Altland-Geldsystem

Aus Nuevalandia
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Unser traditionelles Geldsystem enthält folgende Systemfehler:

  • Zinseszins
  • Monopolisierung
  • Freier Devisenmarkt


Zinsproblematik

Unser Altland-Geldsystem ermöglicht einer Minderheit einen großen Wohlstand auf Kosten anderer. Langfristig wird jedes Geldsystem durch Zins und Zinseszins zusammenbrechen: Das traditionelle Zinssystem erzeugt einen aufschaukelnden Effekt, welcher sich wie eine wachsende Krebserkrankung immer weiter in unser Wirtschafts-, Finanz- und Gesellschaftssystem frisst. Wenn also nicht durch andere äußere Einflüsse (Kriege, Katastrophen, Völkerwanderung usw.) ein Währungscrash hervorgerufen wird, dann kollabiert das Geldsystem aus sich selbst heraus bereits nach wenigen Jahrzehnten (auch bei größter Sorgfalt der Zentralbanken). Bisher hat es wohl noch nie ein Zinssystem auf 100 Jahre Lebensdauer geschafft.

Dabei kann die Krebserkrankung in 3 Teilbereiche aufgeteilt werden:

  • Sich selbst verstärkender Effizienz- & Wachstumsdruck schädigt vermehrt Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt
  • Immer größer werdende Umverteilung von Arm zu Reich (="Sozialhife" für Reiche) vergrößert die Ungleichheit und Ungerechtigkeit
  • Die sich immer schneller drehende Verschuldungs-Spirale gibt immer weniger Spielräume für Staat und Gesellschaft.

Mehr dazu im Folgenden:

Wachstumsdruck

Ursache und Verlauf

  • Durch den o.g. Zinseffekt werden wir zu einem ständigen Wirtschaftswachstum in Höhe der Zinsansprüche getrieben. Da das Geld um die Zinsansprüche zu bezahlen von einem Kreditgeber kommt und wieder mit Zinsen belegt ist, ergibt sich ein exponentieller Wachstumsdruck.
  • Dieser zinsbasierte Wachstumsdruck lässt sich unterteilen in wachsende Zinsansprüche aufgrund wachsender:
    • a) Geldmenge
    • b) Geldvermögen
    • c) Eigenkapitalrendite
Geldmenge

Die Geldmenge (=von der Zentralbank ausgegebenes Geld (Bargeld + Geld auf Girokonten)) treibt die Wirtschaft zu immer weiterem Wachstum an. Beispiel:

  • Auf einer Insel ist eine Geldmenge von 1 Mio. Talern im Umlauf
  • Dieses Geld stammt von der Inselbank und ist mit Zinsen belastet. Anmerkung: Alles Geld, welches in Deutschland in Umlauf ist, stammt von der Bank und ist mit Zinsen belastet. Auch das Begrüßungsgeld für die Ossies nach der Wende wurde nicht einfach so gedruckt und "verschenkt", sondern mußte der Staat mit einem Kredit aufnehmen.
  • Bei einem Zinssatz von z.B. 10% müssten die Inselbewohner 1,1 Mio. Taler an die Bank nach einem Jahr zurückzahlen.
  • Das zurückzahlen geht nur, wenn die Wirtschaft um den Zinsanspruch (100.000 Taler) wächst. Die Zinsen verursachen also einen Wachstumdruck auf die Witschaft.
  • Wenn die Wirtschaft im notwendigen Maße wächst, muss die Inselbank das Wachstum mit 100.000 Talern "unterfüttern". Ansonsten stünde den zusätzlichen Waren zu wenig Geld gegenüber und es käme zu einer Deflation.
  • Die "unterfütterten" zusätzlichen 100.000 Taler gibt die Bank wieder als Kredit in Umlauf.
  • Nun drücken die Zinsansprüche aus 1,1 Mio. Talern auf die Wirtschaft. usw.
  • -> Der Wachstumsdruck steigt demnach von Jahr zu Jahr exponentiell.
  • Es reicht nicht aus, dass die Wirtschaft exponentiell mehr Güter & Dienstleistungen herstellt. Diese Leistungen müssen auch konsumiert (verkauft) werden.

