Gebrauch statt Verbrauch von Ressourcen

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Problem Ressourcenverbrauch[Bearbeiten]

Wir verbrauchen die Ressourcen der Natur und schädigen sie mit immer mehr Schadstoffen (s.Umweltzerstörung):

  • Die großen Zivilisationen (s. auch Größenproblematik) haben über Jahrtausende die Ressourcen ihrer direkten Umgebung aufgebraucht, den Müll in der Natur entsorgt (das war anfangs kein Problem, da alles "bio" war) und sind weiter gezogen, wenn die Rohstoffe aufgebraucht waren (oder haben mehr erobert).
  • Dies hielten schon die Ägyptern, Römer und Inka so. Nur bei kleineren Gemeinschaften (z.B. Indigenas im Amazonas) traf dies nicht zu.
  • Dieses Verhaltensmuster zieht sich bis in unseres Industriezeitalter.

Allerdings sind:

  • Die Rohstoffe (z.B: Erdöl) und Ressourcen (z.B. Frischwasser) limitiert genauso wie
  • die Fähigkeit unseres Planeten Abfall und Schadstoffe zu absorbieren

Der Druck durch Klimakrise, fehlender Rohstoffen (z.B. "Peak Oil"), zuviel an Abgasen usw. zeigt uns, dass die Zeit knapp wird. Das bloße weitermachen ist kriminell. Wir brauchen also eine Lösung:

Altland-Lösung: Reduzierung des Verbrauchs[Bearbeiten]

Da wir inzwischen merken, dass dies nicht lange gutgehen kann, wird darauf gesetzt weniger zu verbrauchen (effizienter zu werden). Wir sollen:

  • Weniger konsumieren und am besten so leben sollten wie die Menschen in Bangladesch (s. Diskussion des "ökologischen Fußabdruck")
  • Andere von unserer "entwickelten" Lebensweise ausschliessen (mehr Mauern bauen?)
  • Das Bevölkerungswachstum reduzieren.

Diese "Verzichtsethik" ist naiv und gefährliche und kann auch gar nicht das gewünschte Ziel bringen (s.Effizienter Ressourcen- & Schadstoffverbrauch)

Lösungsansatz Gebrauch statt Verbrauch[Bearbeiten]

Anstatt die Natur und deren Ressourcen zu ver-brauchen sollten wir sie nur ge-brauchen. Oder mit anderen Worten: Wir müssen effektiv anstatt effizienter werden. Wir werden nicht darum herumkommen Schadstoffe herzustellen und Ressourcen wie Eisen, Kupfer und Erdöl zu nutzen! Aber warum

  • müssen diese Dinge am Ende auf irgendeiner Deponie landen, verbrannt oder ins Meer gekippt werden?
  • Warum machen wir wertvolle Stoffe unbrauchbar und sogar schädlich? Bsp. Wasserklosett: wertvolle Biomasse wird im toxischen Klärschlamm unbrauchbar gemacht und dadurch ein wichtiger Kreislauf unterbrochen. Hundertwasser sagte dazu: "Der Weg vom Essen zur Scheiße funktioniert, der Weg von der Scheiße zum Essen aber nicht".

-> Diese Schad- und Rohstoffe will niemand konsumieren. Man will ja keinen Computer essen, sondern nur nutzen! Warum also nicht einfach die einmal geförderten Rohstoffe und produzierten Schadstoffe immer wieder verwenden anstatt die Rohstoffe zu erschöpfen und immer mehr Schadstoffe in Boden, Meere und Luft einzubringen?

Mit Gebrauch statt Verbrauch würden wir:

  • nicht nur aufhören unsere Natur mit Schadstoffen zu zerstören und unsere Ressourcen zu erschöpfen, sondern
  • es bräuchte auch niemand mehr ein schlechtes Gewissen beim konsumieren, Autofahren oder beim Anblick (s)eines Kindes (Überbevölkerung!) haben.
  • wir wären auch beim Konsumieren wieder im Einklang mit dem "Gesetz des eingeschränkten Wettbewerbes".

Achtung

  • Diese hier beschriebene notwendige Priorisierung der Effektivität (geschlossene Stoffkreisläufe) vor Effizienz (sparen), betrifft vor allem unsere produzierten Waren.
  • In bestimmten Bereichen, wie z.B. der Energie, brauchen wir beides! Hier werden wir um einen effizienteren Umgang mit Energie (=sparen), bei den derzeitigen Möglichkeiten der Nutzung alternativer Energien, in den nächster Jahrzehnten nicht umhinkommen ! Bei der derzeitigen Verschwendungs-Rate dürfte dies aber nicht so problematisch sein (es wird keiner im Winter deswegen erfrieren)...

