Lebensgrundlagen

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Begriffsdefinition

Mit "Lebensgrundlagen" bezeichnen wir hier im Wiki arbeits- oder lebensnotwendige Ressourcen. Diese Ressourcen sind die Grundlage aller produktiven, reproduktiven und kreativen Prozesse. Natur, Gesellschaft, Wirtschaft sowie unser Leben basieren darauf. Sie werden auch als "Gemeinressourcen" bezeichnet:

  • Ohne Gene keine Vielfalt
  • Ohne Land keine Nahrung
  • Ohne Licht kein Wachstum
  • Ohne Töne keine Musik
  • Ohne Sprache keine Kommunikation
  • Ohne Wissen kein Fortschritt
  • Ohne Wasser kein Leben

Mit Lebensgrundlagen sind somit nicht nur "Überlebens-Grundlagen" (z.B. Luft + Wasser), sondern auch die Arbeitsgrundlagen gemeint. Beispiele:

  • Grund & Boden (für Wohnung und Nahrung)
  • Wasser
  • Kleidung
  • Gesundheitsversorgung
  • Bildung
  • Infrastrukturen wie Kommunikationstechnik (Internet,Telefon)
  • Technologien, Software, Normen & Standarts als Arbeitsgrundlagen
  • Mobilität
  • Geld
  • Rohstoffe

Arten der Lebensgrundlagen

Als Einteilung der Lebensgrundlagen passt am besten eine Trennung nach:

  • materiell: z.B. Wasser und Straßen. Diese wiederum können eingeteilt werden in:
    • natürliche: von der Natur geschaffene Lebensgrundlagen, z.B. Grund & Boden und Wasser
    • geschaffene: vom Menschen geschaffene Ressourcen, z.B. Straßen und Gasnetze
  • immateriell: z.B. Technologien und Software


Übersicht Arten der Lebensgrundlagen:

Natürliche, materielle Ressourcen Geschaffene, materielle Ressourcen Immaterielle Ressourcen
Produzent der Ressource Von Natur geschaffen. Kein Einzelner, kein Unternehmen und kein Staat hat sie "hergestellt". Vom Menschen geschaffen Vom Menschen geschaffen
Beispiele Bodenschätze, Wald, Fischbestände, Wasser (Seen, Meere, Flüsse, Grundwasser), Grund & Boden, Gene, Atmosphäre, elektromagnetisches Spektrum (zur drahtlosen Kommunikation) wichtige Infrastrukturen wie Strom-, Gas- & Telefonnetze, Wasser- & Abwasserversorgung, Straßen, Deiche. Auch hinterlassene Kulturgüter wie Pyramiden. Software, Kunst, Kultur, Musik (Töne, Akkorde, Rhythmen, Volkslieder), Patente, Wissen, Standarts, Informationen, Sprache, Schrift, Märchen und Sprichworte, traditionelles Wissen (z.B. um Heilkräuter, Heilpraktiken und Saatgut), religiöse Praktiken und Meditationstechniken.
Wiederspruch Privateigentum Niemand kann sie rechtmäßig als alleiniges Eigentum beanspruchen und niemandem steht ein größerer Anteil an ihnen zu als vergleichbaren anderen. Trotzdem werden natürliche, materielle Ressourcen immer weiter privatisiert (s.u. Trend zur Privatisierung). Meist sind diese über Steuern (oder Umlagen) von den Bürgern bezahlt oder "Hinterlassenschaften" von vorherigen Generationen. Damit ist auch hier die Rechtmäßigkeit von Privateigentum fraglich (obwohl immer verbreitetere Praxis). In ähnlicher Weise wie die materiellen Ressourcen sind bestimmte kulturelle und Wissensgüter ererbt und nicht von einem identifizierbaren Subjekt gemacht. Auch hier gilt: Was keiner "gemacht" hat, kann auch niemand rechtmäßig für sich beanspruchen. Die praktizierte Privatisierung durch Verfügungs- und Nutzungsrechte ist damit unrechtmäßig.
Begrenzung Sind begrenzt und unterliegen dadurch einer "natürlichen Knappheit". Da es nicht effizient wäre mehrere Leitungsnetze oder Autobahnen parallel zu betreiben, stellen solche Infrastrukturen meist "natürliche Monopole" dar und unterliegen damit auch der Knappheit. Natürlicherweise nicht knapp, da bei der Nutzung niemandem etwas weggenommen wird. Allerdings werden diese Lebensgrundlagen durch die private Aneignung (s.u."Verwaltung der Lebensgrundlagen") künstlich verknappt (s.monopolisiertes Wissen).

