bedeutend besseren Konditionen als die Ärmeren, Arme bekommen oft gar nichts oder zu überteuerten Preisen.
  • Beispielsweise sitzen in den USA Scheckwechsler vorwiegend bei US-Militärbasen da die Soldaten oft kein Konto haben. Die Kommission beim wechseln sind dann 18%, was vom Sold abgeht! Lohnkredite der Soldaten werden mit einem Zinssatz von 40% belastet!
  • Weitere Beispiele aus Deutschland: Verbraucher mit Schulden leben gefährlich

Beispiel: Leistung lohnt sich nicht

  • Durch die bequeme Goldeselfunktion von leistungslosen Einkommen und die Umverteilung von unten nach oben, lohnt sich "ehrliche Arbeit" immer weniger.
  • Damit hat die "freie Marktwirtschaft" den gleichen Effekt wie der Sozialismus erreicht!

Beispiel: Entstehung von ungenutzten Brachen

  • Wenn die Aneignung der Lebensgrundlage nur aufgrund von Spekulation erfolgte (z.B. Grund & Boden ohne eigene Nutzung), entstehen Brachen welche eigentlich von anderen dringend benötigt werden (in Südamerika verhungern und verarmen tausende Menschen, obwohl genügend brachliegendes (Privat-)Land zum Anbau vorhanden ist).

Beispiel: Externe Vorschriften für Nutzer

  • Die Nutzer von benötigten Lebensgrundlagen, welche sich im Privateigentum Dritter befinden, sind ohne Mitspracherecht auf die Regeln & Vorschriften des Eigentümers angewiesen (z.B. Pacht von Grund & Boden).
  • Der Eigentümer kann andere von der Nutzung der Ressource ausschließen oder zu hohe Preise verlangen.
  • Durch die einseitige (Entscheidungs-)Macht des Eigentümers kommt höchstens zufällig auch eine optimale Verwendung für die Gesellschaft heraus. Meist entseht jedoch eher Schaden als Nutzen bei der Gesellschaft.

Ungerechter Reichtum

Reichtum ist nicht grundsätzlich schlecht, sondern auch sinnvoll:

  • Gerechter Reichtum ist wichtig als Leistungsansporn und Anerkennung. Hierunter fallen z.B. hohe Einkommen aus hohen (Qualität oder Quantität) Leistungen. Oder benötigte Erfindungen, Innovationen usw. Genauso wie besonders schöne Dinge (Kunst + Kultur). Hier gibt es immer einen Gegenwert.
  • Es ist schon aufgrund der Anerkennung wichtig, dass bei besonderen oder mehr-Leistung auch höhere Einkommen erzielt werden können. Gleichmacherei ist langweilig und würde viel Potential ersticken (wie auch der o.g. ungerechte Reichtum viel Potential der "Ausgeschlossenen" erstickt).
  • Ungerechter Reichtum: Dagegen ist der Vermögenszuwachs und Reichtum aus o.g. leistungslosen Einkommen (Knappheitsrente) mit Rücksicht auf die o.g. Effekte ungerecht. Diese Art von Reichtum basiert auf der Ausbeutung anderer.
  • Dies kann meist den Vermögenden auch nicht vorgeworfen werden, da sie selbst das System nicht durchschauen. Und selbst wenn es offensichtlich wäre, ist es trotzdem haupsächlich ein "Systemfehler". Parallel zur "bewussteren Einstellung der Menschen" (s.Neuland-Denken) sollte vor allem unser System korrigiert werden.

Ungleiche Chancen

  • Beim Kampf um die Aneignung der letzten Lebensgrundlagen herrscht eine große Ungleichheit. Das meiste ist bereits alles vergeben. Wer von seinen Eltern nur wenig Vermögen vererbst bekommt, hat praktisch schon verloren.
  • Das Rennen um die Lebensgrundlagen ist wie ein Monopoly-Spiel, in dem die besten Strassen schon im Vorfeld an eine Minderheit vergeben sind.

Außnahmen?

  • Aber es gibt doch auch „verarmte Milliardäre“ oder „vom Tellerwäscher zum Millionär ?!
  • → „Ausnahmen“ bestätigen die Regel. Analog beim rauchen: Obwohl jeder Raucher einen 90jährigen Bekannten hat, der täglich 1 Schachtel raucht, sprechen die Statistiken eine andere Sprache und man bekommt auch keine günstige private Krankenversicherung.

Effekte auf die Natur

  • Begrenzte Lebensgrundlagen (Gemeinressourcen) werden meist nicht privat angeeignet um diese zu gebrauchen, sondern um sie zu verbrauchen. Nicht um gemeinverfügbare Ressourcen im Sinne des Gemeinwohls zu vermehren, sondern daraus private Gewinne zu erzielen, z.B.:
    • Aus einem gesünderen Mischwald wird dadurch z.B. eine "profitablere" Fichten-Monokultur.
    • Aus "unprofitablen" Regenwäldern werden profitable Massen-Rinder-Farmen oder Sojafelder.
    • Seen mit gesunden Fischen werden zu Anabolika-gedopten, profitableren "Aquakulturen".
    • Wichtige Biotope, Wassereinzugsgebiete, Ackerflächen usw. werden schnell geopfert wenn wertvolle Rohstoffe darunter liegen
    • Alte, vielfältige Getreidesorten werden durch eine profitablere hoch-Ertrag-Monokultur ersetzt
    • ...