Wenn man in der Praxis den Wachstumsdruck durch die Geldmenge (Zentralbankgeld) ermitteln will, dann muss natürlich auch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes berücksichtigt werden:

  • Die Umlaufgeschwindigkeit in Deutschland ist ca. 7. D.h. jeder Geldschein wird pro Jahr im durchschnitt 7x zum einkaufen verwendet.
  • -> Eine Geldmenge von 1 Mio. Talern verursacht dabei einen Umsatz (Bruttoinlandsprodukt) von 7 Mio. Talern.
  • Falls die Zentralbank die ausgegebene Geldmenge mit 4% (=Leitzins) verzinst, muß die Wirtschaft um diesen Zinsanspruch (=40.000 Taler) wachsen.
  • Bei 7 Mio Talern Umsatz sind die 40.000 Taler lediglich 0,6 %

-> Der Wachstumsdruck aus der ausgegebenen Geldmenge ist demnach relativ gering und würde das Geldsystem vermutlich erst nach einigen Jahrhunderten zum Zusammenbruch bringen. -> Außerdem ist es in der Praxis oft so, daß die Wirtschaft aus anderen Gründen (Fortschritt, neue Technologien und Märkte) schneller als die 0,6% wächst. Und dann muss die Zentralbank (um eine Deflation zu vermeiden) auch die entsprechende Geldmenge bereitstellen. Dadurch wird dann auch der Wachstumsdruck mit angehoben. Die Wirtschaft kann also nicht "vorarbeiten" um sich etwas Luft für später zu verschaffen, wenn die Bedingungen für Wachstum nicht mehr da sind.

Gravierender stellt sich der Wachstumsdruck aus den Zinsansprüchen der Geldvermögen dar:

Geldvermögen

Praktisch kann jeder durch die Zentralbank ausgegebener Geldschein bzw. "Buchgeld" (=Geldmenge) mehrmals verliehen werden. Beispiel:

  • Hans leiht sich 1.000 Taler von der Bank und bezahlt damit den Dachdecker. Der Dachdecker bezahlt damit seinen Angestellten, der die 1.000 Taler bei der Bank spart. Die Bank verleiht die 1.000 Taler an einen Häuslebauer, der damit seinen Bekannten bezahlt, der ihm geholfen hat. Der Bekannte verleiht die 1.000 Taler an Neffen Werner... usw... usw...
  • Wie sieht die Rechnung aus? Die im Umlauf befindliche Geldmenge (1.000 Taler) ist gleich geblieben. Allerdings haben sich Vermögen (Guthaben) und Schulden erhöht: Anfangs hatte niemand Vermögen und Schulden. Am Ende gibt es 4 Schuldner (Hans, Bank des Angestellten, Häuslebauer, Werner) von je 1.000 Taler und denen gegenüber 4 Gläubiger (Vermögensbesitzer) von je 1.000 Taler.
  • -> Geld(menge) und Guthaben (Geldvermögen) sind also 2 ganz verschiedene Dinge!
  • Obwohl die Zentrlabank nur 1x 1.000 Taler ausgegeben hat, können diese also immer wieder neu verliehen werden.
  • Bei jedem Verleihvorgang entsteht ein Zinsanspruch von z.B. 5% (=50 Taler).
  • In o.g. Beispiel (4 Verleihvorgänge) werden die 1.000 Taler demnach mit einem Zinsanspruch von 4x50 Taler = 200 Taler = 20% (von 1.000 Taler) belastet.
  • Wenn man hier wie im o.g. Beispiel zur Geldmenge wieder die Umlaufgeschwindigkeit von 7 zu Grunde legt (Wirtschaftsleistung = 7.000 Taler), ergibt sich ein Wachstumsdruck von 3%, der auf der Volkswirtschaft lastet.
  • In der Realität sind die Guthaben (Geldmenge M3) in Deutschland nicht nur wie im o.g. Beispiel 4x mehr wie das umlaufende Geld (Geldmenge M1), sondern sogar ca. 10x höher! Damit ist der Wachstumsdruck auch entsprechend höher!
  • Dagegen gibt es zwar auf der anderen Seite auch wieder einen rückläufigen Effekt, da Schulden wieder zurückgezahlt werden und damit auch ein Teil der Guthaben wieder "verschwindet" und damit auch der Zinsanspruch dieses Teils. Aufgrund der Konzentration des Kapitals (s.u. Umverteilung), dämpft dies allerdings nur wenig den Effekt und die Geldmenge M3 (Guthaben) steigt exponentiell weiter an und dies sogar überproportional zum Wirtschaftswachstum (s. Statistiken der Bundesbank oder Buch "Das Geldsyndrom" von Helmut Creutz).
  • -> Ein Großteil der Kredite ist demnach gar nicht in Unternehmen oder neue Produkte geflossen, die den Wohlstand mehren. Sondern in Spekulationen mit z.B. Aktien, Wertpapieren und Immobilien. Deren Kurs steigt dann nur deswegen stetig, weil sie mit immer neu geschöpftem Geld nachgefragte werden. Wenn so eine Blase platzt, müssen die Sparer mit ihren Einlagen für die Ausfälle geradestehen (wenn nicht der Staat mit Steurgeldern die Bank rettet, was vielleicht noch ungerechter wäre).
  • -> Diese Spekulationsblasen stellen immer ein Risiko dar, da beim platzen von großer Blasen dies Auswirkungen auf den Finanzmarkt und auch die Wirtschaft haben kann. Ein noch größeres und schleichendes Gift ist allerdings die Verwendung dieser zu schnell steigenden Geldvermögen für den Kauf von Arbeits- & Lebensgrundlagen anderer, um daraus höhere Renditen als den zu zahlenden Bankzins zu erzielen. Dies führt zu Abhängigkeiten und Verarmung immer größerer Bevölkerungsteile, während sich die Vermögen immer mehr in wenigen Familien konzentrieren (s. private Aneignung von Lebensgrundlagen).
Kapitalrendite

Neben dem Geldzins ist die deutlich höhere Kapitalrendite (Zins auf Eigenkapital, in Deutschland 2013 im Schnitt 20%!) Auslöser für kritisches Wirtschaftswachstum.

Fazit
  • Der systemimmanente Wachstumsdruck kann mittel- und langfristig nicht erfüllt werden und wandelt sich dann "vom Segen zum Fluch".
  • Prof. Jürgen Kremer (Professor für Wirtschaftsmathematik am RheinAhrCampus Remagen) hat mathematisch nachgewiesen, dass unser Zinseszinssystem so auf Dauer nicht funktionieren kann: Zinsfehler.
  • Dabei ist selbst vielen Volkswirtschaftlern (geschweige denn Politikern) die Wurzel der auftretenden Probleme (das Zinssystem) nicht bewusst. Sie haben dann ständig mit den Symptomen (soziale Ungleicheit, Wirstchaft- & Finanzkrisen usw.) zu kämpfen ohne das eigentliche Problem zu beseitigen.

Auswirkungen

Der Zins übt einen starken Effizienz-/Wachstumsdruck aus. Es gibt allerdings keine klare Grenze, wo die gesteigerte Effizienz von mehr Wohlfahrt in Ausbeutung von Natur und Menschen umschlägt. In den meisten Ländern (z.B. in Deutschland) ist es allerdings offensichtlich, dass die Grenze überschritten ist.

Nutzen
  • In jungen Volkswirtschaften oder nach großen Zerstörungen (z.B. Kriege) ist der exponentielle Wachstumsdruck wünschenswert um die Unternehmer und Marktteilnehmer effizienter und fitter zu machen und schnell benötigte (materielle) Bedürfnisse zu befriedigen. Ausserdem gibt es noch viel "Freiraum" (neue Produkte, Märkte etc.) um dem Druck auszuweichen. Der Zinseffekt bringt hier einen Wohlstandszuwachs.
  • In einem jungen Geldsystem (bzw. nach der Bereinigung durch eine Abwertung der Währung) spielen die zu erwirtschaftenden Zinsansprüche noch keine große Rolle und beeinflussen das Wirtschaftsgeschehen wenig. Da die Zinsansprüche überproportional zur Wirtschaft wachsen, wird der Druck auf die Wirtschaft, wachsen zu müssen, über die Jahre immer höher.


Schäden

Langfristig und in hoch entwickelten Volkswirtschaften stranguliert der Effekt wie beim "Zauberlehrling" oder dem Märchen "Der süße Brei" Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Ein ständiges lineares oder gar exponentielles Wirtschaftswachstum ist praktisch unmöglich (s.Wirtschaftswachstum). Bis ein größerer "Bereinigungs-Crash" kommt (ähnlich den platzenden Nähte der Kleidung eines wachsenden Kindes), in welchem Schulden- und Vermögensberge wieder korrigiert werden, entweicht der Wachstumsdruck durch verschiedene Ventile, welche allesamt Probleme verursachen:

Da die geforderten Renditen in einer sinnvollen Realwirtschaft kaum mehr erzielbar sind, weicht das Kapital in andere Bereiche aus:

  • In ein höheres, obwohl nicht mehr benötigtes und schädliches Produktionsvolumen, nur um das vermehrte Kapital wiederum gewinnbringend anzulegen.
  • Weitere Verschuldung: Dies ist das einfachste Mittel um Krisen aufgrund des nicht erfüllbaren Wachstumsdrucks abzuwenden. Die Krisen abzuwenden indem z.B. der Staat das "Druck ablassen" mit Krediten, Absicherungen und Subventionen verhindert, ist aber keine Lösung. Es ist nur eine Verlagerung der "immer heißer werdenden Suppe" in die Zukunft. Kurzfristig hat dies Sinn um einen "Flächenbrand" zu vermeiden, die Ursache (steigende Gesamtverschuldung) wird damit allerdings nicht bekämpft, sondern sogar gesteigert! Es ist wie Pyromanen bei der Feuerwehr einzustellen.
  • Verschärfter Raubbau und Schädigung der Umwelt: Umweltprobleme werden verschärft, da oft nur noch zu Lasten der Umwelt (z.B. Ausbeutung von Rohstoffen) die aus dem Zinsdruck geforderten Renditen erwirtschaftet werden können.
  • Übernahme öffentlicher Güter ("commons") bzw. Privatisierung von Lebensgrundlagen: Nur noch die Knappheitsrente der leistungslosen Wirtschaft bringt den geforderten Ertrag. Dieser basiert auf der Privatisierung von Lebensgrundlagen und hat viele Schädliche Effekte auf Gesellschaft & Umwelt (s.Aneignung von Lebensgrundlagen). Die Privatisierung schlichtweg aller für die Gewinne, von denen die Kapitalgesellschaften abhängen, ist eine Art Krebsgeschwür. Diese Gewinne kommen heutzutage fast ausschließlich aus den Arbeits- und Lebensgrundlagen.
  • Entstehung von Spekulationsblasen: Die geforderten Renditen sind in der Realwirtschaft kaum mehr erzielbar, deswegen geht das Geld in Spekulationsgeschäfte mit verhängnisvoller Blasenbildung, in die Finanzierung der bewusst knapp gehaltenen öffentlichen Kassen und in die virtuellen Finanzprodukte. In den vergangenen 20 Jahren sind so alleine in Deutschland drei Billionen Euro in die Privatisierung und in die Gläubigerposition gegenüber der öffentlichen Hand geströmt; und wenn die Bilanzsumme nur der Deutschen Bank so hoch ist wie das gesamte deutsche BIP bzw. ein Fünftel des gesamten deutschen Vermögens an Mietwohnungen, Fabriken, Kraftwerken und aller sonstigen Anlagen und Gewerbebetriebe, erhält man eine Ahnung, wieviel Kapital der Finanzsektor aufbläht und aufsaugt, um die Renditeansprüche zu bedienen...und um eines Tages wieder zu platzen und die echt arbeitenden Menschen und Betriebe mit sich herunter zu reißen.

Weitere Effekte

  • Wirtschafts- und Finanzkrisen: Es kommt in der Wirtschaft immer wieder zu kleineren und mittleren Krisen, Insolvenzen und Massenarbeitslosigkeit um etwas Druck abzulassen. Dies verursacht gleichzeitig eine Verschuldungs-Spirale (s.u.).
  • "Geiselung" von Unternehmer, Arbeitnehmer und Politik: Dem exponentiellen, volkswirtschaftlichen Wachstumsdruck, gegen den die Wirtschaft am Ende immer verlieren muss, versuchen die Unternehmer u.a. wie folgt standzuhalten:
    • (Real)Lohnsenkungen (s.sinkende Löhne): Damit wird Wachstumsdruck nur weitergegeben anstelle gelöst.
    • Weitergabe des Drucks an Lieferanten: Damit wird Wachstumsdruck nur weitergegeben anstelle gelöst.
    • Weitergabe des Druck an die eigenen Angestellten (unbezahlte Überstunden usw.)
    • Lobbyismus
    • Mediale Manipulation
    • Senkung von Umweltstandards um billiger zu produzieren und wieder den geforderten Kapitalmargen zu entsprechen bzw. mehr zu verkaufen.
    • Drängen auf öffnen von neuen Märkte (Globalisierung): Problem wird in Zukunft verschoben und ist dann noch größer
    • Zusätzliches Wachstum (Umsatz) durch Dinge ohne Gebrauchswert, gegen die Umwelt oder Schaden verursachend (siehe Bruttoinlandsprodukt).
    • Aggressive Werbung (Callcenter, Haustürgeschäfte etc.)
  • Konsumzwang: Um dem Wachstumsdruck zu entsprechen reicht es nicht aus, wenn wir jedes Jahr einen Teller mehr essen (konsumieren). Im Folgejahr reicht das "Mehr" des Vorjahres nicht mehr aus, und es muss zu dem Zusatzteller noch ein weiteres Häppchen kommen usw...usw... -> Wir haben zwar die Freiheit gewonnen alles zu kaufen, was wir wollen, aber wir haben nicht die Freiheit nichts zu kaufen!
Reaktion der Gesellschaft

Anstatt, dass unsere Politiker (und Gesellschaft) das Problem des Wachstumsdrucks als Systemfehler sehen, wird viel mehr versucht dem Wachstumsdruck zu entsprechen und uns anzupassen. Dies ist ein Rennen, was immer ungesunder wird und wir letzendlich nur verlieren können, z.B.:

  • Sämtliche Spielarten des Unglücklichseins werden als individuelle medizinische Probleme behandelt und "kommerzialisiert" (steigern somit das BIP und beugen sich dem Wachstumsdruck), aber nicht gelöst:
  • Es wird nicht gesehen, dass Bürger un- oder unterbeschäftigt sind. Als Problem wird die Depression gesehen. Dagegen gibt es ein Pille.
  • Es wird nicht gesehen, dass es zu viel Stress gibt, zu schnelle soziale Umwälzungen, zu viel Umweltverschmutzung. Als Problem wird gesehen, dass wir nicht mehr konform sind. Dagegen gibt es eine Pille.
  • Es wird nicht gesehen, dass unsere Chefs zu viel von uns verlangen. Als Problem wird gesehen, dass wir zu viel Schlaf benötigen oder mit den steigenden Anforderungen des Arbeitsmarktes nicht mehr ganz mithalten können. Es gibt Pillen, die unser Schlafbedürfnis reduzieren, Pillen die unser Gedächtnis aufpeppen und Pillen, die uns helfen schneller zu denken.
  • Was würden Sie machen, wenn Ihr Kollege aufgrund von Fitmacher-Pillen Überstunde um Überstunde macht und Ihr Chef Sie schief ansieht, da Sie nicht mithalten können?
  • Auch unser Bildungssystem beugt sich dem Renn-Druck. Die Diplomarbeiten müssen immer monströser sein, die Kinder bekommen schon im Kindergarten gelernt, was früher erst in der Schule dran war usw. Inzwischen gibt es immer mehr Studenten, welche vor den Examen eine Pille nehmen um konzentrierter zu sein. Das schiebt natürlich die Meßlatte nach oben und die anderen werden gezwungen es genauso zu machen, wenn sie nicht abfallen wollen.
  • Wenn sich diese Problematik verschärft, werden die Pillen-nehmer vielleicht "an den Pranger gestellt" und vielleicht Kontrollen eingeführt. Aber hilft das die Ursache zu beseitigen? Irgendwo muss schließlich der Druck entweichen...

Wie lange müssen wir uns noch der Wirtschaft und Politik anpassen, anstatt die Wirtschaft und Politik nach unseren Bedürfnissen und Fähigkeiten anzupassen?