Vorbild Natur[Bearbeiten]

Die komplette Natur funktioniert nach dem Prinzip GE-brauch anstatt VER-brauch (oder NUTZstoffe anstatt SCHADstoffe): Was eine Spezies übrigläßt ist für eine andere Nahrung.

  • Obwohl die Ameisen 4x mehr Biomasse als die Menschen auf die Waage bringen, verursachen sie keinen Schaden oder verbrauchen Ressourcen. Alles was sie hinterlassen sind Nutzstoffe für andere Organismen.
  • Wenn wir genauso vorgehen, kann unser Planet sehr gut mit 20 Mrd. Menschen leben! Für die Ernährung werden lediglich 0,25 ha/Person benötigt, bei pflanzlicher Ernährung wesentlich weniger (s. Notwendiges Land).

Umsetzung[Bearbeiten]

Wir müssen unsere Produkte alle nochmal neu erfinden und so "designen", dass sie keinen Schaden anrichten oder sogar nützlich für die Biosphäre sind. D.h., daß sie:

  • Nach Gebrauch komplett wiederverwertbar werden (z.B. Glasflaschen) oder
  • kompostierbar sind (z.B. Papiertüten) oder
  • sogar noch einen Mehrwert für die Natur bringen (z.B. Häuser welche die Luft aktiv reinigen und auf gleicher Grundfläche mehr Lebensraum für Tiere + Pflanzen bieten als ohne Haus).

-> Damit werden geschlossene Kreisläufe geschaffen und es gibt wie in der Natur kein Abfall mehr, sondern nur noch Nutzstoffe.

Wenn ein Unternehmen seine Produktion auf "Gebrauch statt Verbrauch" umstellen möchte, dann sind verschiedene Frontlinien anzugehen. Der Teppichhersteller Interface kann hier als Beispiel dienen. Interface hat 7 Schritte zur Umsetzung eines 100% nachhaltigen Unternehmens herausgearbeitet und umgesetzt: Interface Inc. (Teppichhersteller)

Anreize zur Umsetzung[Bearbeiten]

  • Optimal wäre die Einführung einer Minderwertsteuer. Damit würde die Wirtschaft sich selbständig auf die neuen Produkte einstellen und es würde auch das benötigte Geld für die Entwicklungsarbeit zur Verfügung gestellt.
  • Gesetzliche Vorschriften: Wenn jeder Hersteller nicht nur seine Produkte zurücknehmen müsste (und sie dann nur zur Deponie bringt), sondern diese auch vorschriftsmäßig in unschädliche Bestandteile zerlegen müsste, wäre dies so teuer (bzw. geht bei vielen Produkten derzeit gar nicht), dass es sich nur noch lohnen würde Dinge zu verkaufen, deren Bestandteile am Ende wieder verwendet werden können.
  • Druck durch die Konsumenten (strategischer Konsum).

Praktische Beispiele[Bearbeiten]

Cradle to Cradle[Bearbeiten]

Das "gebrauchen anstatt verbrauchen" tatsächlich funktioniert und wir unsere Produkte + Dienstleistungen ohne "Wohlstandsverlust" im Einklang mit der Natur herstellen können, beweisen erfolgreiche Siegel wie "Cradle to cradle":

  • Cradle to Cradle (von der Wiege zur Wiege) wurde durch den deutschen Chemiker Michael Braungart und US-Architekt William McDonough gegründet.
  • Es wurden bereits über 600 Produkte erfolgreich entwickelt und vermarktet. Dies auch vermehrt in großen Konzernen

Beispiele:

  • Der Teppichkonzern Interface wurde durch Gründer & Chef Ray Anderson vom Plünderer und Verschmutzer zum Nachhaltigkeitspionier. Ray Anderson ging es nicht nur darum einzelne "Cradle to Cradle"-Produkte herauszubringen, sondern sein komplettes Unternehmen auf "Cradle to Cradle" umzustellen. Die Schritte dazu (auch als Beispiel für andere Unternehmen): Interface Inc. (Teppichhersteller)
  • Möbelgigant Herman Miller produziert den Bürostuhl "Mirra" aus wiederverwertbaren Teilen. Nach Gebrauch geht er zurück an den Hersteller, der einen neuen Stuhl aus den Teilen macht.
  • Lampe „Malva“ aus gehärtetem Viskose+Cellulose. Zur Entsorgung kommt sie einfach auf den Kompost.
  • Häuser welche durch bestimmte Farben und Beton die Luft aktiv reinigen und auf gleicher Grundfläche mehr Lebensraum für Tiere + Pflanzen bieten als ohne Haus. Ein Beispiel dafür ist die Firmenzentrale von Bionorica
  • Fenster, welche nach ihrer Lebenszeit wieder zurückgegeben werden und daraus neue Fenster enstehen.
  • Mit einem japanischen Hersteller wird ein Auto entwickelt ohne Entsorgungsproblem: Der Kunde kauft die Dienstleistung Autofahren (z.B. 150.000 km). Danach gibt der Kunde das Fahrzeug einfach zurück. Der Hersteller zerlegt das Fahrzeug und verwendet alles in einem neuen Fahrzeug (auch die Farben).
  • Airbus verwendet z.B. im neuen Großraumflugzeug A380 eßbare Sitzbezüge. Dies nicht nur, weil sie am Ende kompostierbar sind, sondern vor allem, da die Passagiere durch Verdunstung & Abrieb die Stoffe einatmen und dadurch auch die Inneluft verbessert wird. Diese Ideen sind auch in den eigenen vier Wänden sinnvoll. Die schlechteste Außenluft in Deutschland ist immer noch besser als die Luft in einem geschlossenem Wohnraum, da die meisten Möbel, Plaste, Teppiche usw. schädliche Stoffe emitieren. Diese Stoffe sind sogar oft krebserregend.
  • Der Autokonzern Ford setzt verschiedene Cradle to Cradle - Produkte ein.

Plusenergiehaus[Bearbeiten]

Ein Plusenergiehaus erzeugt mehr Energie, als es verbraucht. Dazu gibt es verschiedene Projekte. Eines steht in der Nähe von Bautzen. Ein Forscherteam um Professor Clemens Felsmann vom Institut für Energietechnik an der Technischen Universität Dresden konzipierte dieses Eigenheim:

  • Es produziert genügend Energie um auf 142qm Wohnfläche einen 4-Personen-Haushalt zu versorgen und den Betrieb von 2 E-Autos und einem E-Roller mit einer jährlichen Fahrleistung von 29.000km zu gewährleisten. Zudem speist es zusätzlich Strom ins öffentliche Netz ein.
  • Warmwasser wird über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe bereitgestellt, indem diese die inneren Wärmegewinne zur Wärmeerzeugung einsetzt.
  • Der geringe Heizbedarf (Passivhaus) wird über elektrische Heizsysteme abgedeckt. Auch die Abwärme von elektrischen Geräten und Personen wird für die Wärmeversorgung genutzt.
  • Das Energiekonzept des Hauses beruht ausschließlich auf dem Energieträger Strom sowie der Nutzung von erneuerbaren Energien in Form von Solarstrahlung, Erdwärme und Außenluft.
  • Die in den Fahrzeugen eingebauten Akkus dienen als Stromspeicher und versorgen das Haus bei fehlender Sonne.

Zur Gesamtumweltbilanz gehört auch die Energie, die zum Brennen der Ziegel, zur Herstellung der Fotovoltaikmodule oder der Entsorgung von Materialien verwendet wird. Die TU Dresden verbindet daher den Plusenergie-Ansatz mit Überlegungen zur Recyclingfähigkeit und Mehrfachnutzung von Baustoffen.

Recycling von Edelmetall[Bearbeiten]

  • Aufgrund von knapper und teurer werdender Rohstoffe bzw. deren Monopolisierung (s.Rohstoffmonopole) werden vermehrt Edelmetalle und Seltene Erden aus z.B. Elektroschrott recycelt.
  • Dies ist allerdings mit hohem Aufwand verbunden und es kann auch nur ein Teil recycelt werden. Wünschenswert ist demnach auch hier schon bei der Entwicklung des Produktes an das spätere Recycling zu denken (siehe oben "cradle to cradle").
  • Mehr dazu:

Recycling von Aluminium[Bearbeiten]

  • Aluminium läßt sich zu 100% recyceln.
  • Die Herstellung von Recycling-Alu kostet nur 5% der Energie wie Primäraluminium
  • Die Menge des jährlich in den USA weggeworfenen Alus entspricht dem Jahresbedarf der US-Autoindustrie.
  • Theoretisch könnte das heute in Umlauf befindliche Aluminium den weltweiten Bedarf decken.

