Strukturelle Verantwortungslosigkeit

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Unterschied strukturelle Ineffizienz und strukturelle Verantwortlichkeit

Sowie durch "strukturelle Ineffizienz" als auch durch "strukturelle Verantwortungslosigkeit" wird die Gesellschaft geschädigt bzw. Chancen verhindert. Was ist der Unterschied? Strukturelle Ineffizienz

  • Mittels ihrer strukturellen Ineffizienz schädigt eine Organisation (Unternehmen, Politik...) vor allem sich selbst (bzw. die Geldgeber/Steuerzahler).
  • Dies geschieht unbeabsichtigt aufgrund der ineffizienten Organisationsstruktur.
  • Es liegt im eigenen Interesse der Organisation, gegen diese Ineffizienzen vorzugehen um erfolgreich zu bleiben. Dies z.B. durch Nutzung von Werkzeugen der Peer-Prozessorganisation.

Strukturelle Verantwortungslosigkeit

  • Durch "strukturelle Verantwortungslosigkeit" wird die Schädigung Anderer bzw. der Gesellschaft in Kauf genommen um eigene Vorteile (z.B. höhere Profite) zu generieren.
  • Damit wird gegen das "Gesetz des eingeschränkten Wettbewerbes" verstoßen.

Systemfehler

Ähnlich wie bei struktureller Ineffizienz liegt der Fehler nicht bei den "bösen" Menschen, sondern am System (deswegen "strukturell"):

Wirtschaft

  • Bei Wirtschaftsunternehmen ist die Ausrichtung am Eigeninteresse (Profit) nicht verwerflich, sondern gewünscht. Es wird angenommen, daß dadurch die Gesamtwirtschaft vorankommt und damit das Allgemeinwohl steigt.
  • Allerdings führen u.g. "Gründe struktureller Verantwortungslosigkeit" zu einem Fehler des Systems, so daß die individuellen Eigeninteressen nicht wie gewünscht zum "Gemeinwohl" führen, sondern im Gegenteil das Wohl der Gesellschaft schädigen:

Politik

  • In Politik und Gesellschaft (Vereine, Schulen...) sollten dagegen Eigeninteressen erst recht nicht im Vordergrund stehen. Aber auch wird durch u.g. Gründe Schaden an der Gesellschaft zu Gunsten des Eigennutzes angerichtet (Beispiel Irak-Krieg).
  • Unser politisches System ist noch sehr weit von einer richtigen Demokratie entfernt. Die Mitbestimmung und Transparenz ist noch sehr verbesserungswürdig. Siehe auch: Altland-Politik

Gründe struktureller Verantwortungslosigkeit

Grund für gravierendes verantwortungsloses Handeln ist die Kombination von: Persönlicher Gier (s.Altland-Denkmuster) mit über-großer Macht-Möglichkeit (s.auch Größenproblematik).

  • Da nur die Kombination der beiden zu gravierenden Schädigungen unserer Umwelt & Gesellschaft führt, reicht die Verhinderung (oder Änderung) eines Faktors.
  • Trotzdem ist es sicher hilfreich an beiden Faktoren zu arbeiten. Neuland-Denken beschäftigt sich z.B. mit einer Änderung der persönlichen Gier. Peer-Management mit der Abschaffung über-großer Machtkonzentrationen.

Zum Faktor Macht-Möglichkeit:

Der Faktor der Macht-Möglichkeit hat eine quantitative und mehrere qualitative Komponenten:

  • Quantitativ: Machtkonzentration durch Über-Größe (z.B. Monopolstellung)
  • Qualitativ:
    • Fehlender persönlicher Bezug (z.B. Finanzinvestoren, Großkonzerne mit Sweatshops in Entwicklungsländern)
    • Fehlende Transparenz (z.B. Immobilienblase, Futtermittelskandal)
    • Fehlende Verantwortlichkeit (Konzern- & Bank-Chefs sowie Politiker werden nicht zur Verantwortung gezogen)
    • Top-Down Besetzung der Führungspositionen

Größter Hebel für einen Lösungsansatz bietet die quantitative Komponente: Übergroße Machtkonzentration:

  • Dies ist der Schlüsselaspekt. Ohne die entsprechende Macht-Masse können die anderen Aspekte lediglich "überschaubaren" Schaden anrichten.
  • Ein praktischer Lösungsansatz für die Abschaffung von Machtkonzentrationen bietet Peer-Management
  • Die qualitativen Komponenten werden ebenso mit Peer-Management, aber außerdem durch Übernahme von Verantwortung ausgebremst.

Mehr zu den einzelnen Komponenten:

Übergroße Machtstrukturen

  • Verantwortungslos bzw. egoistisch sind (mehr oder weniger) alle Menschen. Das ist nicht das Problem!
  • Das Problem entsteht, wenn eine Person oder eine Organisation zu viel Macht entwickelt (siehe auch Größenproblematik). Die sonst "harmlose" Unverantwortlichkeit der einzelnen Person wird jetzt "katalysiert" und kann zu verheerenden Folgen für Andere führen (Ausbeutung von Umwelt & Mensch).
  • Die Menschen sind heute nicht schlechter oder verantwortungsloser als vor 500 Jahren. Allerdings kann heute der gleiche "Idiot" als Lenker eines globalen Unternehmens bedeutend mehr Schaden an Unwelt & Gesellschaft anrichten als als Dorf-Schuster. Genauso ist ein Hitler mit Atombombe und "Chef" eines Großreiches bedeutend gefährlicher als der gleiche Rassist als Dorfvorsteher mit einer kleinen Polizeistelle.
  • Die Umwandlung von "harmlosem Egoismus" zu "verheerender Unverantwortlichkeit" aufgrund übergroßer Macht hängt somit meist direkt mit der Größe einer traditionellen Organisation zusammen (siehe Größenproblematik). Mittels Peer-Management ohne zentraler Machtstruktur kann eine Organisation dagegen wachsen ohne eine Gefahr für die Gesellschaft zu werden.
  • Wir haben also weniger ein ethisches Problem, als viel mehr ein strukturelles Problem. Zumindest erscheint es einfacher unsere Strukturen zu ändern als die Menschen umerziehen zu wollen!

Fehlender persönlicher Bezug

  • Die Unternehmensführer (Manager) sind meist keine Eigentümer des Unternehmens. In Großkonzernen ist meist auch der Vorstandsvorsitzende nur ein Angestellter. Damit fehlt oft der Bezug zum Unternehmen und es fällt leichter verantwortungslos zu handeln. Es werden auch zu hohe Risiken eingegangen. Im Zweifel wechselt man nur den Job (obwohl vielleicht das Unternehmen Milliarden € verloren hat und tausende Arbeitsplätze), bei Erfolg wird man zum "Superman".
  • Die Eigentümer sind die Aktionäre. Sie haben meist ebenso keinen Bezug zum Unternehmen (wissen oftmals nicht welche Unternehmen hinter ihrem "Investmentfond" stecken). Ihnen geht es meist um kurzfristige hohe Renditen. Durch diese Vorgabe der Aktionäre (als "Chefs" des Unternehmensvorstandes) richtet sich auch die Unternehmenspolitik vermehrt kurzfristig und einseitig auf Rendite aus. Dies geht zu Lasten wichtiger Zukunftsinvestitionen, kreativer Ideen und langfristiger Planung & Verantwortung.
  • Genauso haben die Belegschaft, Lieferanten, Partner und Kunden meist kaum einen Bezug zum Unternehmen, da sie auch nicht mitreden können und keinerlei Einfluß haben. Mit der Bezahlung ist ihre Rolle abgegolten und es besteht kaum ein Interesse unverantwortliches Handeln zu unterbinden (außer es ist gegen einen selbst gerichtet).

Fehlende Transparenz

  • Heutige große Organisationen sind meist sehr intransparent und die Menschen darin relativ anonym (keiner weis so richtig, was die anderen wirklich machen und warum).
  • Dies erleichter unverantwortliches Handeln im Eigeninteresse, da dies entweder
    • gar nicht auffällt (bzw. zurückverfolbar ist) oder
    • die Schuld sich auf andere abschieben lässt (Bsp. Unglück der BP-Ölplattform im Golf von Mexico 2010, Immobilienblase USA)

Fehlende Verantwortung

(= Fehlende Korrelation von Rang & Risiko)

Beispiel Paviane

  • Bei den Pavianen besteht eine Korrelation von Rang und Risiko. D.h. wer mehr Macht besitzt trägt auch ein höheres Risiko, wenn etwas schief geht.
  • Die Alpha-Affen sind die Angesehensten und Mächtigsten der Gruppe. Sie dürfen zuerst essen, einen Harem halten usw.
  • Aber die Alpha-Affen haben auch das höchste Risiko. Beim Angriff einer Großkatze müssen in die erste Reihe zum Kampf um die Gruppe zu beschützen.
  • Wenn ein Alpha-Affe "kneift", wird das von allen gesehen. Er ist dann sofort seinen Rang los, darf von den anderen gebissen werden usw.

Menschliche Organisationen

  • In früherer Zeit lebten die Menschen in überschaubaren Gruppen von bis zu 100 Personen. Hier galt wie bei den Pavianen die Korrelation von Rang & Risiko.
  • Nach dem sesshaftwerden und der Bildung von komplexeren, unübersichtlicheren und mächtigeren Organisationen, wurde das über Jahrtausende funktionierende Prinzip der Verantwortlichkeit für seine Taten in sein Gegenteil umgekehrt.
  • In heutigen traditionellen Organisationen tragen Personen mit einem höheren Rang (=höherer Macht) kein höheres Risiko. Im Gegenteil gehen diese Personen sogar geringere Risiken (z.B. Arbeitsplatzverlust) mit ihren Entscheidungen ein. "Ausbaden" müssen es dann meist die Menschen, die gar nicht mitentscheiden konnten.

Beispiele finden sich in Wirtschaft & Politik genügend, z.B.:

  • Die Entwicklungsprobleme beim Airbus A380 (durch Managementfehler verursacht) kosteten 10.000 Arbeitsplätze, aber nicht ein Manager wurde zur Verantwortung (Mithaftung, Strafzahlung) gezogen. Selbst eine Entlassung oder Gehaltskürzung gab es nicht.
  • Der Vorstandvorsitzende von BMW bekommt nach dem Debakel mit Rover eine Abfindung und wird gern bei der Konkurrenz eingestellt.
  • Edzard Reuter vernichtete bei DaimlerBenz Milliarden und viele Arbeitsplätze, Jürgen Schrempp als Nachfolger bei DaimlerChrysler. Eine Beteiligung der Manager gab es nicht. Im Gegenteil wurden die Millionengehälter an "US-Niveau" angehoben.
  • Die Banken-Chefs, welche durch zu riskante Spekulationen ihre Bank in die Zahlungsunfähigkeit getrieben haben, klagen erfolgreich Gehalt und Pension ein.
  • Politiker verbreiten Lügen (Wahlversprechen) und vergeuden Steuergelder (Schwarzbuch der Steuerzahler, Lobbyismus), werden aber nicht zur Verantwortung gezogen. Im Extremfall (Druck durch die Öffentlichkeit), "nehmen sie die ganze Verantwortung auf sich" indem sie ihren Posten räumen. Selbstverständlich bei vortlaufender Bezahlung und Pension.

Top-Down Besetzung der Führungspositionen

  • In hierarchischen Unternehmen werden die "Chefs" vom Vorgesetzten bestimmt (Top-Down).
  • Damit haben diejenigen bessere Chancen "Chef" zu werden, welche den Vorgesetzten "nach dem Mund reden" (Arschkriecherei) und besonders rücksichtslos gegen "Mitbewerber" vorgehen können.
  • Beide Aspekte können Psychopathen besonders gut: Sie haben ein überdurchschnittliches Einfühlungsvermögen nach den Bedürfnissen anderer (Voraussetzung für gute Arschkriecherei) und zudem Null Mitgefühl (ihnen ist egal wie es den anderen ergeht)
  • Studien zeigen, dass sich 20% der Psychopathen in Deutschland im Gefängnis oder in einer Anstalt befinden. Die Mehrheit der restlichen 80% in Führungspositionen von Wirtschaft & Politik!

Auch Konzerne verhalten sich somit wie Psychopathen (Quelle: “The Corporation, M.Achbar, J.Abbot & J.Bakan, DVD):

  • Gleichgültigkeit gegenüber den Gefühlen anderer
  • Unfähigkeit, dauerhafte Beziehungen einzugehen
  • Skrupellose Gefährdung anderer
  • Unfähigkeit, Schuld zu empfinden
  • Hinterlist, Lügen und Täuschen um des eigenen Vorteils willen
  • Verletzung sozialer Normen und gesetzlicher Vorschriften

Beispiele aus der Wirtschaft

Unternehmen mit entsprechender Macht nutzen diese um eigene Interessen gegenüber "Schwächeren" durchzusetzen. Diese Schwächeren können sein:

  • Gesellschaft & Staat
  • Lieferanten
  • Wettbewerber
  • Kunden

Im folgenden werden diese Vorgehensweisen und Beispiele beschrieben. Weitere Details zu den u.g. Unternehmensbeispielen sowie weitere Beispiele unter: Beispiele struktureller Verantwortungslosigkeit

Machtausübung gegenüber Staat & Gesellschaft

Beeinflußung der Politik

  • In allen Ländern werden mittels Lobbyismus und Korruption die Interessen von großen Konzernen oder Verbänden zu Lasten anderer versucht durchzusetzen (Enron, Gazprom, Eon, Automobillobby...).
  • Wenn man zu groß ist ("too big to fail"), dann kann man sich auch eher auf riskante Spekulationen einlassen, da der Staat dann schon als Retter helfen wird (Holzmann, Opel, Karstadt, HypoReal, Großbanken...).

Erpressung von Staaten

  • Multinationale Konzerne stehen außer Reichweite von Nationalstaaten. Sie können Geld, Tätigkeiten, Produkte und Management weltweit willkürlich bewegen.
  • Sie können vor allem kleinere und mittlere Staaten erpressen um z.B.

Grundstücke, Steuererleichterungen, Zugang zu Bodenschätzen oder Subventionen zu erhalten sowie die Nutzung & Kontaminierung von Boden, Luft & Wasser.

  • Dies passiert indem auf Investitionen-hoffende Entwicklungs- oder Schwellenländer gegeneinander ausgespielt werden.
  • Meist werden unter schlechten Arbeitsbedingungen lediglich "Hungerlöhne" bezahlt.
  • Wenn das Land nach Jahren des "Gebens" Steuern verlangt oder anheben will, dann droht der Konzern mit dem Weggang.
  • Die Ungleichheit sieht man auch an der Größe: "Global Player" haben oft größere Jahresumsätze als das Bruttoinlandsprodukt von z.B. mittelamerikanischen Staaten.

Viele Beispiele hierzu sind im Buch "No Logo" von Naomi Klein zu finden.

Sturz von Regierungen

  • Bananenproduzent "Chiquita": stürzte demokratische Präsidenten in Mittelamerika und setzte Diktatoren für eigene Zwecke ein.

Vorgehen gegen Einheimische und Menschenrechtler

  • Erdöl-, Minenfirmen und Großgrundbesitzer: lassen Bauern und Indianer in Südamerika vertreiben und töten um in deren Territorien zu fördern und den Urwald zu kontaminieren. Beispiel Kolumbien: Artikel Juni 2012 in Jungle-World
  • Coca Cola: Abfüllfabriken in Kolumbien, Guatemala und der Türkei, in denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, mutmaßliche Kidnappings, Folter und Ermordungen von Gewerkschaftsführern. Ein 85min-Dokumentarfilm dazu: Der Fall Coca Cola

Machtausübung gegenüber abhängigen Lieferanten

(Nachfragemonopol)

  • VW: übt Druck auf Lieferanten aufgrund seiner Monopolstellung aus.
  • Müller-Milch: Erpressung der Milchbauern und fehlende Weitergabe von Preiserhöhungen (s.Kampf um Milchpreis).
  • Die großen Konzerne von landwirtschaftlichen Produkten (Bananen, Kaffee, Mais...) haben meist eine Monopolstellung gegenüber den "kleinen" Produzenten (z.B. Bauern oder Kooperativen in Südamerika)
  • EDEKA und REWE mit nachträglichen Rabattforderungen.

Machtausübung gegenüber Wettbewerbern

  • Union Carbidge: übernimmt den brasilianischen Markt über unfairen Preiskampf.
  • Borgward wurde von BMW und Mercedes in den Konkurs getrieben.
  • IBM erreicht im Mercosur Monopolstellung und Abschottung von "unliebsamer Konkurrenz" aus USA, Europa und Asien.
  • Monsanto kauft andere Saatguthersteller einfach auf und erreicht somit eine Monopolstellung in den jeweiligen Ländern. Monsanto verkauft dann nur noch sein Gen-Saatgut und bringt die Bauern damit in Abhängigkeit (s.Monopolisiertes Wissen)
  • Aufkauf "unliebsamer Patente" um sich Konkurrenz zu ersparen

Machtausübung gegenüber Kunden

  • Machenschaften der Immobiliengesellschaft GAGFAH, welche dem US-Hedge-Fond Fortress gehört. Mehr dazu: Unverschämtheiten der GAGFAH.
  • Telekom-Monopol: Nach Marktöffnung 1998 fielen die Preise um 90%, die Leistung und der Service verbesserten sich.
  • Banken informieren die Kunden vorsätzlich nicht korrekt über die Risiken von Anlagen
  • Verbraucher werden mittels "Greenwashing" an der Nase herumgeführt.
  • Energiemonopol: Nach der Öffnung des Energiemarktes gibt es in Deutschland immer noch die Monopole auf den Besitz der Gas- und Stromleitungen (Netzdurchleitung)
  • Rohstoffe: Wenige große Konzerne (oder Investoren) sichern sich über Konzessionen wichtige Rohstoffquellen und können dann die Marktpreise beeinflußen. Die Länder in denen die Rohstoffe lagern werden oft nur "abgespeist" (außer z.B. die OPEC-Länder).
  • Durch Pharma-Patente werden Kranken notwendige Medikamente und Therapien vorenthalten. Dies führt zum unnötigen Tod von Millionen Menschen. Ein Beispiel dafür ist die Versorgung von AIDS-Patienten. Mehr dazu: Beispiel HIV

Beispiele aus der Politik

Aussenpolitik

  • Alleingänge großer Staaten z.B.
    • bei der "Rettung des Klimas" (s.Geo-Engineering)
    • Kontaminierung der Meere mit Atommüll, radioaktivem Material etc.
    • Kriege gegen andere ohne Uno-Mandat. Z.B. Rußland -> Tschechenien, USA -> Irak...
  • US-Freihandelsabkommen mit Staaten Südamerikas (z.B. Mexico, El Salvador, Kolumbien).
  • EU-Freihandelsabkommen mit Staaten Südamerikas (z.B. Kolumbien, Kolumbien/Peru)
  • IWF und Weltbank führen mit ihren SAP's (Strukturanpassungsprogramme) eine verantwortungslose Politik gegenüber Schwellen- und Entwicklungsländern durch um die Interessen der Industrieländer durchzusetzen.
  • Die traditionellen zentralen Schaltstellen der Politik sind besonders anfällig für unverantwortliche Entscheidungen durch Lobbyismus oder Korruption.
  • Einseitige Industriepolitik zu Lasten der Umwelt, z.B. Deutschland zieht zugesagte Unterstützung für Rettung des Yasuni-Regenwaldes zurück (Artikel TAZ v.22.9.10: Öl statt Dschungel)