Umverteilung von unten nach oben

Geld ist eine Lebensgrundlage, die jeder benötigt. Durch den Zinseffekt wird Geld knapp gehalten und bekommt einen eigenen Wert. Dadurch wird es möglich, sich die Geld-Lebensgrundlagen anderer anzueignen. Diejenigen, welche nicht genug haben, müssen es sich dann gegen Zinsen bei mir leihen. Der Zinseffekt bewirkt eine ständige Umverteilung von unten nach oben. Die Bevölkerung zahlt über die Zinsen sozusagen eine "Sozialhilfe für Reiche" und die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Grund dafür ist:

  • Die Guthaben (Geldvermögen) sind nicht gleichmäßig verteilt. Dies ist normal und nicht zu beanstanden, da manche besser mit Geld umgehen können oder leistungsfähiger sind als andere.
  • Diese vernünftige (auf Leistung beruhende) Ungleichheit wird aber Vervielfacht durch eine ungerechte, leistungslose Ungleichheit (s.Knappheitsrente):
    • Wenn ein Vermögender mehr Geld hat als er ausgeben kann oder will, dann legt er es (z.B. bei der Bank) wieder an.
    • Der Vermögende bekommt dann noch mehr Zinsen, die er noch weniger ausgeben kann, und legt diese somit wieder an usw...usw...
    • Das Geld vermehrt sich also selbständig (leistungslos) exponentiell immer weiter (siehe auch: leistungslose Einkommen)
    • Dies ist gut für den Eigentümer, allerdings müssen die erhaltenen Zinsen irgendwo herkommen. Wer zahlt drauf?:
      • Diese kommen aus der Realwirtschaft und sind in den Preisen bei allen Gütern und Dienstleistungen mit eingerechnet.
      • Inzwischen sind dies im Durchschnitt 40%! Die Zinsen der "Reichen" werden demnach von allen Bürgern mitbezahlt.
      • Auch der Staat zahlt pro Jahr viele Milliarden € Zinsen für seine immer größer werdenden Schulden. Jeder Steuerzahler subventioniert somit genauso die Reichsten der Gesellschaft.
      • Nur für die 10% reichsten Deutschen lohnt sich das Zinssystem. Alle anderen zahlen drauf. In anderen Ländern ist diese Ungleichheit noch drastischer.
      • Selbst wenn ein Haushalt keinen Kredit hat und im Jahr 10.000 € an Zinsen aus seinem Ersparten einstreicht, zahlt er am Ende mehr an Zinsen an die noch Reicheren über seine ständigen Ausgaben (Miete, Benzin, Essen...der gesamt Konsum sowie die Steuern) als die 10.000, die er bekommt.
    • Durch das System geht die Konzentrierung der Vermögen immer weiter. Bald sind nur noch 5% die Zinsgewinnler usw...

Mehr dazu sowie weitere Effekte auf die Gesellschaft durch die Knappheitsrente: Effekte auf die Gesellschaft.

Verschuldungs-Spirale

Die o.g. Probleme, welche durch den Zinseffekt verursacht werden, werden am Ende (um einen größeren Crash zu vermeiden) über neue Schulden in die Zukunft verschoben, z.B.:

  • Bei einem Konjunktureinbruch startet der Staat Konjunkturprogramm um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Dies wird über neue Schulden finanziert, welche übrigens auch nicht in guten Zeiten zurückgezahlt werden (s.Staatsverschuldung). * Nicht nur der Staat wird durch die Verschuldung immer handlungsunfähiger, sondern auch die Kommunen: Kommunen-Bankrott.
  • Bei großen Unternehmerpleiten (s. Holzmann, Enron, Opel...) springt der Staat ein um "Schlimmeres" zu vermeiden und verschuldet sich weiter. Genauso bei der Bankenrettung (s. Erpressung von Staatshilfen)
  • Die Staaten verschulden sich aber auch schon ohne "Hilfsprogramme" immer mehr und können ihrer eigentlichen Aufgabe immer weniger nachkommen. Ein freier Unternehmer wäre schon längst Pleite. Im Zweifel kann ein Staat aber nicht wirklich Pleite gehen, dann wird eben umgeschuldet oder die Notenpresse angeworfen und sich über eine Hyperinflation (Geldentwertung) der Schulden entledigt. Damit dies nicht passiert, werden auch schonmal Staaten "gerettet" (wie 2010 und 2011 Griechenland, Irland, Portugal und Spanien). Die Schulden werden dann aber einfach wo anders (Europäischer Rettungsschirm) "zwischengelagert". Solange man Deutschland und anderen Großen noch zutraut die Schuldenlast zu stemmen, geht das auch weiter so. Falls nicht mehr, bleibt höchstens noch die Weltbank um als Retter einzuspringen... und danach...?

Verschuldung heizt Spekulation an

  • Vor allem unter Vorreiterschaft der USA wurden seit den 20er Jahren Krisen in der Wirtschaft immer mit billigem Geld der Notenbanken verhindert.
  • Das meiste davon fließt allerdings in Spekulationsgeschäfte und bereitet somit die kommende, noch größere Krise vor.
  • Die Weltfinanzkrise um 2009 wurde wieder mit billigem Geld und Schulden versucht zu lösen. Inzwischen hat sich das System so weit hochgeschaukelt, daß es vermutlich dieses Mal schon knapp wird. Falls es nochmal klappt, kommt zu hoher Wahrscheinlichkeit bei der nächsten (dann noch größeren) Blase der richtige Crash.

Auf den Spekulationsmärkten sind teilweise die Blasen breits größer als vor der Finanzkrise. Dazu:

Historische Gegenmaßnahmen

  • In der Geschichte gab es verschiedene Versuche den Schäden durch die Zinsproblematik zu begegenen. Z.B. in Israel:
    • In Israel das Zinsverbot und einer Reform des Pfandwesens.
    • Sabbatjahr mit Schuldenerlass und Schuldsklavenbefreiung aller 7 Jahre

Anmerkungen

Folgende Anmerkungen zur Zinsproblematik:

  • Problematisch ist nicht der komplette Zins, den ein Schuldner bezahlen muß. Ein Kreditzins von z.B. 10% beinhaltet die Bankmarge, Risikoprämie und einen Inflationsausgleich. Dieser Anteil kommt wieder direkt zurück in die Wirtschaft und ist kein "leistungsloses Einkommen". Hier geht es lediglich um den so genannten "Zinsfuss" oder "Urzins". Dies ist der Anteil, den der Sparer für seine Einlage bekommt.
  • Problematisch sind die exponentiell steigenden Geldvermögen bzw. deren Gegenpart die exponentiell steigenden Schulden (die Summe aus Vermögen und Schulden ist immer 0). Ein Schuldenerlass ist keine Lösung. Denn dann gibt es trotzdem noch die Guthaben, welche den Zinsanspruch verlangen und damit den Wachstumsdruck auslösen. Für den Erlass von Schulden müssten neue Schuldner gefunden werden. Ein nicht weiter wachsen der Geldvermögen wäre durch einen Zinssatz von 0% möglich. Allerdings würden dann die Vermögenden ihr Geld nicht mehr der Wirtschaft zur Verfügung stellen, sondern "horten". Das Geld würde dann der Wirtschaft fehlen und sie würde zusammenbrechen.

Geld-Monopole

  • Jede nationale Währung stellt ein Monopol dar (="freie" Marktwirtschaft?). Man kann zwar jederzeit einen eigenen Copy-Shop aufmachen, aber kein eigenes Geldsystem installieren. Außerdem besteht auch noch ein Annahmezwang für das nationale Geld.
  • Wenn es kein staatliches Geldmonopol gäbe, gäbe es sicherlich auch andere, komplementäre und vernünftigere Geldsysteme ohne den "Systemfehler". Jeder könnte dann das Geldsystem selbst wählen und ein Absturz der nationalen Zinswährung wäre nicht so tragisch.
  • Aufgrund des Monopols hängt aber jeder mit drin und muss für den Unsinn mit zahlen (bzw. arbeiten).
  • In den USA gibt es sogar ein privates Geldmonopol der Nationalwährung (US$). Die Zentralbank (FED) stellt praktisch ein Kartell der Privatbanken dar. Es muß zwar an den Staat berichtet werden und der Staat hat auch bestimmte Einflußmöglichkeiten, aber die letztendliche Entscheidung treffen die Privatbanken des FED-Managements (s.Zentralbank USA).

Freier Devisen- & Kapitalmarkt

  • Im Zuge der Globalisierung wurden die Devisenmärkte komplett geöffnet.
  • Damit kann das Kapital nicht nur frei in ein Land strömen und dadurch einen Boom auslösen, sondern es kann genauso schnell ein Land verlassen und dadurch eine eigentlich gesunde Wirtschaft ruinieren.