Ausnahmen

Die meisten Ressourcen können ziemlich eindeutig in eine der obigen Kategorien zugeordnet werden.

Eine wichtige Ausnahme ist allerdings das Geld:

  • Geld könnte in die Kategorie der geschaffenen, materielle Ressourcen fallen, da Geld ja vom Menschen geschaffen wurde, man es teilweise "anfassen" kann und es meistens "knapp" ist.
  • Allerdings könnte Geld auch zur dritten Kategorie (immaterielle Ressource) zählen, da Geld inzwischen zum Großteil nur noch als Information im Computer vorkommt und es auch Geldsysteme gibt, bei denen jeder dezentral sein eigenes Geld schöpfen kann (s. z.B. Minuto-Zeitgutscheine unter freie Geldsysteme). Außerdem gibt es keine reale Deckung des Geldes. Der Wert basiert ausschließlich auf Vertrauen. Auch die "Knappheit" wird über den Zins (s.Altland-Geldsystem), wie bei immateriellen Ressourcen, künstlich erzeugt.
  • Wir haben deswegen entschieden Geld in die Kategorie 3 (immaterielle Ressourcen) zu stecken.

Beispiel Saatgut

  • Auch Saatgut könnte man in verschiedene Kategorien stecken, da es einmal natürliches Saatgut gibt, andererseits vom Menschen gezüchtete Sorten sowie Gen-Saatgut.
  • Außerdem gehört zum Saatgut auch das Wissen um den Anbau dazu. Man könnte es also zu jeder Kategorie stecken.
  • Hier ist es unter immateriell zu finden.

Eigentumsformen der Lebensgrundlagen

  • Grundsätzlich können die Lebensgrundlagen entweder als Privateigentum oder als Gemeineigentum verwaltet werden.
  • Beim Eigentumsregime "Gemeineigentum" gibt es wiederum mehrere Möglichkeiten.

Lebensgrundlagen als Privateigentum

Zweifelhafte Rechtmäßigkeit

  • Allen Lebensgrundlagen ist gemeinsam, dass diese wichtigen Ressourcen nicht von einem Einzelnen gemacht sind (s. in obiger Tabelle "Widerspruch Privateigentum").
  • Was kein Einzelner "gemacht" hat, kann auch kein Einzelner rechtmäßig für sich beanspruchen.
  • Deshalb müssten sie als "kollektives Erbe" mit kollektivem Recht (=Gemeingut) gefasst werden.
  • Die Praxis geht leider mit einer immer weiteren Privatisierung von Lebensgrundlagen (und damit Einengung freier Lebensgrundlagen) in die entgegengesetzte Richtung (s.unten "Trend zur Privatisierung").

Fragliche Annahme der Politik:

  • Seit den 60er Jahren (und zum Teil bis heute) wird die Privatisierung als beste Eigentumsform selten in Frage gestellt.
  • Mit der Privatisierung soll die Zerstörung materieller Ressourcen wie bei "Open Access" (s.u. Gemeieneigentum) verhindert und gleichzeitig die Produktivität & Effizienz im Gegensatz zum Staatseigentum (s.u.) erhöht werden.

Diese Annahme ist allerdings nur bedingt richtig:

Der Schein trügt

  • Durch die Privatisierung kann zwar das Wirtschaftswachstum steigen, aber gleichzeitig der Nutzen minimiert werden (s.Bruttoinlandsprodukt). Denn die Bewertung durch den Markt lässt meist die tatsächlichen Kosten der Ressource außer Betracht. Ebenso werden Kosten, die auf Umwelt (Verschmutzung, Lärmbelastung usw.), Arbeiter (Sicherheitsrisiken) und Allgemeinheit (Kinderarbeit, Gesundheit...) verlagert werden ignoriert.
  • Es gibt genug Beispiele, in denen durch Privatisierung die Ressourcen nicht nachhaltig genutzt werden, sondern im Gegenteil die Eigentumsrechte nur zum Verbrauch erworben werden (z.B: extensive Landwirtschaft verbraucht Boden, Wald und Wasser anstatt nachhaltig zu wirtschaften; Private Forstbetriebe wandeln Wälder in profitablere Monokulturen um).
  • Es gibt viele Beispiel, dass eine staatliche (oder kommunale) Verwaltung von Lebensgrundlagen effizienter, nachhaltiger und preisgünstiger erfolgt als die Privatisierung der Versorgungsrechte. Ein gutes Beispiel hierfür bietet die Wasserversorgung der Großstädte. Nach der Privatisierung der kommunalen Bewirtschaftung verdoppeln sich die Preise bei gleichzeitiger Verschlechterung der Qualität und zusätzlichem Verbrauch der Ressource (s. dazu auf YouTube den Arte-Film [Water makes money], deutsch, 90min).
  • Selbst das Beispiel der erfolgreichen Privatisierung der staatlichen Telekom (nach der Marktöffnung 1998 fielen die Preise um 90%, die Leistung und der Service verbesserten sich), unterstützt nicht die Privatisierung von Lebensgrundlagen, denn:
    • Mit der Privatisierung wurde vor allem der Markt geöffnet und das Monopol der Telekom gebrochen. Wenn das Monopol beibehalten worden wäre, wäre es vermutlich eher zu noch höheren Preisen und noch schlechterem Service nach der Privatisierung gekommen. Außerdem ist das Serviceangebot Telekommunikation keine Lebensgrundlage!
    • In dem Bereich, wo die Telekom eine Lebensgrundlage besitzt (die Infrastruktur des deutschen Telekommunikationsnetzes), wird sofort deutlich, daß eine Privatisierung (ohne Reglementierung) eher Schaden anrichten würde. Damit die Telekom keine leistungslosen Profite zu Lasten der Kunden einstreicht, mußte eine Regulierungsbehörde (Bundesnetzagentur) geschaffen werden, die das Netzmonopol der Telekom überwacht.
    • Durch die Notwendigkeit solcher Regulierungsbehörden[1] wird deutlich, dass (zumindest im Bereich der Lebensgrundlagen) eine "selbständige Regulierung der Märkte" (= alles der privaten Wirtschaft überlassen, wie vom Neoliberalismus gefordert) für die Gesellschaft insgesamt nachteilig und nur für wenige Eigentümer der Lebensgrundlagen gewinnbringend wäre.

Weitere weitreichende gesellschaftliche Nachteile durch die Privatisierung:

Nachteile

  • Ausschluß von Nutzern: Der Eigentümer kann andere von der Nutzung der Ressource ausschließen oder zu hohe Preise verlangen.
  • Externe Vorschriften: Die Nutzer sind ohne Mitspracherecht auf die Regeln & Vorschriften des Eigentümers angewiesen.
  • Entstehung von Brachen: Wenn die Aneignung der Lebensgrundlage nur aufgrund von Spekulation erfolgte (z.B. Grund & Boden ohne eigene Nutzung), entstehen Brachen welche eigentlich von anderen dringend benötigt werden.
  • Drosselung von Fortschritt & Innovation: Wenn die Aneignung der Lebensgrundlage nur erfolgte um sich unliebsame Konkurrenz vom Hals zu halten (z.B. Aufkauf von Patenten ohne eigene Nutzung), wird möglicher wichtiger Fortschritt und Innovation abgewürgt. Selbst wenn die angeeigneten Lebensgrundlagen (z.B. Patente auf menschl. Genom) genutzt werden um daraus z.B. Medikamente zu entwickeln, werden alle anderen an der Entwicklung ausgeschlossen. Dadurch geht wertvolles Potential und Kreativität verloren.
  • Konzentration von Reichtum und Verarmung der Bevölkerung:
    • Aufgrund der natürlichen oder künstlichen Knappheit der Lebensgrundlagen winken durch die private Aneignung von Lebensgrundlagen überdurchschnittliche Profite (Goldeselfunktion, s.Leistungslose Wirtschaft).
    • Diese Profite sind leistungslos und basieren lediglich auf der Wegnahme von Vermögen der auf die Lebensgrundlagen angewiesenen.
    • Dadurch ergibt sich eine ständige Umverteilung von Vermögen von unten nach oben. Die Schere arm/reich geht immer weiter auseinander.
    • Um dies zu vermeiden dürfen Lebensgrundlagen nicht als Renditeobjekte privatisiert werden.

Siehe dazu mehr unter: Leistungslose Wirtschaft

  • Krisen: Die wachsende Ungleichheit von extremem Reichtum bei wenigen auf der einen und wachsender Armut bei der Mehrheit auf der anderen Seite, verursacht Spannungen, welche sich in Krisen bereinigen müssen. Dies nicht nur gesellschaftlich, sondern auch in der Wirtschaft und auf dem Finanzmarkt.

Mehr dazu:

Lebensgrundlagen als Gemeineigentum

  • Als Gemeineigentum (oder Kollektiveigentum) wird im Unterschied zum Privateigentum jedes Eigentum bezeichnet, das nicht einer einzigen (natürlichen oder juristischen) Person gehört.
  • Dabei kann man folgende Formen unterscheiden:
    • Open Access (Eigentum von niemand)
    • Staatseigentum
    • Gemeingüter (Verwaltung durch Interessensgemeinschaft)
  • Open Access und Staatseigentum kann je nach Art der Lebensgrundlage Vor- oder Nachteile im Vergleich zur Privatisierung von Lebensgrundlagen bringen. Als Gemeingüter organisierte Lebensgrundlagen bringen den größten Nutzen für Umwelt & Gesellschaft

Open Access (Eigentum von niemand)

  • Open Access bedeutet, dass die Lebensgrundlage allen gehört. Jeder kann kommen und frei nutzen was er benötigt. Praktisch ist das gleichzusetzen mit einer Ressource die niemanden gehört.

Die Auswirkung von "Open Access" ist grundverschieden, ob es sich um materielle oder immaterielle Lebensgrundlagen handelt:

  • Bei materiellen Lebensgrundlagen (z.B. Wald, Fischbestände, Gasleitungen...) ist diese Verwaltungsform die schlechteste:
    • Die Tatsache, dass Ressourcen frei und weder Gemeingut noch Privateigentum sind, verleitet den einzelnen Jäger oder Fischer dazu, seinen Fang zu maximieren, weil ihm sonst sein Konkurrent zuvorkommt. Als Beispiel hierfür dient z.B. der ehemals freie Zugang zur hohen See. Damals wurden die Fischbestände praktisch von den privaten Fangflotten und den Ländern "geplündert" um der Konkurrenz zuvorzukommen. Aber auch die staatliche Kontrolle sowie Privatisierung brachten kaum Abhilfe (s.Fischgründe)
    • Wenn dann noch das pure Vergnügen dazukommt, geht es noch schneller (wie z.B. bei der Ausrottung der Büffel durch die Weißen nach der Entdeckung Amerikas).
    • Auf der anderen Seite wird sich kaum jemand um die Ressourcen kümmern, da ja die anderen den Nutzen davon einstecken würden und man nur als Idiot dasteht.
    • Die Lebensgrundlagen würden demnach in kurzer Zeit verbraucht bzw. zerstört.
  • Bei immateriellen Lebensgrundlagen (z.B. Patente auf Arbeitsgrundlagen wie menschl. Genom, Gensaatgut, Software) sieht es ganz anders aus:
    • Hier wird bei der Nutzung niemandem etwas weggenommen und auch nichts verbraucht. Informationen (z.B. Rezepte für Apfelkuchen) werden im Gegensatz zu materiellen Dingen (z.B. einem Apfel) mehr wenn man sie teilt!
    • Hier schafft die Verwaltungsform Open Access die Möglichkeit, dass jeder der etwas benötigt, dies kostenlos nutzen kann um daraus z.B. etwas neues zu entwickeln.
    • Dadurch werden Kreativität und Innovation keine künstlichen Grenzen gesetzt. Ein Beispiel dazu bietet die OpenSource-Bewegung (s.Stakeholder-Management bei freier_Software).
  • Open Access bedeutet auch nicht automatisch, dass sich niemand darum kümmert. Bei den gut funktionierenden immateriellen Open Access - Ressourcen (z.B. Freie Software, freies Wissen bei Wikipedia, freie Musik und Bilder unter den Commons-Lizenzen), gibt es sehr wohl eine Gruppe, welche sich darum kümmert und auch Regeln aufstellt. Freie Software und Freie Musik stehen sehr wohl unter einer Lizenz. Diese erlaubt allerdings ausdrücklich die Weiterverbreitung und Weiterentwicklung unter bestimmten Bedingungen (z.B. Nennung des Autor-Namens und die weiterhin freie Nutzung von Weiterentwicklungen). Damit kann man diese Beispiele von freiem Wissen am besten als Gemeingüter mit "Open Access" bezeichnen.

Open Access ist somit:

  • die schlechteste Art der Verwaltung für begrenzte materielle Lebensgrundlagen, aber gleichzeitig
  • die beste Art der Verwaltung für immaterielle Lebensgrundlagen (allerdings unter Regeln, kann somit dann auch als "Gemeingut" (s.u.) bezeichnet werden).

Staatseigentum

(= Gemeineigentum unter staatlicher Verwaltung)

Materielle Lebensgrundlagen unter staatlicher Verwaltung (Staatseigentum) sind zwar besser als "Open Access" um die Zerstörung zu verhindern, aber es gibt auch eine Reihe von Nachteilen:

  • Die staatliche Verwaltung arbeitet aufgrund der "Größe" (s.Größenproblematik) sowie der fehlenden Bindung zur Ressource meist ziemlich ineffizient (s.auch strukturelle Ineffizienz).
  • Den Nutzern der Lebensgrundlage werden von extern Regeln und Vorschriften aufgezwungen ohne Mitspracherecht.
  • Willkür durch den Staat, "Fehlentscheidungen aus dem Elfenbeinturm" sowie Vorteile für einzelne mächtige Gruppen zu Lasten der Gesellschaft Lobbyismus kommen immer wieder vor.
  • Meist entstehen hohe Kontrollkosten um die staatlichen Regeln und Vorschriften durchzusetzen.
  • Praktisch hat man das nicht-optimal-funktionieren von verstaatlichten Lebensgrundlagen am Beispiel der sozialistischen Staaten gesehen. Ein Fehler des Sozialismus war nicht nur die Verstaatlichung der Realwirtschaft (s.Altland), sondern auch die Verstaatlichung der Lebensgrundlagen anstatt die Chance zu nutzen und diese als Gemeingüter zu organisieren.

Verdeckte Marktsubventionen Lebensgrundlagen in der Staatsverwaltung führen oft zu verdeckten Marktsubventionen bei Gleichzeitiger Schädigung der Gesellschaft. Beispiele:

  • Rundfunksender, die kostenlos den Äther benutzen, bedienen sich einer öffentlichen Ressource, geben jedoch den Bürgern, denen der Äther gehört, nur wenig dafür zurück.
  • Wenn der Staat einer Holzfirma kostengünstig Zugang zu öffentlichem Land gewährt oder einem Pharmaunternehmen Exklusivrechte auf Forschung einräumt, die von den steuerzahlern finanziert wird, gibt er diesen Firmen verdeckte Subventionen.
  • Wenn Mineralwasser- oder Bierproduzenten kostenlos große Mengen sauberen Wassers aus den Grundwasservorkommen entnehmen, stehlen sie im Grund ein Gemeinschaftsgut.


Gemeingüter

  • Die Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom hat in ihren Arbeiten erforscht & erkannt, dass die Bürger eine wesentliche Rolle bei der Bewirtschaftung von Ressourcen spielen und das Bestrebungen, die Verantwortlichkeit für die Ressourcen an externe Experten zu übertragen, langfristig kaum zum Schutz derselben dient.
  • Diese Beteiligung und Verantwortung der Bürger mit Rechten und Pflichten bei der Verwaltung "ihrer" Lebensgrundlagen bezeichnen wir als Gemeingüter (engl. "Commons"). Die Bürger als (Selbst-)Verwalter könnte man auch als "Kümmerer" (engl. "Commoners") bezeichnen.
  • Bei Gemeingütern geht es also nicht nur um die materielle oder immaterielle Lebensgrundlage (Ressource), sondern vor allem um eine soziale Beziehung (Interesse) an der Ressource an sich, anstatt bloßem Profitinteresse.
  • Die praktische Rückeroberung (aus dem Privateigentum) oder die Neu-Erschaffung von Gemeingütern (vor allem im immateriellen Bereich), ist ganz verschieden je nach dem Typ (materiell-nichtmateriell, lokal-national-global) der entsprechenden Lebensgrundlage (s.Gemeingüter).
  • Im Gegensatz zu "Open Access" ohne Reglementierung gibt es eine Gruppe von Verantwortlichen. Dies sind meist die Nutzer selbst und/oder die ansässige Bevölkerung.
  • Ein Verkauf der Ressource ist nicht möglich.
  • Eventuelle leistungslose Profite aus der Knappheit kommen der Gemeinschaft und nicht einzelnen Eigentümern zu gute.
  • Die nachhaltige und zukunftsfähige Verwendung der Ressource hat oberste Priorität, damit den nachfolgenden Generationen die Lebensgrundlagen erhalten bleiben. Dies erfolgt vor allem durch die Identität und sozialen Beziehungen der Verwalter und Nutzer (Gemeingüter-Eigentümer).
  • Der Nutzen der Lebensgrundlagen hat für die "Commoners" Vorrang vor reiner Profitmaximierung.
  • Gemeingüter können in Selbstverwaltung oder durch eine unabhängige, von Bürgern kontrollierte Institution verwaltet werden.

Mehr dazu: Gemeingüter

Erschaffung eigener Lebensgrundlagen

  • Im Gegensatz zur Wegnahme von Lebensgrundlagen anderer oder deren Verbrauch (Altland), liefert den größten Mehrwert für die Gesellschaft die Erschaffung eigener Lebensgrundlagen.
  • Diese sind zukunftsfähig (da unabhängig machend und ver-mehrend anstatt ver-brauchend)
  • Dies geht allerdings nur bei einem Teil der vielfältigen Lebensgrundlagen. Bei einem Großteil der Lebensgrundlagen ist dies schlichtweg unmöglich (z.B. Grund & Boden) oder macht keinen Sinn (Gasleitung).
  • Beispiele: Durch die Nutzung von mittleren Technologien oder besser freien Technologien kann man sich unabhängig von monopolisierter Hochtechnologie machen oder benötigte materielle Dinge einfach selbst kostengünstig und unabhängig herstellen (z.B. mit 3D-Drucker).
  • Für andere benötigte Lebensgrundlagen kann man sich zusammenschließen um diese zu entwickeln. Diese Lebensgrundlagen solte man dann am besten als Gemeingüter verwalten. Beispiele sind hier die Open-Source-Bewegung oder die freie Enzyclopädie Wikipedia.
  • Geschaffene, immaterielle Lebensgrundlagen (Wissen, Technologien...) sollten um den größten Nutzen für die Gesellschaft zu ermöglichen unter "Open Access"-Verwaltung (s.o.) stehen.
  • Für die Schaffung eigener Lebensgrundlagen (bzw. Vermeidung von Abhängigkeiten durch privat angeeignete Lebensgrundlagen) kann mit vielen kleinen Dingen viel gewonnen werden (z.B. keine Kredite aufnehmen, sondern das benötigte Kapital durch eigene Rücklagen erst erwirtschaften (z.B. Autokauf) oder durch Partner, Teilhaber & Mitarbeiter (Unternehmensgründung). Einige Stichpunkten für: Maßnahmen zur Erschaffung eigener Lebensgrundlagen