Beispiele

Fiktives Beispiel: Kauf von Adelstitel

Wie oben erläutert reichen Eigentumsrechte an einer Sache aus um Einkommen zu erzielen. Z.B:

  • Herr Meier kauft einen Adelstitel für 100.000 €. Er heißt jetzt "von Meier".
  • Die Bevölkerung der Gemeinde muss an die Adligen der Gemeinde 10% des Einkommens abgeben. Herr von Meier erhält damit jährlich einen Betrag von durchschnittlich 35.000 €.
  • Nach 3 Jahren hat die Investition bereits mehr Ertrag gebracht als sie Kosten verursacht hat. Trotzdem besitzt Herr von Meier immer noch die Eigentumsrechte. Er könnte den Adelstitel also z.B. auch wieder verkaufen.
  • Wenn Herr von Meier mit den Einnahmen aus dem Adelstitel weiteres Eigentum dazukauft (z.B. Ländereien), kann er immer mehr zusätzliches leistungsloses Eigentum erhalten.
  • Diese leistungslosen Einkommen müssen von der "normal arbeitenden" Bevölkerung in der Realwirtschaft erarbeitet werden.

Fiktives Beispiel: Luft-Privatisierung

Ein fiktives Beispiel zur Wirkungsweise leistungsloser Einkommen:

  • Deutschland ist massiv verschuldet und der Finanzminister findet eine geniale Idee um den Staatshaushalt zu sanieren:
  • Deutschland wird in Planquadrate aufgeteilt (z.B.50x50km) und die Luft dieser Planquadrate versteigert (ähnlich der Versteigerung der UMTS-Lizenzen).
  • Die Käufer der Einheiten könne die Benutzung der Luft dann den dort wohnenden Menschen in Rechnung stellen. Dies z.B. nach Gewicht. Vielleicht gibt es auch einen Freibetrag für Kinder bis 16 Jahre.
  • Bei der Versteigerung würden sich Investoren noch bedeutend mehr als bei der UMTS-Versteigerung um die Lizenzen reissen. Hier besteht kein Risiko. Jeder braucht Luft zum atmen und muß bezahlen.
  • Rechenbeispiel:
    • durchschn. jährliche Gebühr pro Anbieter von 2 € pro kg
    • durchschn. Gewicht: 70 kg
    • -> durchschn. Jahresgebühr pro Person: 140 €
    • Bei 80 Mio zahlenden Bürgern: 140 € x 80 Mio = 11,2 Mrd. € (leistungslose) Einnahmen pro Jahr
  • Somit winken große und sichere Einkommen für die Eigentümer der Luft-Rechte. Außerdem stellt der Kauf eine gute Investition dar, da die Lizenz jederzeit wieder weiterverkauft werden kann. Selbst als Spekulationsobjekt dienen die Lizenzen somit.
  • Vermutlich würde Deutschland bei der Versteigerung weit über 500 Mrd. € einnehmen und könnte einen guten Teil seiner Schulden abzahlen.

Reale Beispiele

Folgende Tabelle zeigt eine Gegenüberstellung von in Altland unterstützten Konzepten zur Aneignung von Lebensgrundlagen sowie Beispiele für deren Rückeroberung in Neuland als Gemeingüter:

Die private Aneignung von Lebensgrundlagen schädigt selbstverstärkend Umwelt & Gesellschaft:
Freie Lebensgrundlagen schaffen Freiheiten zur Selbstverwirklichung und vermindern Abhängigkeiten:
natürliche, materielle Ressourcen
Rohstoffmonopole: z.B. auf Erdöl, Trinkwasser, Fischgründe, Atmosphäre Gemeingüter
Privates Grundeigentum: Schäden durch Umverteilung, Monopolpreise, Spekulationen Private Bodennutzungsrechte
geschaffene, materielle Ressourcen
Infrastrukturmonopole: z.B. Netzmonopole für Wasserversorgung, Gas-, Stromleitungen Gemeingüter
Produktionsmittel-Monopole durch Großtechnologie: z.B. Molkereien mit Preisdiktat an Landwirte Mittlere Technologien
immaterielle Ressourcen
Monopolisiertes Wissen: z.B. Patente auf menschliches Genom, Gensaatgut, Softwarepatente, wissenschaftliche Erkenntnisse Freies Wissen, Freie Technologien
Altland-Geldsystem: monopolisiertes Geldsystem mit Annahme-Zwang und exp. Wachstumsdruck Freie Geldsysteme

Lösungsansatz

  • Etwas was nicht produzierbar ist bzw. von keinem Einzelnen geschaffen wurde, darf nicht privatisiert werden um entstehende Abhängigkeiten zu vermeiden.
  • -> Es geht also um die Schaffung von "freien" Lebensgrundlagen. Dabei ist "FREI" nicht wie "FREIbier" zu verstehen (und jeder macht, was er denkt), sonder im Sinne von "FREIheit".
  • Mehr dazu hier: Freie Lebensgrundlagen

Quellen & Links

Trend zu immer ungleicherer Vermögensverteilung trotz Wirtschaftswachstum: