Beispiele struktureller Verantwortungslosigkeit

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In diesem Artikel werden einige Beispiele zum Artikel strukturelle Verantwortungslosigkeit beschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Machtausübung gegenüber Staat & Gesellschaft

Chiquita: Erpressung von Staaten

  • Der Bananenproduzent United Fruit Co (=UFC, heute „Chiquita“) aus den USA besaß riesige Ländereien, Häfen, Eisenbahnen, Gebäude, Wasserversorgungen, eigene Zollstationen usw. in Mittelamerika.
  • Die Gebühren für die Nutzung waren von UFC so hoch angesetzt, daß dies für die Zivilbevölkerung unbezahlbar war.
  • UFC holzte den ganzen Urwald Mittelamerikas ab um Bananen zu pflanzen.
  • UFC Konnte durch seine Wirtschaftskraft die kleinen Staaten dominieren.

Sturz von Regierungen

Das Eigeninteresse der Firma war mehrfach Anlaß für politisches & militärisches Eingreifen der USA in Mittelamerika.

Beispiel Guatemala

  • Diktator Jorge Ubico gewährte zollfreie Importe und geringe Zölle auf Bananen.
  • Er wurde 1944 gestürzt und Juan Arevalo als demokratischer Präsident gewählt.
  • Die neue Regierung enteignete (gegen Entschädigung) 530 qkm Land und verteilte es an Kleinbauern, forderte bessere Arbeitsbedingungen, Mindestlöhne und Sozialleistungen.
  • UFC forderte unter Vorwand, die Regierung sei kommunistisch, deren Sturz.
  • US-Außenminister John Dulles (früher Anwalt der UFC) sowie sein Bruder Allen Dulles (Chef der CIA) stürzten mit Söldnertruppe die Regierung in Guatemala.
  • Der Nachfolger gab als eines der ersten Amtshandlungen der UFC alles enteignete Land zurück und strich sämtliche Arbeitnehmerschutzgesetze.
  • Es folgte eine 40jährige von der CIA unterstützte Militärdiktatur die über 100.000 Todesopfer forderte.

Beispiel Honduras

  • Der Präsident Honduras wollte UFC gewünschte Steuererleichterungen nicht gewähren.
  • UFC verursachte mittels eines organisierten und bezahlten Putsches den Sturz des Präsidenten.
  • Der neue Präsident befreite die UFC für 25 Jahre von jedweder Steuerzahlung.

Umweltzerstörung

  • Heute wird Chiquita in den Medien oft im Zusammenhang mit „Greenwashing“ genannt und arbeitet mit der umstrittenen Umweltschutzorganisation „Rainforest Allianz“ zusammen.
  • Chiquita arbeitet mit massivem Pestiziteinsatz sowie kauft und rodet viel Wald.

Unterdrückung Kritiker

  • Gewerkschaftlich organisierte Arbeiter werden benachteiligt.

Chiquita reagiert sehr aggressiv gegen kritische Medienberichte, z.B.:

  • Der Journalist Gallagher veröffentlichte im „The Cincinnati Enquierer“ eine umfangreiche Reportage über Chiquita und deren:
    • ausbeuterische Praktiken
    • bewußte Inkaufnahme von Umweltzerstörungen
    • Tolerierung des Kokainschmuggels von Chiquita.
  • Chiquita setzte die Zeitung mit rechtlichen Schritten massiv unter Druck.
  • Da die Informationen teilweise ohne Authorisierung aus dem Voicemail-System Chiquitas stammten mußte die Zeitung >10 Mio.$ Schadenersatz zahlen sowie eine Entschuldigung auf der Titelseite bringen.
  • Gallagher wurde gefeuert und von Chiquita mit Klagen überzogen.
  • Chiquita focht jedoch juristisch niemals gegen den Inhalt der Vorwürfe!

Lobbyismus

Der politische Einfluß von Chiquita ist nach wie vor vorhanden:

  • Der Bananenstreit 1998 zwischen USA und der Europäischen Union wurde durch Chiquita und Dole Food ausgelöst. 1,4 Mio. $ Parteispenden flossen damals von Chiquita
  • Der Bananenexport ist oft die wichtigste Einnahmequelle der mittelamerikanischen Statten. Ein Rückzug von Chiquita wäre ein wirtschaftliches Fiasko. Diese Abhängigkeit wird nach wie vor ausgenutzt.
  • 2007 wurde Chiquita zur Strafzahlung von 25 Mio $ verurteilt, da es in Kolumbien die Paramilitärs mit knapp 2 Mio. $ unterstützte. Paramilitärische Gruppen ermorden gezielt Gegner von Wirtschaftprojekten und terrorisieren die Einheimischen um Interessen großer Wirtschaftsunternehmen durchzusetzen. Die Geldstrafe bekam chiquita lediglich aufgrund Falschaussagen vor Gericht. Obwohl dem US-Justizministerium offenischtliche Hinweise der Verstrickung von Chiquita und den Paramilitärs vorlagen, wurde dies nicht geahndet! (s. Artikel & Radiobeitrag v. 11.4.2011)

Erdöl- und Minenfirmen gegen Natur und Gesellschaft

  • In Südamerika liegen die Erdölvorkommen vor allem im Amazonasgebiet.
  • Die dort ansässige indigene Bevölkerung lebt meist wie vor 100 Jahren von der Jagd und den Ressourcen der Natur. Meist fehlt eine Anbindung zur "Zivilisation".
  • Die Indianer haben meist laut Verfassung hinreichende Bestimmungsrechte um auf ihrem Gebiet Erdölförderungen zu verbieten bzw. müßten über Ausbeutungen welche ihr Gebiet schädigen befragt, am Gewinn beteiligt und für Zerstörungen entschädigt werden. Diese Regelungen werden aber nicht eingehalten. Im Gegenteil Ecuador hat z.B. bereits die gesamte Amazonasregion in Quadrate aufgeteilt und Konzessionen verteilt ohne Indigenas zu informieren.
  • Die Indianer haben aber meist "keine Ahnung", was die Erdölförderung wirklich bedeutet und das damit ihre Lebensgrundlage zerstört wird. Dies wird ausgenutzt: Mit dem Köder: "Arbeitsplätzen gegen harte Währung" (sonst gibt es kaum Einnahmenmöglichkeiten) und ein paar Geschenken werden die Indianer über den Tisch gezogen.
  • Wenn dies nicht funktioniert (inzwischen haben sich die Nachteile meist rumgesprochen), wird Druck ausgeübt:
    • Die Ölkonzerne spalten die indigenen Organisationen mit Bestechungen & Morddrohungen. Hinsichtlich solcher Menschenrechtsverl. ist Oxy (USA) führend.
    • Auch vor der Ermordung von Gegnern wird nicht zurückgeschreckt. In den vergangenen Jahren fielen in Kolumbien rund 600 führende indianische Persönlichkeiten gezieltem Mord zum Opfer.
  • Die schmutzige Arbeit machen dann natürlich nicht die großen Konzerne (die weisen jede Verantwortung von sich), sondern:
    • Der Staat selbst aufgrund von Lobbyismus, Bestechung oder Druck der Konzerne. In Ecuador wurden z.B. geheime Verträge der Ölfirmen mit der ecuadorianischen Armee bekannt. Darin verpflichten sich diese zu einer "Schutzfunktion" und nehmen u.a. Menschen „ohne Ausweis“ im Umkreis der Förderanlagen fest. Da die Indianer prinzipiell ohne Ausweis durch den Urwald laufen, kann praktisch jeder festgenommen werden.
    • Paramilitärische Gruppen: Diese terrorisieren und vertreiben vor allem in Kolumbien die einheimische Bevölkerung und die Gegner geplanter Projekte.
  • Von dem Reichtum aus der Erdölförderung bleibt weder bei den Indianern noch in den entstandenen Erdöl-Städten (z.B. Lago Agrio und Coca in Ecuador) etwas. Hier bleiben nur die Schäden.

