Beispiele Altland-Neuland
Aus Nuevalandia
Die hier beschriebenen Beispiele sollen die Prinzipien von Neuland verdeutlichen. Reine Neuland-Projekte (selbstreguliert und nachhaltig) sind noch nicht so häufig bzw. schwerer auszumachen. Einzelne Aspekte der Neuland-Prinzipien finden sich dagegen fast überall.
Beispiele in traditionellen Wirtschaftsunternehmen
Neuland-Prinzip | Neuland-Beispiel | Altland-Äquivalent |
---|---|---|
kleinteilige Vielfalt | Kleinteiliges deutsches Sparkassen- und Bankensystem (40.000 Kunden pro Bank) steht in der Finanzkrise 2008/2009 besser da als konzentriertes in Spanien (125.000 Kunden pro Bank). Vor allem die regional ausgerichteten Genossenschaftsbanken hatten ein stabiles Geschäft und die geringe internationale Ausrichtung kaum Ausfälle. | Große einzelne Banken haben zwar geringere Kosten (pro Kunde), aber auch ein höheres Risiko wie z.B. Dresdner Bank[[1]] oder Commerzbank[[2]] spüren durften. Im öffentlichen Sektor: Die Sparkassen sind zwar auch regional orientiert und dadurch kaum direkt von der Finanzkrise betroffen, aber sie sind an den Landesbanken beteiligt. Die Landesbanken sind mit ihrem Geschäft eher als Monopole zu betrachten und es fehlt noch mehr an Verantwortlichkeit wie in privaten Großbanken. Beispiele sind hier der Notverkauf der Sachsen LB sowie WestLB, LBBW und Nord LB [[3]] |
kleinteilige Vielfalt | Mehrere, kleinere Niederlassungen: Die Mercedes-Benz Niederlassungen in Deutschland haben gleiche Organisationsstrukturen, Ausrichtung und Möglichkeiten. Deswegen sind sie gut untereinander vergleichbar. Im Ranking nach der Umsatzrendite (Gewinn pro Umsatz) liegen tendenziell die kleinen Niederlassungen besser als die Großen. | Wenige, große Niederlassungen: Entscheidungen sind öfters "zu weit weg" und nicht optimal. Dies hat meist qualitative Effekte, welche schlecht nachweisbar und kostenmäßig bewertbar sind. Damit wird es oft nicht als Grund-Ursache erkannt. |
Transparenz, Selbstorganisation | Eigenverantwortliche Profitcenter anstatt klassische Hierarchien. Dadurch werden Fehler schneller erkannt und es wird schneller reagiert. | Zum Großteil verhinderten die klassischen Hierarchien bei Airbus die Auslieferung des A380 und kostete damit Milliarden sowie 10.000 Arbeitsplätze: Durch starre Hierarchien fehlt umfassende, betriebsübergreifende Koordination und Kommunikation. Beim Luft-Giganten Airbus achtete man penibel auf die Einhaltung des Proporzes bei Posten und Verantwortung. Die zähen, wenig entscheidungsfördernden Strukturen erwiesen sich als Hemmschuh. Nach unten erzeugten die Top-Manager ungeheuren Druck und Angst. Die Chefetagen wollten nur Erfolgsmeldungen hören. So entstand ein "Kartell des Todschweigens". Über diese Altland-Strukturen konnte man sich schon vor dem A380-Problem beim Schachern um Posten amüsieren[[4]]. |
Selbstorganisation | Das Kreditkarten-Unternehmen Visa-Card verleiht selbst kein Geld an Kunden. Visa-Card stellt Banken oder anderen Herausgebern seine Infrastruktur und Marke zur Verfügung und ist bei der Nutzung in Geschäften prozentual beteiligt. Visa-Card ist damit unabhängig von Ausfallrisiken und die Kreditkarte passt sich selbstorganisiert an die verschiedensten Zwecke an. Denn jede Bank hat als Herausgeber eine große Entscheidungsfreiheit, kann die eigenen Kunden optimal bedienen und ist selbst in der Pflicht aufgrund der eigenen Verantwortlichkeit bei Ausfällen. Visa-Card ist mit dieser organisatorischen Neuheit der mit Abstand erfolgreichste Kreditkartenanbieter geworden. Der Gründer Dee Hock beschreibt das Prinzip in seinem Buch "Die chaordische Organisation" als eine fruchtbare Verbindung zwischen Chaos und Ordnung. Master-Card als zweiterfolgreichste Kreditkarte funktioniert ähnlich.[[5]] | American Express und Discover Financial Services verleihen selbst Geld an die Karteninhaber. Diese sind oftmals dann "zu weit weg" als für die "Hausbank" des Kunden und es kommt zu höheren Ausfällen oder zu ungenutztem Potential aufgrund zu hoher Restriktionen. |
Verantwortlichkeit | Mit Einführung des ["Sarbanes-Oxley Act"] reagierte die USA auf die Bilanzskandale von Enron u.a. Um die Manager mehr "in die Pflicht zu nehmen" werden dadurch z.B. Strafen und Haftung von Wirtschaftsprüfern verschärft sowie Verantwortung und die Rückzahlung erfolgsabhängiger Vergütungen geregelt. Dies ist allerdings auch keine optimale Lösung, da mit dem Gesetz auch zusätzliche große Kontrollinstanzen (jenseits von Selbstorganisation) geschaffen wurden. | Enron-Skandal: Der Energiekonzern [Enron] verursachte durch gefälschte Bilanzen die größte Pleite der US-Geschichte und tausende Mitarbeiter verloren ihre Ersparnisse. |