Trend zur Privatisierung

Derzeit geht leider in Wirtschaft & Politik weiterhin alles dahin die Lebensgrundlagen weiter zu privatisieren und zu monopolisieren (bzw. öffentliche Ressourcen immer weiter einzugrenzen): Überall wo man hinsieht werden Lebensgrundlagen monopolisiert. Einige Beispiele:

  • Berufsausweise – Monopolisierung der Berufe
  • Urheberrecht – Monopolisierung der Kultur
  • Patente auf Erbgut -Monopolisierung des Lebens
  • Schulabschlüsse – Monopolisierung der Bildung
  • Kirchen – Monopolisierung des Glauben
  • CO2 Zertifikate – Monopolisierung der Luft
  • Biometrische Ausweise – Monopolisierung der Identität und des eigenen Körpers
  • Parteien - Monopolisierung der politische Meinung
  • Massenmedien – Monopolisierung der Berichterstattung
  • Telefongesellschaften – Monopolisierung der Telekommunikation
  • Beutekriege – Monopolisierung der Rohstoffe
  • Niedrige Löhne – Monopolisierung der Lebenszeit
  • Zensur - Monopolisierung der Meinungsfreiheit
  • Große Konzerne – Monopolisierung der Produktionsmittel, und des Saatguts
  • Patente – Monopolisierung von Technologie
  • GEMA – Monopolisiert der Kunst
  • ...

Die Monopolisierung der Lebensgrundlagen ist die Basis die Menschen in Abhängigkeit zu halten bzw. zu bekommen. Als in früheren Zeiten Regierungen mit Gewalt über das Volk herrschten, haben sie sich mit der Zeit den Zorn der Menschen zugezogen und wurden gestürzt. Heute sind es nicht mehr Regierungen, die die Menschen beherrschen. Heute sind es Strukturen der Monoplisierung die die Lebensgrundlagen der Menschen kontrollieren. Die Menschen machen, was man von ihnen möchte, um an den Lebensgrundlagen teilhaben zu dürfen. Ihren Zorn über die Ausbeutung aber, können sie nur noch gegen sich selbst richten.


Von Seite der Wirtschaft:

  • Da durch die private Aneignung von Lebensgrundlagen über die Knappheitsrente die höchsten Renditen winken, sucht das internationale Finanzkapital genau diesen "kranken" Teil der Wirtschaft auf.
  • Und nicht nur das, sondern es beeinflusst die Politik (Finanzlobby, s.Lobbyismus) immer weitere Gemeingüter (s.freie Lebensgrundlagen) zu privatisieren und wandelt damit immer mehr öffentlichen Reichtum in privaten Reichtum um. Die Finanzlobby hat dabei lange keinen "Gegenpart" wie es im Umweltbereich z.B. durch Greenpeace und Attac der Fall ist, gehabt. Erst im September 2011 entstand mit der Occupy-Bewegung eine Protestbewegung speziell gegen die immer verrückteren Auswirkungen des Finanzsystems.

