Externalisierung von Umweltkosten

Aus Nuevalandia
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Absurdität durch Buchungsfehler

Unsere Wirtschaft ist vor allem deshalb für einen Großteil der Umweltzerstörung und des sozialen Elends verantwortlich, da die daraus entstehenden Kosten (durch Luft- und Wasserverschmutzung, Raubbau, Vertreibung der Bevölkerung durch Bergbau...) nicht das verursachende Unternehmen trägt, sondern die Gesellschaft (Sozialisierung der Kosten durch Umweltzerstörung). Die Profite werden dagegen privatisiert (behält der Verursacher). Die Gesellschaft bekommt über Steuern höchstens einen Bruchteil daraus.

Dadurch entsteht die Absurdität, dass die Zerstörung von Gesellschaft und Natur als Profit verbucht wird und offiziell angeblich unseren Wohlstand mehrt (siehe Bruttoinlandsprodukt). Somit werden selbstzerstörerische Verstöße gegen das Gesetz des eingeschränkten Wettbewerbes subventioniert. Die Zerstörung unserer Ökosysteme wird hoch profitabel. Nachhaltige Wirtschaftsweisen sind dagegen nicht konkurrenzfähig (abgesehen der Produktion für spezielle Kundenkreise, s.strategischer Konsum).

Somit:

  • subventionieren wir praktisch die Zerstörung unserer Umwelt & Gesellschaft und
  • verweisen die chancenlose (nicht-subventionierte) nachhaltige Wirtschaftsweise auf ein Nischendasein.

Ein konkretes Beispiel von tausenden dazu: Aluminiumindustrie in Island.

Weitere Beispiele

Landwirtschaft

  • Ob bei der Belastung von Gewässern, Grundwasser und Brunnen mit Pestiziden und chemischem Dünger oder bei der zur Regenwaldvernichtung führenden Sojaproduktion für Tiermägen oder Dieseltanks, immer ist es die Externalisierung von Kosten der intensiven Landwirtschaft, welche die "Skaleneffekte" (Kostenvorteile durch Massenproduktion – verstärkt durch größere Marktmacht, s. Größenproblematik) erst möglich macht.

Tierhaltung

  • Weil eine Hochleistungskuh kurzfristig mehr Milch und Fleisch produzieren kann als die Kuh einer Extensivrasse, wird ihr fälschlicherweise eine signifikant höhere Effizienz und damit Klimafreundlichkeit unterstellt.
  • Aber die mit Getreide, Mais und Soja intensiv gefütterten Tiere sind nur scheinbar produktiver. Ob Huhn, Rind oder Schwein – erst unser Wirtschaftssystem, das auf Nutzung natürlicher und kultureller Gemeinressourcen bei mangelnder Investition in deren Erhalt beruht, macht sie "rentabel". Die problematischen Umweltwirkungen und Energiebedarfe werden nicht berücksichtigt.
  • Angepasstheit hat die ursprüngliche Anpassungsfähigkeit der Tiere an schwankende Standortbedingungen zunehmend verdrängt. Im Käfig findet diese züchterische Einfalt ihr Extrem:
    • Hybridhennen, maximal angepasst an normierte Einheiten, leben weltweit unter fast identischen Bedingungen, ob auf Island, den Philippinen, in Kenia, Kalifornien oder im Oman.
  • So wird Diversität, eines der zentralen qualitativen Merkmale vitaler Lebensgrundlagen, durch eine einfältige, tierische Monokultur ersetzt (s.auch Größenproblematik).

Weitere generelle Beispiele

  • Umweltschädliche Technologien, Produkte sowie Raubbau verursachen Umweltzerstörung und Kosten in der Zukunft bzw. sinkende Lebensqualität.
  • Kosten für die "Wiederherstellung" sind z.B. Wiederaufforstung, Säuberung kontaminierter Böden, Müllbeseitigung, teureres Trinkwasser, Stress und Krankheiten, Umsiedlungsprogramme usw.

Subventionierung zerstörerischer Wirtschaftsweise

  • Die entstehenden Folgekosten könnte man als „Natur-Abschreibung“ bezeichnen.
  • Diese „Abschreibung“ ist im Preis der Produkte nicht enthalten und muss die Gesellschaft über sinkende Lebensqualität bzw. teure „Wiedergutmachung“ bezahlen.
  • Diese fehlenden Kosten in der Bilanz der Produzenten stellen somit eine indirekte Subventionierung von umweltschädlichen Produkten dar.
  • Ein nachhaltig produzierender Unternehmer hat dagegen die Kosten in der eigenen Bilanz und ist nicht konkurrenzfähig. Es bleibt beim „Nischendasein“ in Abhängigkeit von verantwortlichen Konsumenten, welche den höheren Preis bezahlen (strategischer Konsum). Der Bevölkerungsanteil solcher "bewußterer Konsumenten" ist zu gering um den Umweltschaden zu verhindern.

Externalisierung von Sozialkosten

  • Allerdings werden nicht nur die Umweltkosten externalisiert, sondern auch die Sozialkosten.
  • Auch hier sind resultierende Schäden & Kosten an der Gesellschaft (den Menschen) nicht im Produktpreis eingerechnet. Dies sind z.B. Schäden & Kosten aus:
    • der Vertreibung der Bevölkerung (z.B. durch Ansiedlung von Industrieprojekten oder durch Kontaminierung, Verbrauch oder Privatisierung von wichtigen Ressourcen für die lokale Bevölkerung wie Wasser, Wald, Ackerland)
    • der gesundheitlichen Schädigung, (z.B. durch extreme Arbeitsbedingungen oder zunehmende Umweltverschmutzung)
    • Kinderarbeit im Einklang mit fehlender Bildung
    • Auch Kriege, Hunger, Krankheiten und Depressionen haben immer öfters etwas mit unserem Wirtschaftssystem zu tun.

Lösungsansatz durch Politik

  • Man kann die Verantwortung nicht einfach auf die Konsumenten abschieben, die eben nur "billig" kaufen wollen. Hier ist genauso die Politik gefragt und muss für eine gerechte Kostenverteilung sorgen. Ein guter Ansatz hierzu ist die Korregierung der Kostenverteilung über eine Minderwertsteuer.