Innenpolitik

  • In den meisten Diktaturen ist die Ausbeutung der Menschen aufgrund von Machtstrukturen offensichtlich, z.B.
    • Judenvernichtung unter Hitler
    • Millionen Tote in den russischen Gulags unter Stalin
    • Menschenrechtsverletzungen in China, der DDR usw.
  • In Demokratien erreicht das unverantwortliche Handeln zwar lange nicht die Auswüchse der Diktaturen, trotzdem gibt es auch in Deutschland Beispiele für überzogenes, unverantwortliches Handeln der Politiker, z.B.:

Weitere Beispiele wie die Politik ihre Machtposition ausnutzt und die Mitsprache der Bürger verhindert: Altland-Politik

Überorganisatorische Systeme

  • Die o.g. Beispiele betreffen geschlossene Organisationen (große Konzerne, Regierungen...).
  • Diese o.g. Organisationen agieren teilweise in größeren Systemen (z.B. Finanzmarkt) zusammen und schaffen so ein Über-System.
  • Wenn nun bereits die Bausteine des Über-Systems "Systemfehler" aufweisen, dann wird das Gesamtsystem nicht gesünder sein.

Beispiele

Platzen der New-Economy-Blase 2000:

  • Die Banken verdienten an der Blase,
  • verursachten das platzen und
  • verdienten am platzen.

Platzen der US-Immobilienblase 2008: Deutsche Banken verzockten Milliarden. Und wer ist verantwortlich.

  • Die Kleinanleger waren zu gierig oder wurden von den Bankberatern nicht ausreichend über die Risiken informiert?
  • Die Bankberater waren nur gierig nach den Provisionen oder blieb ihnen keine andere Wahl, da sie Abschlüsse vorweisen mussten bzw. die Kunden sonst von der Konkurrenz "über den Tisch gezogen" wurden?
  • Die Bankmanager waren zu gierig? Oder kannten das Risiko wirklich nicht (der Deutschen Bank z.B. waren die Risiken bewußt, gaben diese Papiere aber an die ahnungsloseren Mittelstands- und Landesbanken weiter)? Oder mussten das Risiko eingehen, da die Konkurrenz es auch tat und die Shareholder (Aktienbesitzer) die Renditen vorderten?
  • Die Shareholder zwangen vorsätzlich zum Risiko oder legten ihr Geld einfach nur dort an, wo die höchsten Dividenden flossen?
  • Die Anbieter der Junk-Bonds in den USA verschleierten und versteckten bewußt das Risiko oder lieferten einfach nur, was die deutschen Banken ihnen "aus den Händen rissen"?

Ein Dokumentarfilm dazu: Das Milliardenspiel, 45min in mehreren Teilen auf YouTube

Lösungsansatz

  • Um eine verantwortlichere Handlungsweise der Organisationen und Menschen zu erreichen, gibt es verschiedene Ansätze, welche alle ihre Berechtigung haben. Mehr dazu unter: Verantwortung Übernehmen & Mitbestimmung
  • Der interessanteste Ansatz dabei ist die Abschaffung der Möglichkeit für unverantwortliches Handeln: So lange die Menschen sind wie sie sind (egoistisch), müssen wir vor allem unsere großen Organisationen so strukturieren, dass es keine übergroßen Machtpositionen mehr gibt.
  • Es geht also vor allem darum eine "strukturelle Nichtausbeutungsfähigkeit" in den Organisationen zu verankern.
  • Die Organisationsform "Peer-Management" bietet eine Möglichkeit dies umzusetzen. Die Bildung von schädlichen Machtstrukturen kann so verhindert werden.
  • Langfristig wäre es natürlich trotzdem nett, wenn die Menschen von sich aus etwas verantwortungsbewußter gegenüber anderen und der Umwelt denken und handeln würden. Hierauf zielt das Neuland-Denken ab.
  • Dies bedingt sich gegenseitig. Ohne "Neuland-Denken" wird es schwer, dass sich Peer-Management in größerem Stil durchsetzt. Allerdings unterstützen erfolgreiche Peer-Management-Organisationen genauso ein Umdenken vom Altland- zum Neuland-Denken.

Machtausübung im persönlichen Umfeld

  • Machtausübung kann auch im kleinen Kreis verantwortungslos erfolgen.
  • Dabei hält sich der Schaden für die Gesamt-Gesellschaft zwar in Grenzen, für die Betroffenen kann dies allerdings zum Alptraum werden.

Beispiele zu formellen Machtpositionen:

  • Mobbing am Arbeitsplatz (Kollegen haben bei der Wahl und Beurteilung ihrer Kollegen kein Mitspracherecht).
  • Krankenhauspersonal gegenüber Patient.
  • Lehrer gegenüber Schülern. Beispiel Schulen im Amazonas-Regenwald: Es finden sich kaum Lehrer für den Unterricht in entfernteren Urwaldregionen. Die Lehrer und Familien der Indigenas wissen dass. Der Lehrer nutzt es aus (z.B. durch Unterrichtsausfall) und die Indigenas beschweren sich nicht beim Staat, da bei einer Entlassung des Lehrers sie auf absehbare Zeit gar keinen mehr hätten.
  • Lokale Polizei. Beispiel Drogenkrieg in Mexico: Das Hauptproblem ist, dass die lokalen Polizisten mit der Mafia zusammenarbeitet. Die lokale Bevölkerung, welche die Polizisten am besten einschätzen könnte, hat bei der Wahl der Polizisten keine Mitspracherechte. Außerdem ist die lokale Bevölkerung ihnen vor allem in den Dörfern mehr oder weniger "ausgeliefert".

Diese Beispiele haben alle gemeinsam, dass die Betroffenen keine Mitsprache bei der Wahl, Bewertung oder Vergütung der verantwortungslos handelnden "Mächtigeren" haben. Diese wurden "von oben" (Top-Down) eingesetzt.

Neben den o.g. formellen Machtpositionen, gibt es auch informelle Machtpositionen. Diese resultieren nicht aus "organisatorischer Top-Down-Vormachtstellung", sondern aus Machtvorteilen aufgrund körperlicher Stärke, mehr Wissen, höherer gesellschaftlicher Stellung usw. Dazu zählen beispielsweise:

  • Gewalt von Eltern gegenüber Kindern
  • Mann gegenüber Frau: Nicht nur körperliche Gewalt, auch aufgrund Abhängigkeit durch das Einkommen des Mannes.
  • Krankhafter Streit mit dem Nachbarn

Gründe sind hierfür meist

  • Altland-Denkmuster in Verbindung mit unerfüllten Bedürfnissen wie Liebe, Verständnis oder Sicherheit.
  • Die Machtausübung ist dann eine (nicht besonders effiziente und zielführende) Strategie die Bedürfnisse zu erfüllen.

Als Lösungsansatz können hier kaum Orga-Strukturen verändert werden, sondern:

  • Die Beteiligten/Betroffenen müssten sich vielmehr das tatsächliche Bedürfnis klarmachen um dann eine weniger schädliche Strategie zur Erfüllung dieses Bedürfnisses auszuprobieren.
  • Eine Methode dazu ist die gewaltfreie Kommunikation von Rosenberg.