Verantwortung Übernehmen & Mitbestimmung

Aus Nuevalandia
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Die strukturelle Verantwortungslosigkeit in unseren Altland-Organisationen richtet verheerende Schäden für Mensch & Natur an. Dieses verantwortungslose Handeln kann in Neuland auf 3 verschiedene Arten "gedeckelt" oder sogar ganz ausgeschlossen werden:

Verantwortlicheres Handeln durch:

  • A) Umdenken der Machtinhaber (Unternehmer, Politiker...)
  • B) Ausüben von Druck:
    • durch die Öffentlichkeit
    • durch die Politik auf die Wirtschaft
    • durch die Wirtschaft auf die Politik
  • C) Direkte Mitbestimmung: Strukturelle Änderung mittels Stakeholder-Management


Umdenken der Machtinhaber

(Veränderung in den Köpfen)

  • Inzwischen ist vielfach ein Wandel bei Managern und Politikern hin zu verantwortungsvollerem Handeln zu erkennen. Dies u.a. durch eine neue Generation in den Führungsebenen.
  • Im Gegensatz zu früher gibt es weniger schwarz/weis-denken sowie weniger verhärtetere Fronten zwischen Großkonzernen & "Ökos".
  • Das reine Profitstreben wird vermehrt bei Managern durch Ziele wie Selbstverwirklichung und Vernunft (im Einklang mit Mensch & Natur s.Neuland-Denken) ersetzt. Der Erfolg (Profit) stellt dann eine Art Meßlatte der Anerkennung dar, ist aber nicht Hauptanreiz der Unternehmung.
  • Die Unternehmer sind heutzutage teilweise weiter als die Konsumenten. Zum Beispiel werden aus innerem Antrieb organic-cotton Textilien angebotene, obwohl die Konsumenten lieber das T-Shirt für 3 € kaufen.
  • Es gibt auch Lehrstühle und Forschung, welche sich mit sozialen, nachhaltigen und ökologischen Unternehmen befassen. Z.B. in Wuppertal: Mit Wirtschaft die Welt verbessern, Artikel Deutsche Welle v.29.7.13

Fazit: Trotz der Zunahme von verantwortungsbewußten Unternehmensführern, werden die verantwortungslosen Handlungen insgesamt eher verheerender. Denn in der heutigen globalisierten, beschleunigten und technologisierten Welt können die (zwar weniger werdenden) unverantwortlich Handelnden ungleich mehr Schaden anrichten als früher. -> Deshalb reicht es nicht aus auf ein Umdenken der "Mächtigen" zu hoffen und zu warten !

Ausübung von Druck

Durch die Ausübung von Druck kann eine gewisse Verantwortlichkeit erzwungen werden. Allerdings kostet dies auch Energie und nach dem Stopfen eines Loches werden neue gesucht. Praktisch ist dies ein oft aufwändiges "Katz- und Maus-Spiel".

Druck durch die Öffentlichkeit

Durch Transparenz und organisiertes Auftreten der Bürger für Ihre Interessen kann unverantwortliches Handeln von Machtinhabern in engeren Grenzen gehalten werden.

Bürger beeinflußen Wirtschaft

Beispiel Prosumenten

Nicht alle Konsumenten sind „Schafe“, welche sich durch das moderne Marketing der Unternehmen über den Tisch ziehen lassen:

  • Konsumenten werden vermehrt zu Mit-Produzenten und beeinflußen die Wirtschaftsunternehmen. Diese Verantwortung-übernehmenden Konsumenten werden auch als „Prosumenten“ bezeichnet.
  • Claudia Langer hat beispielsweise nach dem Verkauf ihrer erfolgreichen Werbeagentur das Webportal „utopie.de“ gegründet:
    • Verbraucher sorgen dort mit strategischem Konsum für mehr soziale Gerechtigkeit und besseres Klima.
    • 3 Jahre nach der Gründung gab es bereits über 55.000 Nutzer.
    • Claudia Langer berät inzwischen große Unternehmen in Fragen z.B. von Nachhaltigkeit.
  • Eine spezielle Gruppe von "Prosumenten" sind die "LOHAS". Diese legen Wert auf Gesundheit & Nachhaltigkeit. Sie sind nicht fanatisch, da sie auch angenehm leben wollen. Die LOHAS "stimmen mit dem Geldbeutel ab" (der bei ihnen meist etwas überdurchschnittlich ausfällt) und bringen so die Wirtschaft dazu vermehrt nachhaltige Produkte auf den Markt zu bringen. Mehr dazu: lohas.de bzw. bei Wikipedia: LOHAS.

Beispiel offene Lebensmittel-Webseite

  • Seit Oktober 2011 gibt es eine neue Seite durch die Verbraucherschutzzentrale: Lebensmittelklarheit.de.
  • Hier können Verbraucher anzeigen, wenn sie sich über die Aufmachung oder Kennzeichnung eines Lebensmittels getäuscht fühlen.

Beispiel offene Umweltschäden-Webseite Eindämmung von Umweltschäden durch Transparenz:

  • Auf einer offenen Statistik-Webseite über Umweltschäden von Wirtschaftsunternehmen in den USA kann jeder Bürger einsehen welche Unternehmen wo welchen Schaden anrichten.
  • Auf der Webseite werden auch Kontakte und Ansprechpartner der Unternehmen genannt. Von Kontamination betroffene Bürger können dann direkt mit den Unternehmen in Kontakt treten.
  • Auch grafisch werden die größten Umweltsünder und kontaminierten Gebiete angezeigt. Diese Infos können die Bürger z.B. bei der Wahl ihres Wohnortes zu Rate ziehen. Dadurch wird wiederum auch die Politik (Steuergelder) Druck auf die Firmen ausüben um die Umwelt zu schonen.
  • Aus Marketing-Gründen wollen die Unternehmen nicht als Spitzenreiter in der Statistik stehen und reduzieren "von sich aus" angeprangerte Umweltschäden.

Bürger beeinflußen Politik

Beispiel Avaaz

In der Politik nehmen Bürger vermehrt Verantwortung war und fordern die ihnen in der Verfassung zustehende Demokratie ein. Dies sieht man z.B. bei der zunehmenden Bürgerbeteiligung bei Online-Petitionen. Das hier mit wenig Aufwand viel erreicht werden kann zeigt AVAAZ:

  • Avaaz ist eine internationale NGO (Nichtregierungsorganisation) welche mit gezielten und effizienten Bürgeraktionen die Bürokratie umgeht und dadurch eine demokratische und erfolgreiche Mitsprache der "kleinen Bürger" erreicht.
  • Avaaz organisiert und führt politische Kampagnen in Bereichen wie Klimawandel, Menschenrechte und Entschärfung religiöser Konflikte durch.
  • Im April 2010 hatte Avaaz bereits 5 Mio. Mitglieder, Ende 2012 bereits 17 Millionen
  • Die Stärke von Avaaz: Mit Hilfe von Technologie ist es möglich, mit einem kleinen Team die Zusammenarbeit von Millionen von Menschen zu koordinieren.
  • Beispiel August 2010: Avaaz erreichte die Durchsetzung eines Antikorruptionsgesetz (korrupte Politiker bekommen nie wieder ein öffentliches Amt) in Brasilien mittels online-Petitionen:
    • Das „Reine Weste“-Gesetz war eine sehr mutige Gesetzesvorlage, das allen Politiker, die wegen Verbrechen wie Korruption und Geldwäsche überführt wurden, verbietet, für öffentliche Ämter zu kandidieren.
    • Gegen 25% der Kongressmitglieder wurde wegen Korruption ermittelt → Das Gesetz hatte damit praktisch keine Chance angenommen zu werden.
    • Avaaz startete die größte Online-Kampagne in der brasilianischen Geschichte mit über 2 Millionen Unterschriften für eine Petition. Avaaz organisierte über 500.000 Online-Aktionen und zehntausende Anrufe.
    • Avaaz bekämpfte täglich korrupte Kongressabgeordnete, die mit allen Tricks gearbeitet haben, um die Gesetzesvorlage zu kippen, zu verzögern, zu ändern und abzuschwächen.
    • Nach der Verabschiedung des Gesetzes standen mehr als 330 Kandidaten vor dem Ausschluss!
  • Seit 2013 können über die AVAAZ-Plattform auch eigen Petitionen eingereicht werden: Starte eine Petition

Mehr dazu:

Beispiel MoveOn
  • Ist ein 1998 gegründetes Kampagnennetzwerk in den USA.
  • Arbeitet ähnlich wie Avaaz.
  • US-Präsident Obama verdankt seinen Wahlsieg 2008 zum Teil dieser Internetgemeinde.
  • Webseite: MoveOn.org

Mehr dazu in Wikipedia: MoveOn (engl.)

