Altland-Denkmuster

Aus Nuevalandia
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Gier frisst Hirn

Ein Außerirdischer auf Erdbesuch hielte uns sicher für verrückt (oder zumindest als nicht besonders intelligent). Wenn es um Geld und Vermögen geht, können wir nicht genug bekommen, obwohl es auch hier ein zu viel (s.Größenproblematik) gibt was schädlich ist:

  • Es gibt Multimilliardäre, welche ihr angesammeltes Geld nie ausgeben könnten (auch nicht ihre Kinder). Trotzdem wird weitergesammelt egal ob andere dabei benachteiligt werden (s.strukturelle Verantwortungslosigkeit). Eigentlich könnten diese Super-Reichen sich doch lieber einen breiteren Freundeskreis aufbauen und Geld verschenken oder sinnvolle Dinge für die eigene Stadt, das Land oder die Natur finanzieren. Könnte man nicht besser schlafen, wenn man weis, dass man heute 1.000 Hektar Wald aufgeforstet hat (finanziert hat) anstatt 1 Mio. Mehreinnahmen durch zusätzliche Sojafelder (wozu vorher der Regenwald gerodet wurde), die man sowieso nicht braucht?
  • Wenn an der Börse eine Kursrallye losgeht, steigen immer wieder auch nüchterne, sachliche, intelligente Leute bei viel zu hohen Kursen ein (lassen sich vom Boom mitreisen). Wenn es dann crashed, verstehen sie selbst nicht, warum sie so blauäugig waren.
  • Lebt man nicht auch glücklicher, wenn die Gesellschaft mehr oder weniger Vermögen auf Augenhöhe besitzt? Natürlich lieber alle mehr als alle wenig. Aber wenn ich der einzige bin, der super-Reich ist und die anderen alle super arm, macht das wirklich glücklich?

Was ist der Grund für dieses irrationale handeln? Warum verstoßen wir gegen das "Naturgesetz des eingeschränkten Wettbewerbes"?

Warum wollen wir immer mehr?

Schon Aristoteles schrieb in seinem Buch (Politik, Buch I, Kap.8-13), dass die Grenzenlosigkeit des Begehrens nicht allein am Konsum hängen kann:

  • Denn irgendwann ist auch der verrückteste Luxuskonsum nicht mehr zu steigern.
  • Aristoteles kommt zu dem Schluss, dass das Kernproblem der grenzenlosen Vermehrung mit dem Geld und mit Ängsten zu tun haben muss:
  • Geld (und andere Lebensgrundlagen) verdirbt nicht und lässt sich grenzenlos horten. Darum ergibt sich die Begierde, grenzenlos Geld anzuhäufen.
  • Der Grund dafür ist die Illusion, man könne sich grenzenlos Lebensmittel und Sicherheit kaufen und damit ein ewiges Leben.
  • Hinter der Gier nach immer mehr steht also das Nichtfertigwerden mit dem eigenen Tod, der eigenen Begrenztheit als körperlichem, bedürftigem Wesen.
  • Da aber der nach grenzenloser Geldvermehrung Strebende die Gemeinschaft zerstört (s.Aneignung von Lebensgrundlagen), zerstört er am Ende auch sich selbst, denn am Ende ist jeder auf die Gemeinschaft angewiesen.
  • Aristoteles hat also schon vor weit über 2.000 Jahren erkannt, das eine Wirtschaft, das auf Akkumulation von Reichtum der Wenigen zielt (s.leistungslose Wirtschaft), nicht nur die Anderen, sondern auch die Hortenden selbst zerstört.
  • Aristoteles fordert als Gegenmaßnahme der Polis politische Eingriffe in die Wirtschaft, also Regulierung. Vor allem Zins- und Monopolverbot (s.Freie Lebensgrundlagen) sowie ethische Erziehung der Bürger (s.Neuland-Denken).

Egoistisches Denken + Handeln:

  • "Erkauf" von eigenen Vorteilen zu Lasten Anderer.
  • Oft werden nur minimale Vorteile zu Lasten großem Schaden bei anderen (Mensch+Natur) erzielt.

Rationalisierendes Verhalten

Die Menschen und Institutionen handeln meist rationalisierend (aus Schaden wird man klug) anstelle rational zu Handeln (vorher denken, dann handeln):

  • "Der Masse" ist noch nicht klar, dass der derzeitige "billige Konsum", die "Wegwerf-Gesellschaft" usw. mittelfristig zu einem Mehrfachen an Kosten führt (zukünftig nicht nur in der 3. Welt, sondern auch in der 1. Welt) bzw. fühlen sie sich ohnmächtig etwas dagegen tun zu können.
  • Es wird nicht vorausschauend (rational) gedacht, gehandelt und konsumiert. Die meisten sind "rationalisierend": Erst wenn man auf dem Scherbenhaufen sitzt, wird geschaut warum es denn soweit kommen konnte.

Fehlendes Interesse

Als "kleinen Bruder" einer egoistischen Handlungsweise zu Lasten anderer könnte man "fehlendes Interesse an den Problemen anderer oder zukünftiger Generationen" bezeichnen. Hierbei wird zwar nicht direkt jemand anderes geschädigt, aber eine positive Entwicklung wird ausgebremst. Wenn z.B. in einem Land:

  • 10% der Menschen die Macht in den Händen haben und die anderen hinterhältig ausbeuten
  • 80% der Menschen kaum Interesse an Neuerungen oder "Weltverbesserungen" haben
  • 10% sich nicht nur eine bessere Welt wünschen, sondern auch dafür einsetzen,

dann werden die 10% "Weltverbesserer" kaum eine Chance gegen die 10% Mächtigen haben. Die "Weltverbesserer" müssten erst bei einem Teil der 80% "fehlendes-Interesse-Altland-Denker" ein Umdenken anregen.