Texaco in Ecuador: Zerstörung Regenwald & Indigena

  • Nach 20 Jahren Erdölförderung sind die Lebensgrundlagen für die Huorani-Indianer im Amazonas von Ecuador zerstört:
    • ChevronTexaco hat leitete allein von 1971-1992 72 Mrd. Liter ölverseuchtes Wasser in Flüsse und Sümpfe (die ExxonValdez verunglückte mit 5,7 Mio. L Öl). Dadurch wird Trinkwasser vergiftet und weite Landschaften verseucht. Dies bedeutet den Tod für die Tier- und Pflanzenwelt sowie die Vernichtung der Lebensgrundlage der Indianer.
    • Hunderte Auffangbecken mit Ölschlamm entstanden und sind Zeitbomben.
    • Pipeline-Unfälle passieren im Schnitt aller 3 Tage und Kontaminieren weiter Wasser & Böden.
    • Die Tiere wurden durch Schäden und Lärm verjagt.
    • Die Strassen zu den Förderstellen ziehen Bauern, Holzfäller und Jäger an. Dadurch werden die Indianer weiter verdrängt und der Regenwald zerstört.
    • Die Indianer sind abhängig von der Essensverteilung der Sozialstation der Erdölkonzerne geworden. Wenn das Öl erschöpft ist, schliesst auch die Sozialstation!
    • Da die Indianer sich durch die Zerstörung nicht mehr selbst ernähren können, verarmen sie immer mehr und müssen in die Städte auswandern.
    • Die Huorani bekamen für die Zustimmung der Erdöl-Förderung in ihrem Gebiet einen Außenbordmotor und ein paar Werkzeuge von Texaco.
  • Die Tetete-Indianer mit eigener Sprache und Kultur verschwanden vollständig durch Texaco. Texaco vergiftete den Lebensraum und die Nahrungsquellen und schleppte Krankheiten ein.

Förderverträge

  • Die Laufzeit der Förderverträge beträgt exact den rentablen Zeitraum. Danach gehen die Anlagen an die staatliche „Petroecuador“. Diese kann die fälligen Wartungs- und Reparaturarbeiten nicht bezahlen und verursacht verstärkte Kontaminierungen.
  • Texaco schiebt dann die gesamte Verschmutzung Petroecuador in die Schuhe (2008 war deswegen ein Rechtsstreit über 30 Mrd.$ anhängig).

Trotzdem direkte Umweltverschmutzung durch Ölkonzerne an Tagesordnung. Auch die anderen Erdölkonzerne (z.B. Repsol, Oxy, CGC...) verfahren ähnlich.

Burlington in Ecuador: Einschüchterung Indigenas

  • Der argentinische Konzern CGC erhielt von der Regierung die Konzession zur Erdölförderung im Block 23 im Amazonasgebiet Ecuadors.
  • Hinter dem kleinen CGC stand eigentlich Burlington (USA), die durch CGC die "dreckigere Arbeit" vor Ort machen liessen.
  • Im Block 23 liegt die Quechua-Gemeinde Sarayaku. CGC versuchte Sarayacu zur Zustimmung zu bewegen mit gut bezahlten Arbeitsplatz-Versprechungen.
  • Sarayaku lehnte aufgrund der Erfahrungen der Indianer im Norden von Ecuador ab.
  • CGC versuchte die Gemeinde zu spalten und eine knappe Mehrheit für das Projekt zu bekommen.
  • Als dies Misslang, wurden die Indigenas mit Hilfe des Militärs (Kampfhubschrauber landeten in Kampfuniform usw.) eingeschüchtert um eine Zustimmung zu erwingen.
  • Außerdem wurden: Gegener des Projektes verprügelt und mit dem Tode bedroht. Der Bobonaza-Fluß (einziger Weg ausser den Dschungelfliegern für die Indigenas zur "Zivilisation") wurde gesperrt und die Indianer somit abgeschnitten. Sprengladungen für Probebohrungen wurden unerlaubt gesetzt.

BP in Kolumbien: Unterstützung Terror gegen Menschenrechtler

BP setzt seit 1996 kolumbianisches Militär (trotz bekannter Menschenrechtsverletzungen und Korruption) für seine Interessen ein, z.B.:

  • Für den Bau einer 880 km langen Pipeline schloß BP ein Abkommen mit dem Verteidigungsministerium, daß die Armee die Arbeiten beschützt.
  • Eine spezielle Brigade mit 3.000 Soldaten wurde dafür gebildet.
  • Die britische Eliteeinheit "DSL" bildete kolumbianische Söldner und Paramilitärs aus und schuf eine eigene Söldnertruppe für die BP-Interessen.
  • Die Söldnertruppe vernetzte sich mit den Paramilitärs und privaten Gewaltorganisationen, welche Oppositionelle ermorden oder entführen. Genauso wird Widerstand gegen das Fördervorhaben oder das Eintreten für Gewerkschaftsrechte brutalst unterdrückt.
  • BP selbst soll Fotos und Videoaufzeichnungen von Demonstranten an die Armee weitergegeben haben.
  • BP entzieht sich jeglicher Verantwortung!

US-Firma Drummond läßt in Kolumbien Bauern töten

  • Der US-Bergbaukonzern Drummond beauftragte in Kolumbien Paramilitärs zur Sicherung seiner Vorhaben.
  • Darunter fiel auch die Ermordung von Bauern, welche ihr Land nicht für den Bau der Eisenbahnlinie verkaufen wollten.
  • Mehr dazu: Online-Artikel in Portal Amerika v. 25.12.2010

Ermordung von Kohleminen-Gegnern in Kolumbien

Ermordung und Vertreibung von Maya's in Guatemala für kanadische Nickelmine

  • 2009 zwangen Sicherheitskräfte eines kanadischen Bergbaukonzerns Maya-Familien auf brutalste Weise zur Räumung ihrer Dörfer. Dabei wurden elf Frauen vergewaltigt, ein Maya-Anführer ermordet und ein junger Mann blieb gelähmt zurück.

Mehr dazu: Nickel, Tod und Verantwortung

Präzedenzfall Nestle in Kolumbien

  • In Kolumbien und anderen Regionen mit gewaltbereiten Gruppen gibt es immer wieder Fälle in denen für Großkonzerne unliebsame Gewerkschafter oder Menschenrechtler umgebracht werden.
  • Z.B. haben sich vermutlich führende Mitarbeiter von Nestle der fahrlässigen Tötung des kolumbianischen Gewerkschafters Luciano Romero schuldig gemacht.
  • Der Fall von Romero wurde als Präzedenzfall von der Berliner Menschenrechtsorganisation "European Center for Constitutional and Human Rights" (ECCHR) im März 2012 vor Gericht gebracht.

Mehr dazu: Artikel Frankfurter Rundschau v.6.3.12

Coca-Cola in Kolumbien, Guatemala und Türkei

  • In Abfüllfabriken von Coca-Cola in Kolumbien, Guatemala und der Türkei werden die Menschenrechte mit Füssen getreten. Darunter mutmassliche Kidnappings, Folter und die Ermordungen von Gewerkschaftsführern .
  • Ein Dakumentarfilm darüber auf YouTube: Der Fall Coca Cola (Doku,85min)

Monsanto kontrolliert mit Herbiziden und Gentechnik die Nahrungsmittelproduktion

  • Monsanto war eigentlich ein Chemie-Unternehmen. U.a. stellte Monsanto das Entlaubungsfift "Agent Orange" für den Vietnamkrieg her und das krebserregende PCB.
  • Monsanto verdiente dann sein Geld vor allem mit dem aggressiven Unkrautvernichtungsmittel "Roundup". Dieses ist so aggressiv, dass praktisch alle Pflanzen eingehen.
  • "Roundup Ready" ist auch für den Menschen sehr giftig und vermutlich krebserregend. Dies wird soweit es geht mit Etikettenschwindel und falscher Werbung verheimlicht.
  • Monsanto entwickelte dazu (und entwickelt weiter) gentechnisch veränderte Nutzpflanzen (Soya, Mais, Baumwolle, Blumenkohl...). Diese gentechnisch veränderten Pflanzen sind resistent gegen "Roundup".
  • Monsanto erreichte über Lobbyismus und "gekaufte" wissenschaftliche Studien die Legalisierung seiner Produkte. Inzwischen fast weltweit.
  • Alle Nutzer von Monsanto-Produkten müssen dann Patentgebühren zahlen.
  • Monsanto dringt aggressiv mit seinen Produkten in die Märkte vor. Monsanto kauft immer mehr Saatguthersteller auf und hat dadurch weltweit eine Monopolstellung. In vielen Bereichen gibt es bereits kein Saatgut außer das teurere, gentechnisch veränderte von Monsanto mehr. Die Landwirte sind dann gezwungen diese zu kaufen und geraten in die Abhängigkeit. Dazu muss dann auch "Roundup" gekauft werden.
  • In andere Märkte dringt Monsanto illegal ein und verstreut sein Saatgut. Monsanto selbst sendet dann "Inspekteure" zu den Landwirten und verklagt diese, wenn Monsanto-Pflanzen gefunden werden. Die Nachweise dazu sind oftmals willkürlich. Viele Landwirte sind der Macht Monsantos nicht gewachsen und geben den Widerstand auf.
  • Dabei sind die Risiken von Gen-Pflanzen für Mensch und Umwelt noch überhaupt nicht geklärt.

Mehr dazu im Dokumentarfilm: Monsanto mit Gift und Genen.

Inzwischen ist Monsanto auch dabei Patente auf Nutztiere (z.B. Schweine) zu bekommen. Jeder Schweinezüchter müsste dann Patentgebühren bezahlen, obwohl die Gene nicht einmal verändert wurden. Mehr dazu: Video-Dokumentation.

Lobbyismus

  • Große Konzerne und Organisationen nehmen mittels Lobbyismus Einfluß auf Regierungen um ihre Interessen durchzusetzen.
  • Dabei wird oft mehr Schaden als Nutzen angerichtet.
  • Einige Beispiele dazu: siehe Lobbyismus

Müller-Milch: Fördergelder für Arbeitsplatzvernichtung

  • Müller-Milch erhielt 70 Mio. € Subventionen von EU und Land Sachsen für seine neue Fabrik in Leppersdorf, Sachsen.
  • Dadurch wurden in Sachsen 158 Arbeitsplätze geschaffen.
  • Die Fabrik in Sachsen wurde eigentlich nicht benötigt, da es genug Kapazitäten gab.
  • Die Überkapazitäten wurden bereinigt indem Müller-Milch seine Fabrik in Niedersachsen mit 170 Arbeitsplätzen schloss.
  • In der Summe wurden somit Arbeitsplätze vernichtet.

Erpressung von Staatshilfen

Die großen "Schwergewichte" in der Wirtschaft, welche beim Fall starke Auswirkungen hätten, können mit diesem "Pfund wuchern" und praktisch Staatshilfen erpressen. Bekannte Beispiele dafür waren z.B. Holzmann, Opel und die geretteten Banken aus der Bankenkrise 2008:

  • In der Bankenkrise 2008 wurde es unvermeidlich für den Staat die großen Banken vor der Insolvenz zu retten um einen Domino-Effekt zu vermeiden sowie das Vertrauen in die Finanzmärkte wieder herzustellen und Panik in der Bevölkerung zu vermeiden.
  • Nur alleine für die Rettung der HypoReal Estate wurden über 6 Mrd. € ausgegeben plus das Risiko von Ausfallbürgschaften über einen vielfachen Betrag.

Spekulationen gegen Länder und Währungen

Nachdem die Spekulanten die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrundes getrieben hatten, wurde mit Steuergeldern den Banken unter die Arme gegriffen. Das Geschäftsgebaren der Verursacher der Krise wurde allerdings weder eingeschränkt noch wenigstens reformiert. Das derzeitige Opfer sind Länder und Währungen:

  • Ratingagenturen und Spekulanten strangulieren ein Land so lange, bis die EU die Sicherheiten für die absolut überzogen Schuldendienste übernimmt.
  • Der neue Schuldner ist ein guter Zahler und bringt die geforderte die Rendite der Anleihen. Diese leistungslosen Einkommen müssen am Ende alle über die Steuergelder bezahlen. Der Gewinn daraus bleibt allerdings in ganz kleinen Kreisen unter sich.
  • Beispiele 2010 und 2011: Griechenland, Irland und Portugal

Das nächste Opfer kommt bestimmt! Mehr dazu: Monströse Ratingargenturen, Artikel TAZ vom 7.4.2011

Finanzinvestoren

  • Große Finanziers und HedgeFonds werden immer anonymer und sind "immer weiter weg" vom Schauplatz ihrer Investitionen.
  • Damit werden sie auch immer skrupelloser (verantwortunhgsloser) (oder wollen es lieber nicht wissen), welchen Schaden ihre Investition anrichtet.
  • Hauptsache: die Rendite stimmt.
  • So neu ist dies allerdings auch nicht: Z.B. finanzierten bereits die Rothschilds beide Parteien in beiden Weltkriegen. Ohne diese Gelder, wären die Weltkriege vielleicht zeitiger vorbei gewesen und hätten weniger Todesopfer gekostet. Außerdem hätten die Staaten danach nicht am Schuldentropf gehangen.

Steuerbetrug durch Emissionshandel

  • Sueddeutsche Zeitung Maerz 2011: Der deutsche Fiskus wurde durch einen großangelegten Betrug im Emissionshandel um einen dreistelligen Millionenbetrag geprellt. Durch das Hinterziehen von Umsatzsteuer sei ein Schaden von 850 Millionen Euro entstanden.
  • Mehr dazu im "Spiegel-online": Umsatzsteuerbetrug

Machtausübung gegen Wettbewerber

Union Carbidge: Markteroberung über Preiskampf

US-Anbieter übernehmen den brasilianischen Markt über Preiskampf:

  • Die brasilianische Firma Adeside stellte Klebebänder in Brasilien her.
  • Die Firma Scotch aus Minnesota (USA) begann in Absprache mit Union Carbidge die eigenen Klebebänder auf dem brasilianischen Markt immer billiger zu verkaufen.
  • Der Absatz von Adeside ging zurück. Der Preiskampf (Verkauf unter Produktionskosten) konnte nicht länger durchgehalten werden, da die Banken keine Kredite mehr gewährten.
  • Scotch senkte nochmal die Preise, Adeside drohte die Insolvenz.
  • Union Carbidge trat als Retter gegen die "böse Scotch" in Erscheinung und kaufte Adeside zu einem diktierten billig-Preis.
  • Union Carbide und Scotch teilten den brasilianischen Markt untereinander auf und erhöhten die Preise (höher als zu Beginn des Preiskampfes).
  • Somit refinanzierte Union Carbidge & Scotch die Kosten des Preiskampfes und schafften sich neue Monopole.

Borgward: Insolvenz durch Konkurrenz-Intrigen

  • Der Konkurs des renommierten Automobilherstellers Borgward wird in der Geschichte überwiegend aufgrund von Managementfehler (strukturelle Ineffizienz) gesehen (s. Insolvenz Borgward).
  • Es gibt aber auch Stimmen, welche behaupten, dass Borgward in die Insolvenz durch „Mächtigere“ getrieben wurde, denn:
    • Die Insolvenz war nicht notwendig. Nachdem alle Gläubiger befriedigt wurden und auch der Insolvenzverwalter bezahlt, blieb immer noch ein Überschuß übrig.
    • Der Konkursverwalter Semler hatte vorher beim Konkurrenten BMW gearbeitet. BMW profitierte vom Konkurs des Technologieführers Borgward.
    • Ein Teil der nicht mehr verlängerten Kredite kamen von der Deutschen Bank. Die Deutsche Bank ist Großaktionär beim Konkurrenten Mercedes-Benz. Der Konkurs von Borgward schaffte bei Mercedes mehr Wachstum und Gewinne.

Machtausübung gegenüber Lieferanten

VW: Erpressung von Lieferanten

VW kann aufgrund seiner Monopolstellung gegenüber den Lieferanten Druck ausüben. Dies wird vor allem durch folgende Praktiken des "Einkaufschef" Lopez (nicht nur bei VW) massiv genutzt:

  • Einseitige Reduzierung der Einkaufspreise um 10%: Welcher Lieferant nicht mitmacht fliegt raus.
  • Besichtigung der Lieferantenfabriken durch "Expertenteam". Das Team sichtet mögliche Einsparpotentialen beim Lieferanten. Ohne einen Nachweis der praktischen Umsetzbarkeit reduziert VW den Einkaufspreis entsprechend.
  • VW fordert eine komplette Offenlegung der Preiskalkulation des Lieferanten und drückt dann den Preis auf das Minimum. Dadurch fehlen dem Liefaranten allerdings Rückflüsse für die Refinanzierung der im Vorfeld erfolgten Technologieentwicklung sowie unerwarteter Effekte.

Auswirkungen

  • Der „López-Effekt“ sorgte für eine schmerzhafte Konzentration in der Zulieferindustrie und machte dem Konzern noch lange durch geringere Qualität und hohe Gewährleistungskosten (z.B. Luftmassenmesser und Blinkerrelais) zu schaffen.
  • Der Lopez-Effekt zirkuliert weiter bei den meisten Herstellern.
  • Durch die Konzentration in der Zulieferbranche, wächst die Macht des Zulieferers (die "Einkäufer" haben oft keine andere Wahl mehr und können die Zulieferer nicht mehr gegeneinander ausspielen). Dies kann bis zu einer Umkehr der Machtverhältnisse führen.
  • Durch die mit der Konzentration einhergehender Monokultur gehen viel KnowHow, Kreativität und Innovationen verloren. Die Autoindustrie, welche von den Technologieentwicklungen der Lieferanten profitierte bekommt dies immer mehr zu spüren.

EDEKA und REWE: Erpressung von Lieferanten

  • EDEKA verlangte von seinen Lieferanten unlautere, nachträgliche Rabattforderungen (mit der Androhung des Lieferantenwechsels) nach der Fusion mit Tengelmann.
  • Das Kartellamt schritt ein und verhängte eine Bußgeld.
  • REWE erging es ähnlich.

Müller-Milch: Erpressung Milchbauern

  • Müller-Milch erpresst die von der Molkerei abhängigen Milchbauern.
  • Preiserhöhungen im Markt werden an die Bauern nicht anteilig weitergeben
  • Bauern, welche sich nicht fügen wird gekündigt.

Mehr dazu: Kampf um Milchpreis.

Machtausübung gegenüber Kunden

GAGFAH: Unverschämte Mieterbehandlung & verfallende Häuser

Der WOBA-Verkauf Dresden]:

  • Die kommunale WOBA in Dresden mit 48.000 Wohnungen und 1.300 Gewerbeeinheiten wurde 2006 über die GAGFAH an den dahinter stehenden US-Investor "Fortress" verkauft. Damit stieg die GAGFAH zum größten Immobilienbesitzer auf (sie besitzt auch Wohnungen in anderen Städten wie Hamburg und Wuppertal).
  • Die Stadt Dresden tilgte damit seine Schulden und wollte über Jahrzehnte keine neuen mehr aufnehmen.

Auswirkungen:

  • Der neue Eigentümer GAGFAH erhielt quasi eine Monopolstellung bei Mietwohnungen.
  • Innerhalb von 4 Jahren stiegen die Mietpreise um 20%.
  • Gleichzeitig wurden Instandhaltungskosten praktisch halbiert. Das ist in etwa der Betrag, den die Dividenden-Zielvorgabe von 180 Millionen Euro pro Jahr ausmacht.
  • Außerdem werden mit überteuerten Nebenkostenabrechnungen die Mieter über den Tisch gezogen. Die meisten Mieter beschweren sich nicht, da Heizkosten und Hartz-IV-Mieten oft direkt von den Ämtern bezahlt werden (zu Lasten der Steuerzahler).
  • Bei Wohnungswechsel wird die Mietkaution oft doppelt kassiert.
  • Daraus ergibt sich dann eine enorme Gewinnsteigerung.
  • Auf der anderen Seite verfallen die Wohnungen und der Service.
  • Anfragen von Mietern und auch Anwälten werden einfach ignoriert. Mit der Schaffung der GAGFAH-Holding in Luxemburg entzieht sich die GAGFAH dem Einfluß der deutschen Regeln.
  • Außerdem gibt das Luxemburg-Modell niedrige Steuersätze auf die Ausschüttung an die Aktionäre. 2009 schüttete die GAGFAH trotz eines Verlustes von 75 Millionensatte 180 Millionen an Dividende an Fortress aus. Der Kauf der Wohnungen und die Monopolstellung dient also nur zum "aussaugen" des Bestandes.
  • Durch den Gewinnanstieg war es ein einfaches die GAGFAH an die Börse zu bringen. Dadurch wurden die Eigentümer des Hedge-Fonds "Fortress" zu Milliardären und gaben gleichzeitig das Risiko aus den nun verfallenden Häusern und eventuellen Klagen an die Aktionäre weiter.
  • Die soziale Arbeit der WOBA (z.B. günstigere Mieten für soziale Projekte und Vereine) ging verloren. Bei der GAGFAH gibt es solche Unterstützungen nicht.
  • Durch Abriß von Wohnungen wurde der Markt weiter verknappt und die Mietpreise steigen weiter. Diesen Abriß läßt sich die GAGFAH von der Stadt Dresden bezahlen.

Mehr zu den Machenschaften der GAGFAH: Spiegel Artikel v. 23.5.2011

Telekom: Monopolpreise & schlechter Service

  • Das die Telekom überhöhte Monopolpreise von seinen Kunden verlangte, stellte sich nach der Marktöffnung schnell heraus:
    • Die Preise fürs telefonieren sanken innnerhalb von 2 Jahren nach der erfolgten Marktöffnung 1998 um 90% !
    • Zudem verbesserte sich die Leistung und der Service.
  • Wo möglich nutzt die Telekom auch heute noch ihre Monopolstellung (vor allem in Ortsnetzen und Analogbereich). Beispielsweise werden durch das Monopol über das Telefonnetz die Wettbewerber nachteilig behandelt (bei Störungen des Kunden, Anbieterwechsel usw.). Ohne die Clearing-Stelle des Bundes wäre die Benachteiligung der Anderen bedeutend größer.

Deutsche Bank: Unterlassene Risikohinweise

  • Umso risikoreicher Anlagen sind, umso höhere Provisionen bekommen Bankberater.
  • Deswegen gibt es immer wieder Schlagzeilen mit Beispielen falscher Beratungen in denen der Kunde "über den Tisch gezogen wurde".
  • Die Bank verdient dabei so oder so (egal, ob der Kunde verliert oder gewinnt).
  • Diese Art von Machtausübung resultiert im gegensatz zu den anderen Beispielen nicht unbedingt aus "Größe", sondern vor allem aufgrund des Wissensvorsprunges gegenüber dem Kunden.

Beispiel Deutsche Bank:

  • In einem vernichtenden Untersuchungsbericht hat der US-Senat die Schuld führender Geldinstitute an der Finanzkrise 2008 entlarvt. Ganz vorne dabei: die Deutsche Bank (Artikel Spiegel v.15.4.2011). Die Deutsche Bank hat wissentlich "giftige", hochriskante Zertifikate als sicher weiterverkauft.
  • Die Deutsche Bank bescherte vielen Unternehmern, Kommunen und Städten Mehrkosten durch falsch dargestellte Zinswett-Geschäfte. Mehr dazu: Deutsche Bank verliert Prozess um Zinswetten, Deutsche Welle, 22.3.2011

Pharma-Patente zu HIV

  • Durch Pharma-Patente werden Kranken notwendige Medikamente und Therapien vorenthalten. Dies führt zum unnötigen Tod von Millionen Menschen. Ein Beispiel dafür ist die Versorgung von AIDS-Patienten. Mehr dazu: Beispiel HIV