Beispiel Campact
  • Das Netzwerk entstand Ende 2004 und arbeitet ähnlich wie Avaaz
  • konzentriert sich auf deutsche Themen.
  • Basis der ca. 500.000 Aktivisten bilden 8.000 zahlende Voll- und 12 stimmberechtigte Vereinsmitglieder (Stand Ende 2011).
  • Viele Aktivisten kommen aus dem Umfeld von Attac.
  • Eine 3-min-Video-Zusammenfassung des Erfolges 2011: campact 2011
  • Webseite: campact.de

Mehr dazu in Wikipedia: Campact

Weitere Kampagnen-Netzwerke

Ähnlich wie Campact und Avaaz arbeiten z.B. folgende Netzwerke:

Eigene Kampagnen starten
  • Auf Change.org kann jeder Nutzer eine elektronische Petition starten. Findet die Idee genügend Unterstützer, kann sich das Netzwerk zu einem schlagkräftigen politischen Instrument wandeln.
  • Auch der Bundestag, das EU-Parlament und einige Landesparlamente bieten die Möglichkeit E-Petitionen zu initiieren. Unterzeichnen mindestens 50.000 Menschen innerhalb von 4 Wochen nach Einreichung der Petition, wird sie im Petitionsausschuss des Bundestages besprochen.
  • Avaaz bietet die Möglichkeit auch eigene Kampagnen zu initiieren. Falls sich eine gewisse Unterstützeranzahl findet, verbreitet Avaaz die Kampagne im eigenen Netzwerk weiter.
Beispiel Wiki-Leaks
  • Wiki-Leaks ist ein Werkzeug um wichtige (vor allem politische) Informationen ohne Repressionen an die Öffentlichkeit zu bringen.
  • Der Informant bleibt unerkannt. Damit können auch "sensible" Informationen verbreitet werden ohne das man eine Vergeltung befürchten muss.
  • Die Informationen werden von unabhängiger Seite mehrfach überprüft um Falschinformationen zu vermeiden.
Beispiel abgeordnetenwatch.de
  • Auf der Internetplattform Abgeordnetenwatch.de können deutsche Politiker des EU-Parlaments, Bundestags sowie von Landes- und Kommunalparlamenten Fragen stellen, die diese oft innerhalb von wenigen Tagen beantworten.
  • Der Briefverkehr ist öffentlich. Somit sind auch vorangegangene Anfragen einsehbar. 400.000 Surfen nutzen das Portal pro Monat (Stand 2014).
  • Zudem sind Politiker vermehrt auf Facebook und Twitter erreichbar, auch wenn die Antworten hier deutlich kürzer ausfallen.
Beispiel Germanwatch
  • Der gemeinnützige Verein Germanwatch aus Bonn deckt Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung von Konzernen auf.
  • Er engagiert sich u.a. auch in Brüssel für ein Gesetz, damit Firmen in Deutschland für im Ausland begangene Menschenrechtsverletzungen verklagt werden können.
Beispie Adhocracy
  • Um Bürgerbeteiligungen in politischen Entscheidungen effizient zu ermöglichen bietet sich die Open-Source-Software Adhocracy an. Immer mehr Organisationen führen eine Internetplattform damit ein.

Druck durch Politik auf Wirtschaft

Sarbanes-Oxley-Act

  • Nach dem Enron-Finanzskandal (größte US-Firmenpleite nach massiven Bilanzfälschungen) können durch ein neues Gesetz die Manager zur Verantwortung gezogen werden. Damit sollte eine gewisse Korrelation von Rang und Risiko erreicht werden.
  • In der Praxis entzieht sich die Unternehmensleitung allerdings wieder der Verantwortung indem sie per Schriftstück die Verantwortlichkeit für Schäden nach unten delegiert.