Vergleiche

  • Den praktischen Effekt des freien Kapitalmarktes könnte man mit einem Drogenabhängigen vergleichen:
    • Wenn die Kapitalanleger global eine neue Anlage entdecken (z.B. China, Indien, Kolumbien), können in kurzer Zeit immense Summen in das Land fließen und die Wirtschaft boomt (der Drogenabhängige bekommt seinen Schuss).
    • Falls sich die Bedingungen aber verschlechtern oder anderswo das Großkapital höhere Renditen erwartet, wird das Geld in kurzer Zeit wieder abgezogen.
    • Dem Drogenabhängigen geht es nach der Wirkung der Dosis schlechter als vorher. Ebenso ergeht es den meisten "gedopten" Ländern. Es bleiben dann oft Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit sowie neue Abhängigkeiten und es fehlen wichtige Lebensgrundlagen (s.Aneignung von Lebensgrundlagen).
  • Vergleich Gießkanne: Das einströmende frische internationale Kapital lässt ein Land wie Regen in der Wüste schnell erblühen. Wenn es allerdings wieder abzieht, vertrocknet alles ganz schnell. Der Abzug ist dann auch zu vergleichen mit einer Abrissbirne.

Konkurrierende Staaten

  • Wenn dann noch Staaten untereinander mit Subventionen, Steuervergünstigungen und Abkommen um das Kapital konkurrieren, verschärft sich die Problematik.
  • Dieser Effekt ist besonders deutlich bei der Ausbeutung von Rohstoffen und Ressourcen. Nach dem "Boom" bleibt für das betroffene Land meist nichts als zerstörte Umwelt übrig. China betrifft dies somit weniger, dort werden die Geldströme stark kontrolliert und es wird darauf geachtet, dass ein Mehrwert (Technologien, Industrien, KnowHow usw.) im Land bleibt. In Kolumbien gehen die ausländischen Investitionen dagegen zu über 70% in die Entwicklung und Ausbeutung neuer Minen. Da dies von den ausländischen Konzernen direkt erfolgt, bleibt in Kolumbien kaum ein Mehrwert an KnowHow oder Entwicklung einer eigenen Industrie.

Devisenspekulationen

Noch bedrohlicher (da kurzfristiger und höhere Summen) als bei realen Investitionen wird der Boom- und Entzugseffekt durch Spekulationen am Kapitalmarkt generiert:

  • Wenn ein Land Fortschritte macht oder die Händler denken, dass es Fortschritte machen wird (z.B. aufgrund einer neuen Regierung), spekulieren die Devisenhändler auf den Kursanstieg der nationalen Währung und kaufen diese.
  • Dadurch wird die Währung dann auch tatsächlich teurer.
  • Weitere springen auf den Zug auf und die Währung verteuert sich weiter, ohne daß sich in der Realwirtschaft wirklich etwas verbessert haben muss.
  • Irgendwann glaubt die "kritische Masse" der Devisenhändler nicht mehr an eine weitere Verteuerung -> die Währung stürzt ab, falls sie überbewertet war.
  • Das Handelsvolumen an Devisen ist so hoch (täglich > 2 Billionen €!), dass der "freie Markt" die nationalen Währungen kleinerer Länder nur aus psychologischen Gründen abstürzen lassen kann (z.B. Vertrauensverlust bei Wahl eines linken Präsidenten, obwohl in der realen Wirtschaft alles gleich geblieben ist).
  • Auch eine Zentralbank eines kleinen oder mittleren Landes kann mit ihrer Interventionspolitik gegen den freien globalen Markt höchstens ein paar Tage Zeit raus holen. Selbst die großen Nationen müssen sich bei einem Angriff auf ihre Währung inzwischen zusammenschließen und selbst dann ist der Ausgang ungewiss.

Staatsverschuldung

  • Der Staat (und damit über die steuern die Bürger) wird praktisch zum Lakaien der o.g. Zinsproblematik. Er muss als "guter" Schuldner herhalten um das System am laufen zu halten.

Mehr dazu: Staatsverschuldung

Lösungsansatz

Die oben aufgezeigten Systemfehler unseres Altland-Geldsystems können durch Freie Geldsysteme vermieden bzw. sogar in positive Effekte umgewandelt werden.

Quellen & Links

Zur Zinsproblematik

Webseiten

Videos

Literatur

  • Helmut Creuz, Das Geld-Syndrom – Wege zu einer krisenfreien Wirtschaftsordnung, 2012

Allgemeine Geldsystem-Kritik

Videos & Filme

Artikel