Die Isländer bräuchten also ihre Natur nicht zu opfern (s. Umweltzerstörung).

Weitere Beispiele[Bearbeiten]

  • Waschnüsse kommen nach dem Wäschwaschen einfach auf den Kompost
  • Kompostklo's vergeuden keine wichtigen Ressourcen (Klärschlamm wird verbrannt und alle Rohstoffe gehen verloren) sondern schaffen einen Stoffkreislauf
  • Auf der Pazifikinsel Rapa Iti soll ein Leben im Einklang mit der Natur als Modellprojekt entstehen (Stand 2011).
  • Mit dem ZERI-Projekt wurden tausende von Wirtschafts-Innovationen analysiert und diejenigen, mit dem höchsten Potenzial ausgewählt. Dabei mussten die ZERI-Grundsätze (keine Verschwendung von Ressourcen, aus Abfall werden neue Produkte) erfüllt sein. Eine Liste mit den Top-100 Innovationen: Zeri-Deutschland.

Smart Factory[Bearbeiten]

Mit Smart Factory oder Industrie 4.0 wird die vollständig vernetzte, nahezu intelligente Fabrik der Zukunft bezeichnet:

  • Jedes einzelne Produkt trägt einen Mini-Funkchip in sich und wird so zu einem Informationsknoten im "Internet der Dinge", in welchem nicht nur Personen miteinander kommunizieren, sondern eben Objekte.
  • Die Produkte rollen nicht mehr in Massenfertigung vom Fliessband, sondern werden bis zuletzt auf jeden Kundenwunsch zugeschnitten: Plastikwürfel sagen den CNC-Fräsen selbständig, ob aus ihnen ein Schlüsselanhänger oder eine Handyhülle werden soll. Karosserieteile weisen die Roboter an, ob sie möglichst schnell oder möglichst energiesparend bearbeitet werden sollen, je nach Kapazität oder Nachfrage.
  • Bauteile werden in kleinen Stückzahlen und in Echtzeit produziert. Das spart Rohstoffe und Energie. Die Roboter fertigen nicht für die Halde, sondern erst nach Eingang einer Bestellung.
  • Dadurch sinken die Kosten. Statt billiger Massenware aus China könnte wieder in Europa produziert und Transportkosten gespart werden.
  • Wenn das Produkt seine Herkunft und Beschaffenheit kennt, lässt sich ein Recycling als Primärrohstoff durch Maschinen kostengünstig realisieren. Die Hersteller wären dann selbst daran interessiert "ihre" Produkte am ende ihrer Lebensdauer wieder zurückzubekommen um daraus etwas Neues zu Produzieren. Wir könnten uns damit die Naturzerstörung aufgrund unseres Rohstoffhungers ersparen.

Vorteile Arbeitsmarkt[Bearbeiten]

  • Das Überarbeiten der Produkte (Neu-Designen) bietet grosse Chancen für Produktdesigner, Wissenschaftler und Ingenieure.
  • Genauso benötigt die Umstellung auf "Smart Factory" mittelfristig ein mehr an Fachkräften und Akademikern.
  • Langfristig werden "einfache" (Niedrig-Lohn-)Jobs in der Massenindustrie wegfallen. Dies sollte ein wünschenswertes Ergebnis für die Gesellschaft sein.

Notwendigkeit[Bearbeiten]

  • Die Umstellung unserer Produkte & Dienstleistungen auf Gebrauch statt Verbrauch ist absolut notwendig. Falls wir dies nicht in wenigen Jahrzehnten schaffen, werden unsere Rohstoffe sich nacheinander erschöpfen und die zunehmenden Schadstoffe zu hohen Kosten sowie Einschnitten in der Lebensqualität führen.
  • Danach wissen wir vielleicht wie wir unsere Produkte hätten konzipieren müssen, aber dann ist es zu spät. Denn wir werden weiterhin Rohstoffe benötigen. Diese dann aber aus einer Sondermülldeponie wieder zu recyceln geschweige denn aus dem Meer oder der Luft zu filtern wird technisch kaum möglich oder bezahlbar sein.
  • Für den Großteil der Menschheit würden heutige "normale" Annehmlichkeiten nicht mehr möglich sein.

Quellen & Links[Bearbeiten]

Zu Cradle to Cradle:

Sonstige

  • Die Webseite blueeconomy.de widmet sich praktischen Techniken um unsere Ressourcen in Kaskadensystemen so zu nutzen, dass der Abfall eines Produkts zum Ausgangsmaterial für etwas neues wird.