Alte Denkmuster - neue Problematik

  • Diese Denkmuster waren in der Vergangenheit kein Problem, da konnte man höchstens eine Handvoll Leute schädigen und auch die Natur hatte noch unerschöpfliche Ressourcen. Das Altland-Denken ist also nicht neu, sondern gibt es vermutlich schon seit es die Menschen gibt. Es wurden also zwar "schon immer" andere durch einzelnen Egoismus geschädigt, aber es blieb "überschaubar" und der Schaden relativ klein.
  • Aufgrund unseres heutigen technischen Fortschritts und machtvollen Institutionen, wird diese Denkweise extrem gefährlich und gefährdet inzwischen das Fundament von Gesellschaft+Natur (s.auch Größenproblematik).

Beispiele

Altland-Denken bewirkt Handlungen wie z.B.:

  • Übertriebenes Konsumverhalten:
    • Konsumierte Produkte und Leistungen dienen als Ersatzbefriedigung (Surrogate).
    • Die eigentlichen Bedürfnisse (körperliches Wohlbefinden, Sicherheit, Verständnis, Kreativität, Liebe, Spiel, Erholung, Autonomie, Sinn) dabei liegen tiefer und können nicht nachhaltig befriedigt werden.
    • Aufgrund fehlender nachhaltiger Befriedigung sowie "abstumpfen" wird immer weiter bzw. mehr konsumiert.
  • Desinteresse am Schicksal anderer, z.B.:
    • 2011 bekam die Gemeinde Rüschlikon am Zürichsee aufgrund der Umwandlung des umstrittenen Rohstoffunternehmes Glencore in eine Aktiengesellschaft unerwartet 50 Mio Franken Mehreinnahmen. Aufgrund des Geldsegens sollten die Steuern um 7% gesenkt werden. Ein Bürgerkomitee schlug vor die Steuern nur um 5% zu senken und mit den verbliebenen 2% arme Gemeinden in Afrika zu unterstützen, die unter Glencore besonders leiden. Als es zur Abstimmung kam waren fast alle Rüschlikoner dagegen!
    • Unterlassene Hilfeleistung wenn andere beschimpft oder angegriffen werden
    • Desinteresse gegenüber dem eigenen Konsumverhalten hinsichtlich Auswirkungen auf die Entwicklungsländer, Ökosysteme oder kommende Generationen.
  • Schadenfreude & Denkweisen wie "Warum soll es den anderen besser gehen?". Z.B. kam in Umfragen heraus, dass
    • die Mehrheit der ALGII-Empfänger für die harten Richtlinien und die beschlossene Reduzierung der Gelder sind, da sie den anderen eher Faulheit unterstellen.
    • Der Mittelstand (der nicht reich ist), bezahlt mit 53% bedeutend mehr Steuern als Millionäre, die durchschnittlich nur 34% Steuern bezahlen. Trotzdem schimpft die Mittelschicht auf die Unterschicht als Sozialschmarozer! Warum? s.Spiegel-Artikel.
    • die meisten Menschen ein Jahresgehalt von 50.000 € vorziehen würden wenn die anderen nur 25.000 € verdienen, anstatt selbst zwar 100.000 € zu verdienen, aber den anderen 200.000 € "zu gönnen".[1]
  • Rücksichtslosigkeit:
    • Laut einer Studie der Universität St.Gallen verhalten sich Aktienhändler rücksichtsloser als Psychopathen (s.Spiegel-Artikel v. 25.9.11).
    • In der Wirtschaft & Politik sind psychopathische Altland-Denker überdurchschnittlich vertreten: Tagesanzeiger 15.5.12
    • Direkte in Kauf genommene Schädigung anderer zum eigenen Vorteil. Dies wird besonders problematisch, wenn die Person an eine größere Machtposition innehat (s.strukturelle Verantwortungslosigkeit).
  • Gewalt gegenüber anderen: Diese wird aus dem Glauben ausgeübt, dass andere Menschen unsere Schmerzen verursachen und dafür Strafe verdienen.

Lösungsansatz

Für ein dauerhaftes und selbsreguliertes Neuland reicht es nicht aus übergroße Machtpositionen abzubauen (s.Peer-Management) und Freie Lebensgrundlagen für alle zu schaffen. Am Ende ist die Denkweise der Menschen mitentscheidend, ob die "Neuland-Ideen" Erfolg haben oder ein Nischendasein pflegen:

  • Solange die Masse sich "rationalisierend" und "egoistisch" verhält, ist es schwer für Neuland-Lösungswege. Oder sie werden schlecht gemacht (Stichwort "Ökosteuer" und "Klimazertifikatehandel").
  • Wenn die Masse hier nicht etwas "bewußter" im denken + handeln wird, besteht die Gefahr, dass Neuland erst nach einem Altland-Kollaps zum "Mainstream" wird.
  • Wir wissen dann vielleicht, wie wir es hätten besser machen können, aber uns würden die notwendigen Ressourcen fehlen und es gäbe noch mehr vermeidbares Leid!

-> parallel zum ausprobieren von Neuland-Ideen kann jeder die eigenen Denkmuster hinterfragen und mit eigenem Neuland-Denken ein Beispiel für Andere geben.