Kennzeichnungspflichten

  • Mit Kennzeichnungspflichten auf Lebensmittelverpackungen oder die Benutzung bestimmter gefährlicher Chemikalien werden Inhaltstoffe transparent und es wird schwerer für die Unternehmen hier qualitativ minderwertige Produkte zu liefern oder "Abfall" zu verkaufen.
  • Allerdings ist die Kontrolle sehr lückenhaft. Dies zeigen die immer wiederkehrenden Skandale in der Lebensmittelindustrie (Gammelfleisch, Dioxinskandal, BSE...)
  • Auch höhere Busgelder würden wenig bringen. Denn vor Gericht kommt es meist zu vergleichen.
  • Wirkungsvoller wäre mehr Transparenz: Müssten die Behörden die Namen beanstandeter Unternehmen veröffentlichen, könnten die es sich kaum noch leisten, risikoreiche Rohwaren einzukaufen.
  • Doch ausgerechnet das Verbraucherinformationsgesetz verhindert das: Wenn nicht unmittelbar Gefahr droht, dürfen die Behörden die Namen der betroffenen Unternehmen nur auf Anfrage und nach deren Anhörung nennen.
  • Wirkungsvoller als Kennzeichnungspflichten wäre zudem eine strengere und verbindlichere Positivliste und die Wiedereinführung der offenen Deklaration der Inhaltsstoffe auf den Futtermittelsäcken: Ursprünglich mussten die Hersteller exakte Angaben über alle Futterbestandteile machen, doch diese Verpflichtung wurde auf Druck der Branche gekippt (Lobbyismus).
  • Seitdem wissen die Landwirte nicht mehr, womit sie ihre Tiere füttern. Den Schaden tragen sie trotzdem.

Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen

  • In Deutschland werden durch die Politik leider hauptsächlich Großkonzerne ("nationalen Champions") subventioniert und unterstützt. Diese "gedopten Riesen" könnten oft ohne die staatlich gewährte Vorteile nicht mehr überleben.
  • Allerdings sind gerade die "Großen" (s.strukturelle Verantwortungslosigkeit und Größenproblematik) verantwortlich für die größten Schäden. Die "Kleinen" und "Mittleren" haben gar nicht die "Schwerkraft" um massiven Schaden anzurichten.
  • Dagegen werden kleine und mittlere Unternehmen zunehmend von der Bürokratie und zusätzlichen Steuern erschlagen.

Anstatt die ungesunden und riskanten Riesen zu dopen sollten z.B.:

  • Neu-Unternehmer in den ersten 2 Jahren von einem Großteil der Bürokratie befreit und unterstützt werden.
  • Anstatt der Subventionierung von Großkonzernen lieber eine Unterstützung des Mittelstandes (der auch die meisten Jobs schafft).
  • Einführung einer Größensteuer (s.Größensteuer)

Druck durch Wirtschaft auf Politik

Nicht nur die Politik kann verantwortungsloses Handeln von Wirtschaftsunternehmen (z.B. mittels Gesetzen) vermindern. Auch die Wirtschaft kann Druck auf die Politik ausüben um verantwortungsloses Handeln zu reduzieren. Beispiele:

  • Google zog sich als Wirtschaftsfaktor aus China aufgrund der Menschenrechtsverletzungen (Meinungsfreiheit) zurück.
  • Große Firmen mit einem verantwortungsbewußten Image investieren nur in Länder mit einer mehr oder weniger "sauberen" Politik.
  • Die Tourismusindustrie und -Verbände drängen teilweise die Politik zum Schutz der Natur und Nationalparks.

Strukturbedingte Verantwortung

  • Das nachhaltigste und effektivste Mittel gegen strukturelle Verantwortungslosigkeit ist die Organisationsform des Stakeholder-Management.
  • Beim Stakeholder-Management muß man nicht von außen Druck ausüben, damit die Organisation verantwortlich handelt und man braucht auch nicht auf ein "Umdenken" der Unternehmer zu hoffen.
  • Mittels Stakeholder-Management wird die Möglichkeit des unverantwortlichen Handelns strukturell ausgeschlossen (strukturelle Nichtausbeutungsfähigkeit). Bei Stakeholder-Management kann niemand "über den Tisch gezogen" werden.
  • Dies wird erreicht, indem anstatt der traditionellen zentralen, übergroßen Machtpositionen eine echte demokratische Entscheidungsfindung aller Betroffenen effizient organisiert wird.

Mehr dazu: Stakeholder-Management