Von Seite der Politik

  • Aufgrund der klammen Staatskassen werden vermehrt Gemeingüter privatisiert anstatt diese für die Bürger als Gemeingüter zurückzugewinnen.
  • Dies bringt allerdings nur einmalig eine Steigerung des Wirtschaftswachstum (BIP), ohne materiellen Mehrwert (geschweige denn immateriellen!) für die Gesellschaft (s.Bewertungsproblematik BIP). Es wird lediglich Gemein-Vermögen in Privatvermögen transferiert.
  • Dies oft mit katastrophalen Folgen für die Gesellschaft. Siehe hierzu auch: Leistungslose Wirtschaft
  • Als Begründung wird dafür u.a. immer noch die (inzwischen wiederlegte) These der "Tragik der Allmende" herangezogen.

Eingrenzung durch Fortschritt:

  • Der technische Fortschritt erschließt immer neue Bereiche und Räume der wirtschaftlichen Verwertung.
  • Beispiele sind die genetische Information durch Gentechnologie (s.monopolisiertes Wissen), die synthetische Molekularbiologie oder die Nanotechnologie. Auch der Weltraum, die Tiefsee oder das elektromagnetische Spektrum zur Informationsübertragung bleiben nicht verschont.
  • Was möglich ist, wird eingegrenzt: Nach einem uralten Muster wird wie zu Zeiten der Vergabe von Ländereien an Konquistadoren entfernter Kontinente das neu erschlossene vermeintliche "Niemandsland", de facto die Lebensgrundlagen der dort lebenden Bevölkerung oder globale Ressourcen (Lebensgrundlagen), den "Pionieren der Conquista" zur privaten Verwertung zugesprochen.


Gegentrend

Auf der anderen Seite wächst auch die "Rückeroberung von Lebensgrundlagen":

  • Angeregt wurde dies vor allem durch die Erfolge und Managementmodelle der OpenSource-Bewegung (s.Stakeholder-Management bei freier Software).
  • Die Rückeroberung schwappt inzwischen vom immateriellen Bereich auch auf den materiellen Bereich über (s.freie Lebensgrundlagen).
  • Der Verkauf von z.B: kommunaler Wasserversorgung wird inzwischen aufgrund der negativen Beispiele von immer mehr Menschen kritisch gesehen und dagegen (oft mit Erfolg) auf die Straße gegangen (Beispiel Berlin & Hamburg).

Fazit

  • Trotzdem ist "unter dem Strich" im materiellen wie im immateriellen Bereich weiterhin eine negativ-Bilanz hin zur Privatisierung (private Aneignung von Lebensgrundlagen) zu verzeichnen.
  • Der Artikel "Freie Lebensgrundlagen" gibt einen Einblick in eine vernünftigere und zukunftsfähigere Nutzung der Lebensgrundlagen in Neuland.

Optimale Verwaltungsform von Lebensgrundlagen

  • Dort wo es möglich ist und Sinn macht, sollten eigene Lebensgrundlagen geschaffen werden (s.o.)
  • Die anderen immateriellen Lebensgrundlagen sollten unter Open Access mit Regeln und "Commoners" gestellt werden (s.o. bzw. Gemeingüter)
  • Die anderen materiellen Lebensgrundlagen sollten in eine Form von Gemeingütern überführt werden. Beispiel Gasleitungen:
    • Bei den Gasleitungen gibt es eine Monopolstellung (s.Infrastrukturmonopole). Diese sind in der Hand von wenigen großen Konzernen und alle anderen Anbieter sind darauf angewiesen.
    • Eigene Leitungsnetze zu bauen ist für die allermeisten praktisch nicht möglich, da zu teuer und es wäre außerdem ineffizient. Die Schaffung eigener Lebensgrundlagen entfällt also!
    • Stattdessen sollten solche Infrastrukturen, die keine sinnvolle Möglichkeit der Konkurrenz bieten wie Gasleitungen, Autobahnen, Schienennetze und auch die nationale Währung in der Verantwortung der Bürger als Gemeingüter liegen.

Mehr dazu: Freie Lebensgrundlagen